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Wo kann man schon in Berlin ungestraft seine lästige Verwandtschaft vergiften, um an deren Erbe zu kommen? Wo kann man schon Berliner Banken ausrauben, ohne dass sich die Polizei der Bundeshauptstadt dafür interessiert? Im Berliner Ortsteil Friedrichshain ist all das möglich! Sollten dort in der Palisadenstraße 48 Halunken, Gaunern, Banditen, Mördern und Heiratsschwindlern Handschellen angelegt werden und hinter „Schwedischen Gardienen“ wandern müssen, ist der Aufenthalt nicht von langer Dauer. In der Palisadenstraße 48 befindet sich das „Berliner Kriminal Theater.“ Unsere Redaktion hat dort die Vorstellung „ZWEI WIE BONNIE UND CLYDE …denn sie wissen nicht, wo sie sind!“ besucht.

Eine Krimi-Komödie von Tom Müller und Sabine Misiorny. Regie führte Elisabeth Engstler, die Ausstattung stammte von Mirjam Kastner. Chantal (Alexandra Maria Johannknecht) und Manni (Oliver Gabbert), alias Bonnie und Clyde, träumen vom großen Geld, Heirat in Las Vegas, Rente an der Copacabana. Dafür muss aber erst mal eine Bank geknackt werden. Ein Kinderspiel! Zumindest, wenn die Beifahrerin auf der Flucht Straßenkarten lesen könnte und nicht ständig links und rechts verwechselte. Dass beide schließlich in einem ehemaligen Schuhdepot landen, ist noch das geringste Übel für die Schmalspur-Ganoven. Viel schlimmer jedoch ist, dass Chantal anstatt der fetten Beute die Einkaufstüte einer Bankkundin mitgenommen hat. Warum hat bloß die Bankkundin im selben Discounter gekauft und eine Plastiktasche in der Bankfiliale abgestellt, mit der auch Manni „den Zaster“ verpackt hatte? Konnte er Chantal denn nicht sagen, welche Tüte sie nehmen musste, als er anordnete: „Nimm die Tüte mit?“ Vorher mal einen Blick reinzuwerfen, davon hatte Manni ja gar nichts gesagt. Also Chantal hat doch alles richtig gemacht, oder etwa nicht? Ergo muss ein neuer Versuch gestartet werden, doch die Tücke liegt im Detail: sprich – einer plötzlich geballten Gangster-Konkurrenz, blickdichten Strumpfmasken und einem leeren Tank! Es kommt ja auch noch hinzu: Man befindet sich ja in Oberkirchen-Niederkirchen bei Unterkirchen. Vielleicht haben die „Nachwuchsgangster“ sich aber auch vertan und befinden sich in Niederkirchen-Unterkirchen bei Oberkirchen. Oder ist man etwa doch in Unterkirchen-Oberkirchen bei Niederkirchen? Alles nicht so einfach für zwei „Möchtegern-Gauner“, die in die großen Fußstapfen von Bonnie und Clyde treten möchten. Trotz umfangreicher Übungen scheitern auch alle nächsten Versuche, schnell reich zu werden. Die Lage für das dilettantische Gaunerpärchen wird immer verrückter, so dass man beinahe schon Mitleid mit diesen Ganoven haben muss. Alexandra Maria Johannknecht und Oliver Gabbert haben das begeisterte Publikum zum Lachen gebracht. Herrlich, wie Alexandra Maria Johannknecht „die TSCHANTALL“, die kleine dumme Göre, darstellte und Oliver Gabbert den stets coolen Gangster-Boss, der wohl demnächst in Sizilien die komplette Mafia übernimmt, bei seinem Talent. Man durfte an diesem Abend einen Krimi erleben, wo kein Blut floss, niemand zusammengeschlagen worden ist und man am Ende tränenreich lachend das Theater verließ. Lang anhaltender Applaus und zahlreiche „Bravo“-Rufe erfolgten zum Schluss der Gauner-Komödie. Unser Fazit: Das Berliner Kriminal Theater ist immer einen Besuch wert! Mehr Details unter: www.kriminaltheater.de (Text: VTN/Fotos: Bozena Behrens)