20200614 171326Foto: Volkert Neef

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Autor Adolf Wohlers/Foto: Frieling-Verlag                              Keen Tied-Buch-COVER/Foto: Frieling-Verlag 

Adolf Wohlers kam 1927 im Landkreis Cuxhaven zur Welt. Der ausgebildete Landwirt schrieb in seiner Freizeit Gedichte, Theaterstücke und war Mitglied einer Laiendarstellergruppe. Der 2018 verstorbene Niedersachse war mit Leib und Seele dem Hohen Norden verbunden. Plattdeutsche Döntjes waren seine Leidenschaft. Für alle Nicht-Nordlichter: Döntjes sind lustige Erzählungen und Anekdoten. Bereits in der 4. Auflage ist sein im Frieling-Verlag in Berlin erschienenes Werk „Keen Tied, keen Tied“ erschienen. Auf 67 Seiten kann man Gedichte in plattdeutscher Sprache sowie die besagten Döntjes genießen. Mit sehr viel trockenem Humor macht uns Adolf Wohlers mit der Mentalität der Nordlichter vertraut.

Ein köstliches Beispiel auf S. 12. Beim Bauer Meyer (Buur Meyer) kommt ein Vertreter vorbei. Er trifft auf den Sohn und fragt, ob Papa im Haus ist. („Is he to Hus?). Der Sohnemann teilt mit, dass Papa gerade im Schweinestall sich befindet. Nun besteht ja eventuell die Gefahr, der Handelsreisende weiß nicht Schwein von Bauer zu unterscheiden. Also erfolgt der Zusatz: „He hett´n Mütz op.“ Also das Lebewesen mit Mütze ist der Mensch! Braucht der Mann mal wieder einen Anzug und die Ehefrau teilt ihm unmissverständlich mit, „de Plünn“ (die Kleidung) kann bestenfalls noch von einer Vogelscheuche getragen werden, aber nicht mehr von dem Gatten an ihrer Seite, muss der Mann handeln. Die holde Gattin hatte ja angedroht, sie geht mit ihm nirgendwo mehr hin „du mußt´n nee´n Antog heben.“ Also ab (S. 31 ff.) nach Bremerhaven ins Kaufhaus, um einen neuen Anzug zu kaufen. Er fährt mit Bauchweh nach Bremerhaven. „Rin in de Jack, rut ut de Jack, rin in de Büx, rut ut de Büx!“ Das „rein und raus aus Hosen und Jacken“ ist dem Herrn aber lästig. Sagt dann der Verkäufer auch noch beim Betreten des Ladens: „Ich möchte Sie mit Ihrer verehrten Gattin im Namen unseres Hauses recht herzlich begrüßen“, schwant dem Kunden vom Lande ganz, ganz Übles und das Bauchweh vergrößert sich. Alle Probleme werden aber sofort entschwinden, wenn der Verkäufer das Ehepaar Plattdeutsch snacken hört und sagt: „Kom man mit, mien leeve Fründ, son Antog heff ick för di.“ Ja, hat man im Textilfachgeschäft einen platt snackenden Verkaufsberater vorgefunden, fährt man ohne Murren regelmäßig nach Bremerhaven für einen „nee´n Antog.“ Adolf Wohlers unterhält uns auch köstlich (S. 57 ff.) mit seiner Episode „Seefahrt nach Helgoland.“ Zieht ein großer Sturm auf und die Nordseewellen toben, weiß der Passagier, warum man beim Betreten des „Dampfers so ´ ne Tüte in die Hand gedrückt“ bekam. Was bei Sturm so alles auf dem Dampfer „Alte Liebe“ passieren kann, erfährt der Leser ebenfalls. Ein großes Lob gebührt dem Autor schon dafür, mit einem Werk auf Platt dafür gesorgt zu haben, dass die Sprache in Erinnerung gerufen und lebendig bleiben wird. Zu oft müssen wir erleben, dass Dialekte in ganz Deutschland seltener werden. Adolf Wohlers amüsantes Werk „Keen Tied, keen Tied“ aus dem Frieling-Verlag in Berlin kostet im deutschen Buchhandel 8,90 Euro. ISBN 978-3-8280-3307-8. (Text: Volkert Neef/Fotos: Frieling-Verlag, Volkert Neef)