Fotos: Wolfgang Behrens

Ein Highlight unter den vielen herausragenden Veranstaltungen in Berlin ist seit 2008 die Verleihung des ASKANIA AWARD, die am 13.02.2024 zum sechzehnten Mal stattfand.

Neben der Produktion von Armbanduhren entwickelte ASKANIA zu Beginn des 20. Jahrhunderts Filmkameras und -projektoren, mit denen zahlreiche cineastische Klassiker abgedreht wurden. Angesichts dieser Tradition wurde 2008 der ASKANIA AWARD ins Leben gerufen, welcher seitdem jährlich in der Eröffnungswoche der Berlinale verdienten Persönlichkeiten aus der Filmbranche verliehen wird. Zahlreiche Gäste aus Film, Fernsehen, Wirtschaft und Politik waren auch in diesem Jahr zu diesem exklusiven Event gekommen, um im edlen Ambiente des Capital Clubs im Hilton Hotel am Gendarmenmarkt in Berlin der Preisverleihung beizuwohnen und gemeinsam mit den Preisträgern zu feiern. Diese sind in 2024:

Der ASKANIA AWARD – Beste Darstellerin

Sie wurde 2001 im Alter von 15 Jahren von der Regisseurin Maria von Heland in einem Berliner American Diner angesprochen und zu einem Casting eingeladen, bei dem es um die Hauptrolle in Große Mädchen weinen nicht ging. Sie spielte in dem Film die Kati, die zusammen mit ihrer besten Freundin Steffi (Karoline Herfurth) das Erwachsenwerden meistern muss.

Später erhielt sie ihre künstlerische Ausbildung bei Marianne Fischer-Kupfer und deren Tochter Kristiane Kupfer (Schauspiel). Jede ihrer Rollen erarbeitet sie jeweils individuell in einem persönlichen Schauspiel-Coaching.

In Jobst Oetzmanns Delphinsommer verkörperte sie die Hauptrolle Nathalie Wagner, die in eine Religionsgemeinschaft hineinwächst und diese durch äußere Einflüsse in Frage stellt. In dem Filmdrama Was nützt die Liebe in Gedanken nach der Steglitzer Schüler­tragödie 1927 spielte sie, an der Seite von Daniel Brühl, die kleine Schwester Hilde Scheller des 19-jährigen Oberschülers Günther Scheller (August Diehl). Sie erhielt für diese Rolle den Goldenen Schwan beim Copenhagen International Film Festival als „Beste Darstellerin“. Für den Soundtrack zu dem Film nahm sie mit Daniel Brühl den Song Die Liebe In Gedanken auf und sang als Solistin das Lied An Die Liebe ein. Neben Ulrich Matthes spielte sie die weibliche Hauptrolle in dem vielfach prämierten Kinofilm.

Novemberkind der sich mit Spuren der Teilung Deutschlands in den vorgestellten Ein­zelschicksalen befasst. In Julie Delpys Historienfilm Die Gräfin, die das Leben der unga­rischen Gräfin Elisabeth Báthory nachzeichnet, übernahm sie die Rolle der Bertha. In Bernd Böhlichs Filmkomödie Bis zum Horizont, dann links! spielte sie die Rolle der Be­wegungstherapieschwester Amelie, die ungefragt gemeinsam mit den von ihr betreuten Senioren bei einem kurzen Rundflug durch den unzufriedenen Klienten Eckehardt Tiedgen (Otto Sander) entführt wird. In der Romanverfilmung Nicht mein Tag verkör­perte sie Miriam Reiners, die Frau des frustrierten Bankangestellten Till Reiners (Axel Stein), der seine Arbeit und seine Ehe in Frage stellt In der Tragikomödie Mein Blind Date mit dem Leben spielte sie die Rolle der alleinerziehenden Laura, die den blinden Deutsch-Singhalesen Saliya Kahawatte kennenlernt und sich schließlich in diesen ver­liebt. Und dies waren nur ihre zahlreichen Kinorollen der letzten 15 Jahre.

Im Jahr 2006 erhielt sie unter anderem die Goldene Kamera als beste Nachwuchsschau­spielerin, im Jahr 2007 den Undine Award für Meine böse Freundin (Beste jugendliche Darstellerin in einem Fernsehfilm), 2016 den Bambi in der Kategorie Schauspielerin Na­tional und 2023 den Bayerischen Filmpreis in der Kategorie Beste Darstellerin für Die Geschichte einer Familie.

Der ASKANIA AWARD – Bester Darsteller

Noch zu Studienzeiten ermöglichte ihm Michael Verhoeven, erstmals in einem Film mit­zuwirken: In Die weiße Rose spielte er 1982 den Studenten und Angehörigen des Wi­derstandskreises gegen die NS-Diktatur Willi Graf. Bei einem späteren Engagement in München in Ferdinand Bruckners Krankheit der Jugend wurde Peter Zadek auf ihn auf­merksam, woraus sich eine fruchtbare künstlerische Zusammenarbeit ergab.

Er spielte unter Zadek zunächst an der Freien Volksbühne Berlin als SS-Offizier Kittel in Joshua Sobols Stück Ghetto. Später wurde für beide das Deutsche Schauspielhaus in Hamburg zu ihrer künstlerischen Heimat – für Zadek als Intendanten und für ihn von 1985 bis 1995 als Ensemblemitglied in zahlreichen Haupt-und Nebenrollen. Insbeson­dere konnte er unter Zadek in Shakespeares Wie es euch gefällt, als Marc Anton in Shakespeares Julius Cäsar, in Zadeks Inszenierung der Lulu von Frank Wedekind als Alwa Schön sowie als Hamlet in der Inszenierung von Michael Bogdanov überzeugen. 1986 wurde er von den deutschen Theaterkritikern zum Schauspieler des Jahres gekürt. Von 1995 bis 2003 leitete er zusammen mit Ulrich Waller als Intendant die Hamburger Kammerspiele, die er mit der Rolle des Beckmann in Wolfgang Borcherts Draußen vor der Tür eröffnete. Von 1999 bis 2001 agierte er bei den Salzburger Festspielen in der Titelrolle des Jedermann von Hugo von Hofmannsthal.

Er ist Mitglied der Freien Akademie der Künste Hamburg. Im März 2015 wurde er als Mitglied in die Deutsche Akademie der Darstellenden Künste aufgenommen.

Er verkörperte 2006 in dem Oscar-preisgekrönten Film Das Leben der Anderen die Rolle des Oberstleutnants der DDR-Staatssicherheit Anton Grubitz. Im August 2009 wurde bekannt, dass er eine Rolle als Tatort-Ermittler Felix Murot für den Hessischen Rundfunk übernimmt. Am 28. November 2010, zum 40-jährigen Jubiläum des Tatort, wurde die erste Folge ausgestrahlt.

2014 übernahm er die Schirmherrschaft für den Deutschen Fernsehkrimi-Preis und im Oktober 2019 veröffentlichte er seinen ersten Roman Der Ursprung der Welt.

Der ASKANIA Shooting-Star AWARD

Er konnte 2015 erste Schauspielerfahrungen im dffb-Kurzfilm Beschwerden eines Jüng­lings sammeln, in dem er die Hauptrolle unter der Regie von Lasse Holdhus spielte.

Seit März 2016 spielt er die Rolle Aaron Gorniak, den Sohn von Kommissarin Karin Gor­niak im Dresdner Tatort. Es folgten Episodenrollen in verschiedenen Fernsehserien, u. a. beim Jubiläum der 400. Folge Großstadtrevier.

Auf der TINCON 2017 in Berlin war er als Redner tätig und erklärte Jugendlichen, wie man sein eigenes Kurzfilm-Projekt starten kann. Anfang 2017 drehte er seinen zweiten eigenen Kurzfilm Der Junge mit dem Teddy, wofür er das Drehbuch schrieb, Regie führte, selbst eine kleine Rolle übernahm und Editor des Films war. Vor der Kamera standen u. a. Ole Hermann, Merlin Rose, Inga Dietrich und Peter Trabner. Der Film hatte ein Preview-Screening auf der TINCON Berlin 2018 und gewann Auszeichnungen in Eng­land, Los Angeles und Deutschland.

Im September 2017 drehte er mit Til Schweiger für dessen Film Klassentreffen 1.0, der am 20. September 2018 in die Kinos kam und über eine Million Kinobesucher anzog. 2018 war er in mehreren Fernsehserien zu sehen, darunter SOKO LeipzigLetzte Spur Berlin und Der Lehrer.

2019 stand er für die Fortsetzung von Klassentreffen 1.0 Die Hochzeit erneut unter Regie von Til Schweiger vor der Kamera und drehte in einer Hauptrolle für den ARD Degeto Fernsehfilm Papa auf Wolke 7, im darauffolgenden Jahr wirkte er in drei Episoden der erfolgreichen Amazon-Serie Deutschland 89 mit.

Im April 2022 verkörperte er im Polizeiruf Rostock: Seine Familie kann man sich nicht aussuchen die Hauptrolle des drogenkranken flüchtigen Max, der bei einer Pflegefamilie großgeworden ist und für den Mord an seinem besten Freund und dessen Mutter unter Verdacht steht. Seit 14. Mai 2022 gehört er zum neuen Hauptcast als Pauli Müller in der dritten Staffel der international erfolgreichen Sky Original Serie Das Boot.

Der ASKANIA Lebenswerk AWARD

Sie wurde 1935 in Dessau geboren und zog im Alter von 15 Jahren nach Berlin. Das Abitur absolvierte sie an der Ricarda-Huch-Schule in Berlin-Charlottenburg und begann danach eine Schauspielausbildung bei Marlise Ludwig und Herma Clement. Anfangs spielte sie ab 1954 hauptsächlich Theater an verschiedenen Berliner Bühnen. Auch später kehrte sie trotz vieler Engagements in Rundfunk und Film immer wieder an die Bühne zurück.

Im Jahr 1955 stand sie in Reifende Jugend erstmals vor der Kamera, im Jahr darauf spielte sie die Marion in dem Reiter-Drama Preis der Nationen (Das Mädchen Marion). Bekannt wurde sie 1961 aber vor allem durch ihre Hauptrolle in der Edgar-Wallace­Verfilmung Die seltsame Gräfin an der Seite von Klaus Kinski, mit dem sie damals auch privat befreundet war. Als weitere Wallace-Adaptionen folgten Das Gasthaus an der Themse und Der Fluch der gelben Schlange. 1966 und 1967 trat sie bei den Salzburger Festspielen als Hermia in Shakespeares Ein Sommernachtstraum unter der Regie von Leopold Lindtberg auf. Im Fernsehen war sie in über 100 verschiedenen Produktionen zu sehen.

Das zeitlich längste Fernsehengagement erlebte sie als Magda Färber in der TV­Vorabendserie Drei Damen vom Grill, in der sie an der Seite von Brigitte Mira, Gabriele Schramm, Günter Pfitzmann und Harald Juhnke spielte.

Als Regisseurin inszenierte sie 1987 das Mysterienspiel Jedermann von Hugo von Hofmannsthal, das alljährlich im Herbst im Berliner Dom aufgeführt wurde. Sie übernahm auch in allen Aufführungen die allegorische Rolle des Glaubens. Die Berliner Jedermann-Festspiele bestanden bis 2014, stets produziert und inszeniert von ihr.

Darüber hinaus war die Schauspielerin ab 1957 in der Synchronisation tätig und lieh ihre Stimme prominenten Kolleginnen wie Lee Remick, Diane Keaton, Barbara Eden, Virginia Mayo, Diana Rigg als Emma Peel in Mit Schirm, Charme und Melone oder Debbie Watson als Tammy in der Fernsehserie Tammy, das Mädchen vom Hausboot. In Die Halbstarken synchronisierte sie Karin Baal in ihrer ersten Rolle.

Neben ihren Filmrollen stand sie auch immer wieder auf deutschen Theaterbühnen, zuletzt 2011 und 2012 in Berlin und Hamburg in der sehr erfolgreichen Theaterproduktion von Kalender Girls. Vom 21. Juni bis zum 2. Juli 2012 verkörperte sie von Folge 30 bis 36 Gertrud Mahlbeck in der ZDF-Telenovela Wege zum Glück – Spuren im Sand und war von Folge 69 bis 74 erneut in dieser Rolle zu sehen.

Seit 2021 sitzt sie im Stiftungsbeirat der IVQS Stiftung – gegen Altersarmut bei Schauspielern.

Der ASKANIA Sonderpreis Sport AWARD

Er flüchtete 1945 mit seiner Familie aus Stettin und wuchs in der Deutschen Demokratischen Republik auf. Er ging nach Rostock zur Marine und wollte darüber hinaus die Fußballmannschaft des örtlichen Armeesportklubs (ASK) verstärken. Das Boxen habe ihn bereits damals fasziniert, noch während des Aufnahmeverfahrens für die Fußballmannschaft wurde er von einem Rostocker Boxtrainer angesprochen und für die ASK-Boxstaffel gewonnen, ohne vorher jemals einen richtigen Boxkampf bestritten zu haben.

In insgesamt 176 Amateurkämpfen boxte er von 1961 bis 1963 für den ASK Vorwärts Rostock, von 1963 bis 1964 für den SC Turbine Erfurt und von 1964 bis zum Ende seiner aktiven Karriere für die BSG Wismut Gera. Als Aktiver wurde er mehrmals Bezirksmeister und feierte seinen größten Erfolg 1970, als er mit Wismut Gera DDR-Mannschaftsmeister wurde. Er machte im vorpommerschen Penkun eine Lehre als Traktorenschlosser und schloss als Meister ab, holte die zehnte Schulklasse nach und durchlief ab dem 33. Lebensjahr an der Sportschule Bad Blankenburg ein Studium zum Sportlehrer. Dort habe er sich ein großes theoretisches Wissen angeeignet, er sagte über sich selbst als Trainer: „Ich war nicht nur ehrgeizig, ich war verfressen ehrgeizig“. So bildete er sich auch in Eigenregie mithilfe von Studienunterlagen weiter, die er von Freunden bekam, welche an der Deutschen Hochschule für Körperkultur studierten.

Direkt im Anschluss an seine Zeit als Boxer wurde er 1971 zunächst Assistenztrainer von Hans Spazierer bei der BSG, aus der zwei Jahre später die SG Wismut Gera hervorging. Er wurde dann Cheftrainer. Zwischen 1974 und 1979 arbeitete er dann als Sichtungstrainer des Bezirkes Gera. Von 1979 bis 1990 trainierte er beim Berliner TSC. Er betreute in der DDR Boxer wie Gerd Piesold (1973 Dritter der DDR-Meisterschaft im Bantamgewicht), Eike Walther (1984 DDR-Meister im Mittelgewicht) und Jörg Teiche (1985 Junioren-Weltmeister). Nach der Wende war er zwei Monate lang arbeitslos, weil im Boxsport in Gera kein Geld mehr vorhanden war.

1991 übernahm er das Amt als Bundestrainer des DABV im Bundesstützpunkt des Berliner Box-Verbandes und führte noch im gleichen Jahr Marco Rudolph zum Gewinn des WM-Titels und Sven Ottke zu seiner ersten Europameisterschaft. 1992 wurde Torsten May unter seiner Leitung Olympiasieger. In seiner Karriere als Amateurtrainer erkämpften seine Schützlinge rund 150 Medaillen bei Olympischen Spielen, Welt- und Europameisterschaften sowie den Militär-Weltmeisterschaften, darunter 65 Titelgewinne.

Nach der Amateurweltmeisterschaft 1995 meldete sich Klaus-Peter Kohl, Inhaber der Universum-Boxstalls, bei ihm, der aber noch seine Sportler bei den Olympischen Spielen 1996 betreuen wollte. Er entschied sich gegen Kohls Angebot. Eigener Aussage nach hatte er stets den Drang, zum Sauerland-Boxstall zu gehen, und nahm schließlich dessen Angebot an, ins Profilager zu wechseln. Der Wechsel erfolgte im Anschluss an die Olympischen Spiele von Atlanta. „Es ging mir nicht darum, Geld zu verdienen. Ich war abgesichert bei den Amateuren“ blickte er später auf seinen Gang ins Profiboxen zurück. Fortan trainierte er im Boxstall Sauerlands bis zu zehn Boxer. Als Profitrainer machte er Sven Ottke und Markus Beyer, die er ins Profilager holte, sowie Arthur Abraham, Yoan Pablo Hernández, Cecilia Brækhus und Marco Huck zu Titelträgern eines Weltverbands. Torsten May, Oktay Urkal, Karo Murat, Marco Huck und Eduard Gutknecht wurden unter seiner Trainerschaft Europameister. /PM/