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Foto/Archiv 2011: Wolfgang Behrens

Drehen wir heute einmal den Zeiger der Jahreszahlen auf 2006 zurück. Da war Baubeginn am Flughafen BER. Eröffnung des BER sollte ursprünglich 2011 sein. Man verlegte die Eröffnung auf 2012. Knapp drei Wochen vor dem Eröffnungstermin sagte man diesen Termin auch ab. Viele weitere verschobene Eröffnungstermine folgten. Man kann es schon als Peinlichkeit bezeichnen, dass es eine Verzögerung nach der anderen gab. Architekt Meinhard von Gerkan ist für den Entwurf des BER verantwortlich. Immerhin gehört er zu den Stars der Architekten. Bereits den Flughafen Tegel und den Berliner Hauptbahnhof hatte er entworfen.

Der Architekt konnte aber nichts für Eitelkeiten und Auseinandersetzungen bei hochkarätigen Entscheidern. Nur ein Beispiel: Horst Aman war von 2012 bis 2013 Technikchef beim BER. Er folgte Manfred Körtgen als Technikchef nach. Aman geriet mit BER-Chef Hartmut Mehdorn in Streit. Ein parlamentarischer Untersuchungsausschuss ging anschließend vielen Fragen nach. Es ging um Untreue und Korruption. Damals noch im Aufsichtsrat, sogar als Vorsitzender: Klaus Wowereit (SPD), Berlins Regierender Bürgermeister. Vize-Chef des Kontrollgremiums zu der damaligen Zeit: Der Brandenburger Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD). Wie bekannt, beide Politiker sind heute nicht mehr aktiv. Hartmut Mehdorn war von März 2013 bis Mai 2015 im Amt als Vorsitzender der Geschäftsführung der Flughafen Berlin Brandenburg GmbH. Er zog sich 2015 aus „gesundheitlichen Gründen“ aus allen öffentlichen Ämtern zurück. Zu den ganz großen Problemen des BER zählte der Brandschutz und falsch verlegte oder zu kurze Kabel. Zu kurze Rolltreppen sorgten weltweit für Spott und mancher Zeitgenosse dachte: „Die drehen am BER doch nur für „Verstehen Sie Spaß?“ Leider war dem nicht so. Zahlreiche Umplanungen während des Baus vergrößerten das Chaos. Ich konnte mich noch daran erinnern, dass ein Kollege aus Usbekistan mich 2016 während eines Messeaufenthaltes in Berlin fragte: „Wie ist das nur möglich? Ihr hattet doch mal Ingenieure von Weltruf.“ Der Kollege wies daraufhin: „Egal, welches Auto ich mir kaufe, ob es in Japan, USA, Italien oder Deutschland gebaut worden ist, ein deutscher Ingenieur steckt immer drin. Die Erfinder der Motoren gaben ihre Namen dafür her. Diesel, Otto und Wankel stammen alle aus Deutschland. Wir in Usbekistan haben große Ehrfurcht vor den deutschen Ingenieurleistungen.“ Das am BER etliches aus dem Ruder gelaufen ist, zeigen simple Zahlen auf. Ursprünglich sollte der BER rund zwei Mrd. Euro kosten. Jetzt operiert man realistisch mit der Zahl drei. Bedauerlicherweise reden die Finanzexperten nicht nur von drei Mrd. Euro! Man muss die ursprünglich eingeplanten zwei Mrd. Euro mit drei multiplizieren. Der BER kostet jetzt rund sechs Mrd. Euro. Der „Willy-Brandt-Airport“, so der offizielle Name und benannt nach dem ehemaligen Bundeskanzler und Friedensnobelpreisträger, wird auf eine Kapazität von rund 25 Millionen Fluggästen jährlich kommen, was das Hauptterminal betrifft. Staatssekretär Professor Engelbert Lütke Daldrup ist promovierter Raumplaner. Er ist seit 2017 Geschäftsführer der Flughafengesellschaft Berlin-Brandenburg und auch für den Bau des Flughafens BER verantwortlich. Er ist somit Nachfolger von Karsten Mühlenfeld, der dieses Amt von März 2015 bis zum Amtsantritt von Lütke Daldrup innehatte. Der anerkannte Fachmann Prof. Lütke Daldrup, der bereits von 2006 bis 2009 unter Bundesminister Wolfgang Tiefensee (SPD) Staatssekretär im Wohnungsbauministerium war, sendet sehr optimistische Signale aus. Er sieht bezüglich „der Inbetriebnahme im Oktober 2020 keine Risiken." Den Eröffnungstermin 31. Oktober, so er denn wirklich käme, hätte Staatssekretär Lütke Daldrup sehr gut gewählt. Er könnte dann gleich zweifach feiern. Zum einen die lang ersehnte Eröffnung des BER und seinen 64. Geburtstag. (Text: Volkert Neef/Foto: Wolfgang Behrens)