RolfBecker1

Rolf Becker (2. von li) auf der ITB 2016/Foto: Bozena Behrens

Offiziell wohnt der Aktionskünstler und Buchautor Rolf Becker in Sachsen-Anhalt. Mit dem „zu Hause“ ist es aber so eine Sache. Der auch als „Trabbi-Rolf“ bekannte Künstler ist immer auf Achse. Mal mit seinem Leukoplastbomber Trabant, mal mit einem Tata nano, der Automarke aus Indien. Unlängst durchquerte er mit einem Tata nano den Indischen Subkontinent für „Apotheker ohne Grenzen“ um Hilfsgüter nach Nepal zu bringen. Dort traf Rolf eine zerstörte Landschaft vor. Erst nach und nach erholt sich die Bevölkerung von dem schrecklichen Erdbeben. Der begeistere Fahrer von Kleinwagen ist auch immer in Sachen Völkerverständigung auf Achse und schreibt nach den Reisen Bücher über das Erlebte. Er hat einiges erlebt.

Unvergessen eine Episode, die sich im Iran zugetragen hat. Rolf parkte am Vormittag eines Freitages vor einer großen Moschee in Teheran und ging in das Gotteshaus. Dort wurde er von einem Herrn freundlich auf Englisch begrüßt. Der deutsche Gast erzählte dem Herrn, den er für eine Art Küster hielt, von der langen Fahrt mit einem Trabant von Deutschland nach Teheran. Der „Küster“ konnte mit dem Begriff Trabbi nichts anfangen und sah sich das „Wunderauto Made in DDR“ persönlich an. Er setzte sich in das kleine Auto und lobte die Fahrkünste und die Ausdauer von Rolf Becker. Mit so einem Kleinstwagen mehrere tausend Km allein auf Achse zu sein, verdiene Respekt. Im Gotteshaus ließ der Gastgeber Tee und Kuchen servieren. Hier erst nahm Rolf Becker wahr, der „Küster“ war ein schiitischer Geistlicher. Nicht irgendeiner, sondern einer der ranghöchsten im Iran. Da es Freitag war, lud der Geistliche Rolf auch noch ein, der Freitagpredigt beizuwohnen und danach speiste man zusammen an einem Tisch zu Mittag. Der Iraner erklärte auch, er werde für seinen neuen Freund beten, damit er unversehrt die Strapazen der Reise überstehen werde. Rolf sagt bis heute: „Man stelle sich mal vor, im Vatikanstadt hätte ein Trabbi vor dem Petersdom geparkt und der Papst wäre mit dem Trabbifahrer zusammen Mittag essen gegangen. So kam ich mir in Teheran vor. Unvergessene Momente, die ich nur dem netten Herrn aus Teheran und meinem kleinen Autochen zu verdanken habe.“ Bei der Messe ITB in Berlin und bei der Cebit in Hannover war er in diesem Jahr natürlich auch vor Ort. Rolf Becker stellte einen Elektomotor-Trabbi vor. In Zusammenarbeit mit dem italienischen Touristenamt soll Rolf auf einen umweltbewussten Urlaub mit E-Fahrzeugen in italienische Gebieten wie Pisa, Toscana, Florenz und Neapel aufmerksam machen. Da der Papst und der Vatikanstaat ja von Italien regelrecht eingeschlossen sind, kann es also durchaus sein, dass Rolf mit seinem spezial angefertigten Elektro-Trabbi demnächst mal eben vor der Kirchenpforte des Heiligen Vaters anhält und mit ihm plaudert. Wer Rolf näher kennt, weiß, dass dieser auch das beinahe Unmöglich möglich macht. (Text: VTN/Foto: Bozena Behrens)