Der über seine Landesverbände bundesweit organisierte BVSD, der „Berufsverband der Ärzte und Psychologischen Psychotherapeuten in der Schmerz- und Palliativmedizin in Deutschland e.V.“, vertritt die berufspolitischen Interessen aller schmerztherapeutisch und in der Palliativmedizin tätigen Ärzte. Er setzt sich für die weitere qualitative und strukturelle Entwicklung der Allgemeinen und Speziellen Schmerztherapie und der Palliativmedizin ein. Schwerpunkte der Verbandsarbeit liegen in der Vertragsentwicklung und im Kooperationsmanagement sowie in der Qualitätssicherung und im Qualitätsmanagement. Am 23. Und 24. Juni fand in einem Hotel in Berlin-Mitte der 8. BVSD-Kongress 2017 statt. Kein Geringer als Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) sprach persönlich vor den Teilnehmern das Grußwort. Prof. Dr. Dr. Joachim Nadstawek ist Vorsitzender des BVSD. Er sagte:
„Patienten mit chronischen Schmerzerkrankungen sind die Stiefkinder in unserem Gesundheitssystem, weil sie viel zu lang keine geeignete Therapie erfahren und häufig fehlversorgt werden. Unnötige und kostenintensive Diagnostik, Behandlungen und Operationen sind die Folgen. Deshalb brauchen wir eine neue schmerzmedizinische Versorgungsstruktur in Deutschland.“ Im Beisein von Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe forderte der BVSD die politische Unterstützung bei der Einführung einer neuen spezialisierten ambulanten Schmerzversorgung (SASV) in die Gesetzliche Krankenversicherung. Ferner betonte der Vorsitzende des BVDS: „Wir brauchen eine spezielle, qualifizierte und interdisziplinäre Behandlung von Patienten mit chronischen Schmerzen in der ambulanten vertragsärztlichen Versorgung durch interdisziplinäre schmerzmedizinische Teams. Wir müssen die schmerzmedizinische Unter- und Fehlversorgung schnellstmöglich beseitigen.“ Da der ärztliche Nachwuchs so gut wie gar nicht vorhanden sei drohe die schmerzmedizinische Versorgungssituation bald „völlig aus dem Ruder zu laufen.“ Auf die neue Bundesregierung, wer immer auch an der Spitze und mit wem auch immer stehen sollte, wartet also auf diesem Sektor viel Arbeit. Ein Teilnehmer aus der Bayerischen Landeshauptstadt München berichtete folgendes: „An einer Prachtstraße in München finden Sie eine Arztpraxis nach der anderen praktisch hinter jeder Haustür. Versuchen Sie aber bitte einmal, in den nächsten drei bis vier Wochen einen Termin zu bekommen. Das wird Ihnen nicht gelingen.“ Schon lange mahnt der BVSD die Sicherstellung einer bislang nicht gegebenen flächendeckenden schmerzmedizinischen Versorgung von Patienten mit chronischen Schmerzen in Deutschland an. Prof. Nadstawek erklärte, mehrmalige Versuche über die Gemeinsame Selbstverwaltung zu Lösungen zu kommen, hätten bislang zu keinen durchgreifenden Veränderungen geführt. Es vergehen in Deutschland durchschnittlich zwei Jahre vom Beginn einer chronischen Schmerzkrankheit bis zur richtigen Diagnose und weitere zwei Jahre bis zu einem adäquaten Behandlungsansatz. Von ca. 3,4 Millionen Patienten mit schweren und hochproblematischen chronischen Schmerzen mit psychischen Beeinträchtigungen können heute etwa maximal 350.000 Patienten von einem der 1.173 ambulant tätigen Schmerzspezialisten versorgt werden. Dr. Alfred Kloepfer, in dessen bewährten Händen die Moderation des 8. BVSD-Kongresses lag, wies daraufhin: „Es zeichnet den BVSD aus, dass er seit Jahren konstruktiv an einer Problemlösung sehr interessiert ist. Der BVSD gehört nicht zu denjenigen, die den sogenannten Schwarzen Peter einfach weiterschieben. Dies haben Verantwortliche aus allen Bereichen mitbekommen und haben es mit viel Wohlwollen zur Kenntnis genommen.“ (Text/Foto: VTN)