PB 2Paula Beer präsentiert ihren Silbernen Bären

Bei der 70. Berlinale lief in der Sparte WETTBEWERB der deutsche Spielfilm Undine. Der Film hat eine Länge von 90 Minuten. Christian Petzold (59) führt die Regie. Er ist ein „alter Hase“, was die Berlinale angeht. 2012 gewann er den Silbernen Bären für die beste Regie mit seinem Spielfilm „Barbara.“ Letztes Jahr zeigte er auf der Berlinale seinen Spielfilm „Transit.“ Dass Christian Petzold gerne sich in den Bereich der Fabeln, der Märchen, des Untergrunds bewegt, beweisen seine Filme, zu denen auch „Die innere Sicherheit“; „Yella“ und „Gespenster“ gehören. Mit „Undine“ zeigt uns der Regisseur eine klassische Sage.

Es geht um die Jungfrau aus dem Wasser. Erst wenn sie eine Vermählung mit einem Mann nachweisen kann, wird ihr eine Seele zuteil. Sollte sie der Mann verlassen, aus welchem Grunde auch immer, muss er dies mit dem Tod bezahlen. Viele Künstler haben sich bereits von „Undine“ stimulieren lassen. So komponierte der Franzose Achille-Claude Debussy (1862 bis 1918) seine „Preludes II“. Da kommt die „Ondine“ auch vor. In der deutschen Übersetzung heißt es „Wassergeist Undine.“ Richard Wagner (1813 bis 1883) komponierte „Der Ring des Nibelungen“. In diesem Opernzyklus sind die Flussnixen die Hauptdarstellerinnen. Der Reigen ließe sich beinahe endlos fortsetzen. Peter Tschaikowsky komponierte 1869 die Oper „Undina“; Albert Lortzing 1845 die Oper „Undine“, E.T. A. Hoffmann schuf 1816 die romantische Zauberoper „Undine.“ 1958 komponierte Hans Werner Henze die Suite „Undine“. Natürlich dürfen bei all diesen Aufzählungen dabei Ingeborg Bachmanns (1926 bis 1973) Erzählung „Undine geht“ nicht fehlen. Bereits um 1320 erschien eine Sage, in der die Undine auftritt. Somit gebührt Christian Petzold schon dafür Respekt, dass er sich an ein künstlerisch sehr oft bearbeitetes Stück herangewagt hat. Es sei hier vorweggenommen: Das Märchen für Erwachsene ist Petzold gelungen. Zu verdanken ist das neben dem Regisseur auch den drei Hauptdarstellern Paula Beer (25), die die Undine mimt sowie Jacob Matschenz (36), der den Ex-Freund Johannes darstellt und Franz Rogowski (34). Er spielt den Berufstaucher Christoph und neuen Freund von Undine. Christian Petzold verlegt das moderne Märchen Undine nach Berlin. Undine wohnt in der Nähe des Hackschen Markt in einem Single-Apartment. Sie ist freie Mitarbeiterin in einem Museum und führt dort die Gäste umher. Trotz Promotion ist es ihr nicht gelungen, eine feste Anstellung zu erhalten. Sie darf bei Bedarf und nur auf Zuruf Besucher betreuen. Daher fällt es auch nicht sonderlich auf, dass eine freie Mitarbeiterin eines Tages verschwindet. Als Undine von ihrem bisherigen Freund Johannes verlassen wird, sagt sie bedrohlich: „Wenn du mich verlässt, muss ich dich töten.“ Man sitzt in einem Restaurant, in dem ein riesiges Aquarium im Inneren der Gaststätte zu sehen ist. Hier lernt Undine auch den Berufstaucher Christoph kennen. Sofort verliebt sich Undine in den Mann, der einen Beruf unter Wasser ausübt. Da haben sich zwei Antipoden gefunden und eine stürmische, leidenschaftliche Liebesbeziehung beginnt. Undine ist fasziniert von Christophs Welt unter Wasser. Er bewundert die Frau Dr. phil., die Kunstwissenschaftlerin, wegen ihrer Sprachkenntnisse und ihres Intellekts. Was geschieht aber mit diesem Pärchen, wenn Undine zufällig Johannes wiedertrifft? Besonders herausragend ist wieder Kameramann Hans Fromm (58). Mit ihm hat Christian Petzold bereits oft zusammengearbeitet (beispielsweise „Barbara“, „Transit“ und „Die innere Sicherheit“) und wieder einmal stellt Hans Fromm sein künstlerisches Können unter Beweis. Er führt die Kamera nicht, er lässt die Kamera gleiten, ja regelrecht schweben. Das merkt man besonders an den Szenen, wo Undine im Museum an baulichen Modellen ihren Besuchern die städtebaulichen Projekte Berlins erklärt und den Aufnahmen unter Wasser. Ganz großes Kino „Made in Germany“ auf der Berlinale. Völlig zu Recht hat Paula Beer den Silbernen Bären bei der diesjährigen Berlinale als Beste Darstellerin erhalten. Der Film „Undine“ soll ab Juni in den deutschen Kinos anlaufen. (Text: Volkert Neef/Foto: Volkert Neef)