Fotos: Ingrid Müller-Mertens
Eines der berühmtesten Musicals und der Klassiker schlechthin ist zum ersten Mal an der Komischen Oper Berlin zu sehen: Frederick Loewes bezaubernde “ My Fair Lady“. Die zu Herzen gehende Geschichte des armen aber überaus kecken englischen Blumenmädchens Eliza, das durch Zufall mit Professor Higgins zusammenkommt, einer Phonetik-Koryphäe und leidenschaftlichem Verfechter der reinen Sprache.
Higgins sieht in Elizas kessem Mundwerk - hier mit eindeutig berlinischem Lokalkolorit - das ideale Versuchsobjekt für seine These, durch eine geschliffene Sprache und tadellose Umgangsformen dem Mädchen Tür und Tor zu den höchsten Gesellschaftskreisen öffnen zu können. Mit Oberst Pickering, einem ebenfalls exzentrischen Sprachforscher wettet er, Eliza in drei Monaten zu einer Lady mit einer so tadellosen Aussprache zu machen, dass man sie auf einem Diplomatenball für eine Prinzessin halten wird. Topp - die Wette gilt und so nimmt die faszinierende Story ihren amüsanten Lauf.
Publikumsliebling Katherine Mehrling brilliert natürlich als Eliza Doolittle und kann alle Register ihres beeindruckenden Könnens ziehen. Ob freche Klappe in Latzhose und Ballonmütze, die „feine“ Gesellschaft schockierender Temperamentsausbruch auf der Pferderennbahn oder wohlgesetzte Konversation in atemberaubender Abendrobe – Eliza fasziniert von der ersten bis zur letzten Minute. Nicht minder überzeugend Max Hopp als Professor Higgins, dessen Wandlung vom herzlosen, blasierten Frauenverächter und unerbittlichen Sprachlehrer zum hilflosen „Wachs“ in Elizas Händen höchst beeindruckend ist.
Bei Andreas Homoki, Ex-Intendant der Komischen Oper, ist das Stück in besten Händen. Er legt größten Wert darauf, die vom Librettisten Jay Lerner bearbeiteten geistreichen Pointen und den satirischen Witz der literarischen Vorlage von George Bernard Shaws „Pygmalion“ mit opulenten Kostümen der 1920er Zeit gefällig umzusetzen. Und unter der Leitung der estnischen Dirigentin Kristiina Poska findet das Orchester den nötigen schmissigen aber auch einschmeichelnden Gänsehaut-Ton. Das großartige Ensemble von über 70 Chorsolisten und Tänzern begeistert mit viel Aktion und Spielfreude.
Um im Berlinischen zu bleiben: Das Publikum amüsiert sich wie Bolle und am liebsten hätte man die „Ohrwürmer“ von „Wäre das nicht wundascheen“, „Ich hätt ʼ getanzt heut ʼ Nacht“ , „Es grünt so grün“ oder „Ich bin gewöhnt an ihr Gesicht“ mitgesungen. Herzerfrischende Musicalseligkeit in der Komischen Oper .
Text und Fotos: Ingrid Müller-Mertens
www.komische-oper-berlin.de
Bildergalerie:
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