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Foto: Heilige Kriege-in allen Weltreligionen zu Hause?

In Paris kam 1961 Philippe Buc zur Welt. Er studierte Geschichte und promovierte in diesem Fach. Als Professor mit dem Schwerpunkt Geschichte zwischen der Spätantike bis zum Mittelalter wirkte er an der Stanford Universität in den USA und später in Heidelberg. Seit 2011 lehrt der Franzose an der Universität Wien. Auch als Buchautor tritt der Gelehrte in Erscheinung. In seinem im Philipp-von Zabern-Verlag erschienen Werk „Heiliger Krieg-Gewalt im Namen des Christentums“ macht uns der Schriftsteller mit „christlichen Tatsachen“ vertraut. Die Heiligen Krieger sind keine Exklusiverscheinung des Islams. Im Christentum sind auch Märtyrer anzutreffen.

1197 zogen europäische Ritter, die sich als Befreier empfanden, Richtung Jerusalem auf. Galt es doch, die „ungläubigen Sarazenen auszumerzen.“ Wer ist denn hierzulande heute noch so Bibelfest, dass er diese Bibelzitate kennt über folgenden kriegerischen Sachverhalt? Moses ist zornig, weil nicht alle Frauen getötet wurden! (4. Mose 31,14-15) "Und Moses wurde zornig über die Hauptleute des Heeres, die Hauptleute über tausend und über hundert, die aus dem Feldzug kamen, und sprach zu ihnen: Warum habt ihr alle Frauen leben lassen?" Ferner (4. Mose 31,17-18) "So tötet nun alles, was männlich ist unter den Kindern, und alle Frauen, die nicht mehr Jungfrauen sind; aber alle Mädchen, die unberührt sind, die lasst für euch leben." Wenn man auf dem Kudamm in Berlin oder auf der Düsseldorfer Kö eine Umfrage starten würde, ob es nicht grausam ist, das DER ISLAM die Todesstrafe für Homosexuelle fordert, sagen mit Sicherheit 100 % der Befragten „JA.“ Die Todesstrafe für Homosexuelle steht ja auch im Heiligen Werk! "Wenn jemand bei einem Manne liegt wie bei einer Frau, so haben sie getan, was ein Gräuel ist, und sollen beide des Todes sterben; …" Es werden aber einige Zeitgenossen regelrecht wach geküsst werden aus ihren Träumen aus Vorurteilen und Unwissenheit, wenn ihnen gesagt wird, wo denn dieses Zitat steht. Nämlich in der Heiligen Schrift der Christen, der Bibel. Wer hier ungläubig ist und diese Zitate nicht der Bibel zutraut, sehe nach bei 3.Mose 20,13. Potzt – Blitz, mag man da denken, auf was weist Philippe Buc denn noch so alles hin bei diesen so friedlichen Christen? Die haben ja Kreuzzüge durchgeführt und bieten Bibelzitate an, die nicht Mainstream heute sind. Wie gut, dass kaum jemand im Abendland noch die Bibel im Detail kennt, der französische Historiker schon! Der damalige US-Präsident George W. Bush sprach auch gerne von Kreuzzügen, nur nicht gen Jerusalem, sondern Richtung Irak. „Wer nicht mit uns ist, ist gegen uns.“ Mit dieser biblischen Aussage suchte der US-Präsident und bekennende Christ Verbündete hinter sich zu versammeln und seinen Angriff auf den Irak zu legitimieren. War er damit ein heiliger Krieger? Philippe Buc nimmt eine durchaus sehr eigenwillige Perspektive ein, die zu Diskussionen anregt. Der Schriftsteller untersucht, wann und unter welchen Bedingungen Konflikte christlich geprägter Gesellschaften zu Heiligen Kriegen wurden. Ferner untersucht der Autor, ob es zu einer Konfrontation von Gut und Böse kam. Provokant fragt Buc nach, ob nicht auch die Terroristen der Bader-Meinhof-Bande sich als Märtyrer gefühlt haben müssen. Die sogenannte Rote-Armee-Fraktion wollte die Menschheit befreien, wie einst Jesus. Nur hielten diese westdeutschen Mörder es für angebracht, die unterdrückte Arbeiterklasse zuerst zu befreien. Das sich ihnen kein Arbeiter damals angeschlossen hatte und diese Terrorbande nur aus Akademikern und angehenden Akademikern bestand, lag sicherlich in den Augen von Andreas Bader und seinesgleichen nur daran, das die Arbeiter zu ungebildet waren um sich ihm anzuschließen. Buc weist auch sehr empirisch nach, das so mancher Kriegsherr und so manche Terrorbewegung Friedensverhandlungen nur deshalb abgelehnt hatten, weil man doch „eine höhere Mission erfüllen“ musste und sich im „Heiligen Krieg“ befand. Erinnert sei hier auch an den deutschen Spielfilm „Kreuzweg“ der Geschwister Detlev und Anna Brüggemann. In dem auf der Berlinale 2014 gezeigten Streifen sagt ein katholischer Geistlicher aus den Reihen der Pius-Brüder, „außerhalb der Mauern der Pius-Brüderschaft herrsche Krieg.“ Selbst Priester aus den Reihen der Jesuiten, Kapuziner, Franziskaner und anderer Orden sind für den Pius-Bruder „Feinde. Daher muss man junge Katholiken zu guten Soldaten, zu Anhängern der Pius-Bewegung machen.“ Philippe Buc hat ein beeindruckendes und sehr ehrliches Buch geschrieben. Es ist nicht in Saudi-Arabien erschienen, wo ihm Wahabiten vielleicht dankend auf die Schulter geklopft hätten. Der Autor hat es im christlich geprägten Abendland auf den Buchmarkt gebracht. Da werden ihn wohl einige Zeitgenossen als Nestbeschmutzer bezeichnen. Hat der Schriftsteller es doch tatsächlich gewagt, von christlichen Märtyrern zu reden! Wie einst der Eulenspiegel hält Buc seinen Mitmenschen, besonders den Christen oder die, die sich dafür halten, einen Spiegel vor die Nase. Konfrontiert sie mit so manchem Zitat und historischer Wahrheit. Da haben aber manche schon ein Gegenmittel, das sich viele „Andersgläubige“, besonders die Muslime, schon angehört haben. Die brutalen Zitate in der Bibel, so die christlichen Fundamentalisten, sind ja nur symbolisch gemeint. Die brutalen Aussagen im Heiligen Koran dagegen müsste die gesamte Menschheit wortwörtlich nehmen. Gegen soviel Unverfrorenheit wird selbst der Herr Prof. Philippe Buc wenig ausrichten können. Etlichen Mitbürgern hat dagegen der französische Gelehrte dankenswerterweise auch mal klargemacht, dass es die „Heiligen Krieger“ in allen Religionen gibt und selbst bei den marxistischen Freiheitskämpfern fand man sie und gibt es sie immer noch.
Philippe Buc
Heiliger Krieg-Gewalt im Namen des Christentums
Philipp von Zabern Verlag
ISBN 978-3-8053-4927-7
39,95 Euro im deutschen Buchhandel (Text:/Foto: VTN)