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Aiman Mazyek und Martin Kienl (re.)

Der Vorsitzende des „Zentralrats der Muslime in Deutschland e. V.“ (ZMD), Aiman Mazyek, veröffentlichte 2016 sein erstes Buch. Es trägt den Titel: „Was machen Muslime an Weihnachten? Islamischer Glaube und Alltag in Deutschland“. Aiman Mazyek schrieb dieses Werk für Menschen, die mehr über das muslimische Leben in Deutschland erfahren möchten. Der Autor erklärt muslimische Traditionen, Riten, Bräuche und auch das muslimische Glaubensleben, beantwortet aber auch andere Fragen, etwa wie Muslime das Verhältnis von Staat und Glaubensgemeinschaft sehen. Am 15. Dezember 2016 stellte er sein Werk in der Botschaft Österreich in Berlin-Tiergarten vor. Seine Exzellenz, Herr Botschafter Dr. Nikolaus Marschik, betonte: „Dieser Abend ist ein besinnlicher, vorweihnachtlicher Abend.“ Es stünden „die Religionen und der Dialog im Vordergrund. Die Idee dazu kam von Herrn Mazyek.“

Der Botschafter wies auch darauf hin, dass in seinem Heimatland der Islam seit 1912 per Gesetz anerkannt ist. „In Deutschland ist es anders.“ Prof. Dr. Margot Käßmann, Botschafterin des Rates der Evangelischen Kirche Deutschlands, erklärte: „Persönlich finde ich den Titel sehr gelungen. Die Frage, was Muslime Weihnachten unternehmen, habe ich mir auch schon oft gestellt. Es muss ja auch die Frage gestattet sein: Was wissen wir wirklich überhaupt voneinander?“ Sie sprach den 30 jährigen Krieg an, der von 1618 bis 1648 große Teile Europas verwüstet hatte. „Söldner kämpften nicht aus Überzeugung für eine der beiden Seiten, sie boten demjenigen ihre Dienste an, der sie am besten bezahlen konnte. Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, als findet heutzutage im syrischen Aleppo eine Fortsetzung dieses Söldnergedankens statt.“ Sie sprach auch Martin Luthers Schriften gegen das Judentum an. „Das war nicht gerade der Weg der Toleranz. Es gibt nämlich ohne Toleranz kein Zusammenleben im Frieden. Toleranz heißt auch, man muss ertragen können. Gerade für die Religionen gilt, sie müssen im Gespräch sein und im Gespräch bleiben.“ Sie betonte auch, keine Koranexpertin zu sein. „In der Bibel allerdings kenne ich mich aus. Natürlich gibt es wortgewaltige Koranverse. Man soll aber nicht so tun, als ist die Bibel davon ausgenommen. Ich möchte nur an den Psalm 68 erinnern.“ Dort heißt es unter anderem: "Ja, Gott wird den Kopf seiner Feinde zerschmettern, den Schädel derer, die da fortfahren in ihrer Sünd." Martin Kienl von der Integrationskoordination im österreichischen Außenministerium führte mit Autor Aiman Mazyek ein Gespräch. Der Österreicher ist zugleich an der Friedrich-Alexander-Universität in Erlangen-Nürnberg Gastdozent. Er betonte: „Normalerweise schauen wir Österreicher immer zum großen Nachbarn. Beim Thema Islam jedoch schaut der große Nachbarn nach Österreich.“ Er befragte Aiman Mazyek, welche Reaktionen es auf das Buch gegeben habe. Der Vorsitzende des ZMD konnte mitteilen: „Beim Thema Islam stellt man eine regelrechte Elektrisierung fest.“ Die Auflage habe vor kurzem bei 10.000 Exemplaren gelegen und die Nachfrage nach dem Buch sei weiterhin sehr hoch. Aiman Mazyek sagte auch: „Das Wissen über Religionen ist die Grundlage für politische Prozesse und Strukturen. Religiöses Wissen ist unerlässlich, um die Welt zu verstehen.“ Überhaupt kein Verständnis hat er für Zeitgenossen, allesamt Nicht-Muslime, die mit einer Initiative im Bundesland Nordrhein-Westfalen Sankt-Martins-Feiern in Kindergärten und Schulen sowie Sankt-Martins-Umzüge in Städten untersagen wollten. „Sankt Martin ist für Juden, Christen und Muslime ein großes Vorbild. Dieser edle Mann hat seinen Mantel mit einem Bettler geteilt.“ Ebenso „freuen wir Muslime uns auf die schöne Weihnachtszeit, mit allem was dazu gehört. Da ist zum Beispiel der wunderschön geschmückte Tannenbaum zu erwähnen. Wir Muslime feiern auch Jesus Christus Geburt, der bei uns Isa heißt. Jesus Christus ist für uns ein großer Prophet.“ Man kann wirklich festhalten, eine sehr lehrreiche Veranstaltung durfte man in der Botschaft Österreich erleben. 

Aiman Mazyek:
Was machen Muslime an Weihnachten?
320 Seiten
C. Bertelsmann-Verlag
ISBN: 978-3-570-10280-0
16,99 Euro im deutschen Buchhandel (Text/Foto: VTN)