Foto:© 2021 Tierpark Berlin
Im Tierpark Berlin bekommt Goodfellow-Baumkänguru Nunsi männliche Gesellschaft
‚Hello Mrs. Robinson‘, wird sich Tamilo (2) vielleicht denken, wenn er zum ersten Mal die deutlich ältere Nunsi (15) kennenlernt. Während die erfahrene Baumkänguru-Dame in ihrem Leben bereits schon Bekanntschaft mit verschiedenen Verehrern machen durfte – alle Paarungsversuche blieben bisher allerdings erfolglos –, ist das Thema Fortpflanzung für das junge Männchen noch gänzliches Neuland. Anders als bei der pikanten Liaison aus dem Kultfilm der 1960er Jahre, ist diese altersmäßig ungleiche Verbindung hier allerdings ausdrücklich erwünscht, denn: Es geht ums Ganze! Bei einer so stark gefährdeten Tierart wie dem Goodfellow-Baumkänguru – in menschlicher Obhut gibt es weltweit nur 60 Tiere – gilt es, jede Chance auf Nachwuchs zu nutzen. „Als Nunsi vor gut einem Jahr aus dem Zoo Duisburg zu uns kam, wähnten wir sie aufgrund der Gespräche mit den Kolleg*innen dort bereits jenseits des fortpflanzungsfähigen Alters“, erklärt Tierpark-Kurator Matthias Papies. „Erfreulicherweise konnten wir in der Zwischenzeit allerdings doch noch einen Zyklus bei ihr feststellen, sodass die Ankunft von Tamilo eine letzte Hoffnung auf ein spätes Mutterglück für Nunsi wäre. Die Wahrscheinlichkeit, dass es tatsächlich klappt, ist allerdings sehr gering. Einen Versuch möchten wir aber wagen.“ Der junge Tamilo kam Ende Juli aus dem Zoo Belfast in den Tierpark Berlin. In den nächsten Wochen werden die beiden behutsam aneinander gewöhnt, bevor es tatsächlich zum ersten richtigen Date kommt.
Von 1975 bis 1989 waren erstmalig Baumkängurus im Tierpark Berlin zu sehen. Nach mehr als 30 Jahren war die Freude über die Rückkehr dieser sympathischen Beuteltiere umso größer. Waren es damals noch die grauenVerwandten, bringen die Goodfellow-Baumkängurus mit ihrem rostroten Fell nun etwas mehr Farbe in das historische Alfred-Brehm-Haus. Hier leben die Baumkängurus nun in einer Wohngemeinschaft mit den Neuguinea-Filandern. Goodfellow-Baumkängurus können geschickt klettern und mehrere Meter weit von Baum zu Baum springen. Anders als ihre berühmteren Verwandten in Australien sind sie zu weiten Sprüngen am Boden nicht in der Lage. Den Erdboden nutzen sie nur, um zu trinken und sich zu paaren – und gelegentlich zur Futtersuche. Die sympathischen Beuteltiere sind in den Bergregenwäldern Neuguineas Zuhause, ernähren sich von Blättern und Früchten und werden etwa 15 bis maximal 23 Jahre alt. „Seit 2020 ist der Tierpark Berlin nun Teil des weltweiten Erhaltungszuchtprogramms der Goodfellow-Baumkängurus und wir freuen uns, unsere Gäste in unserem neuen Regenwaldhaus für den Schutz dieser faszinierenden Tiere begeistern zu können“, berichtet Zoo- und Tierparkdirektor Dr. Andreas Knieriem. Von den weltweit bekannten 14 Baumkänguruarten, leben zwei in Australien und 12 in Papua-Neuguinea. Während die Goodfellow-Baumkängurus stark gefährdet sind, ist die Lage für ihre Verwandten, die Schwarzen Baumkängurus sogar noch bedrohlicher. „Schwarze Baumkängurus werden in keinem Zoologischen Garten der Welt gehalten und damit existiert für diese Tierart keine Reservepopulation“, ergänzt Knieriem. Erst 1989 wurden diese scheuen Tiere zum ersten Mal wissenschaftlich beschrieben. Da sie außerordentlich selten zu sehen waren, wurde ihre Population damals auf kaum mehr als 100 Tiere geschätzt.
Hintergrund: Schutz des Schwarzen Baumkängurus
Der Tierpark Berlin unterstützt das Engagement der Tenkile Conservation Alliance, den Lebensraum des Schwarzes Baumkängurus in Papua Neuguinea langfristig zu erhalten und die Lebensbedingungen der lokalen Bevölkerung zu verbessern. Neben Feldforschung und Habitatschutz werden in diesem Rahmen beispielsweise Dörfer mit Trinkwassertanks ausgestattet, alternative Fleischquellen erschlossen und der Zugang zu Bildung gefördert.
Heute leben noch etwa 300 Schwarze Baumkängurus in den Wäldern von Papua-Neuguinea – immer noch eine alarmierend geringe Zahl. Die Art hat ein sehr kleines Verbreitungsgebiet. Das Torricelli-Gebirge mit seinen dichten Berg-Regenwäldern in der Provinz Sandaun ist der einzige Ort, an dem Schwarze Baumkängurus je gesichtet wurden. Hier leben sie mit noch zwei weiteren Baumkänguruarten zusammen. Ihr gesamter Lebensraum beträgt wahrscheinlich nicht mehr als 125 Quadratkilometer.
Quelle und weitere Infos: https://www.tierpark-berlin.de/de