Bosbach 3

v.l.n.r.: Dr. Edmund Stoiber, Dr. Hugo Müller-Vogg und Wolfgang Bosbach

Der CDU-Politiker Wolfgang Bosbach gehört seit 1994 dem Deutschen Bundestag an. Immer gewann er direkt den Wahlkreis „Rheinisch-Bergischer-Kreis.“ Von 2009 bis September 2015 leitete er den Innenaussschuss und legte dieses Amt aus persönlichen Gründen nieder. Der Rheinländer gilt als scharfer Kritiker innerhalb der eigenen Reihen in Sachen Flüchtlings- und Griechenlandpolitik. Im Herbst diesen Jahres kündigte er an, bei den Bundestagswahlen im Jahre 2017 nicht mehr antreten zu wollen.

Die Vita des Union-Politikers ist fast schon sozialdemokratisch zu bezeichnen! Zuerst erlernte er den Beruf des Einzelhandelskaufmannes und brachte es bis zum Leiter eines Supermarktes. Wolfgang Bosbach holte das Abitur nach und studierte erfolgreich Jura. In seiner rheinischen Heimat ist er als Rechtsanwalt zugelassen. Am 4. Oktober stellte er in Berlin sein im Kölner Bastei Lübbe AG-Verlag erschienenes Buch vor. Es trägt den Titel „Endspurt-Wie Politik tatsächlich ist-und wie sie sein sollte. Begegnungen, Erlebnisse, Erfahrungen.“ Ein im doppelten Sinne Kollege von Wolfgang Bosbach nahm die Vorstellung des Werkes vor. Der ehemalige Bayerische Ministerpräsident und CSU-Ehrenvorsitzende Edmund Stoiber, Rechtsanwalt von Beruf, führte in das Werk ein. Im Anschluss fand ein Gespräch zwischen Edmund Stoiber und Wolfgang Bosbach statt, das von Dr. Hugo Müller-Vogg moderiert wurde. Der Journalist und Buchautor schrieb fast ein Vierteljahrhundert für die FAZ und war 13 Jahre lang einer ihrer Herausgeber. Heute ist er als Freier Journalist tätig. Edmund Stoiber sagte über Wolfgang Bosbach: „Er ist authentisch. Er kann selbst komplizierte Zusammenhänge für jedermann verständlich erklären. Daher habe ich nicht eine Sekunde gezögert, als ich angefragt worden bin, ob ich das Buch vorstellen möchte.“ Immerhin habe der CDU-Bundestagsabgeordnete auch das „Attribut, ein Konservativer im klassischen Sinne zu sein.“ Schon der ehemalige CSU-Vorsitzende und Bundesminister a. D. sowie Ministerpräsident a. D. Dr. h. c. Franz-Josef Strauß habe es so ausgedrückt: „Konservativ sein bedeutet, man steht an der Spitze des Fortschritts.“ Ferner zitierte Edmund Stoiber Worte des Apostel Paulus: „Prüfe alles! Behalte das Gute.“ Lobende Worte fand er auch für das Weltbild von Wolfgang Bosbach. „Bis heute steht er dazu, dass Ehe und Familie als Keimzelle der Gesellschaft zu betrachten sind.“ Wolfgang Bosbach erklärte: „Man muss wissen, wann der Zeitpunkt zum Aufhören gekommen ist. Man darf sich nicht wichtiger einschätzen, als man in Wirklichkeit ist.“ Hugo Müller-Vogg betrachtet als Kenner der politischen Szene den CDU-Politiker als eines der „letzten politischen Urgesteine und Schwergewichte, die es noch auf der politischen Bühne gibt.“ Wolfgang Bosbach hat es seiner Partei sicherlich nicht immer leicht gemacht. Das macht ihn ja gerade so sympathisch. Er ist kein angepasster, stromlinienförmiger MdB gewesen, der zum „Stimmvieh“ im Deutschen Bundestag mutiert worden ist in der Zeit in Bonn und Berlin. Ehrlicherweise muss auch betont werden, ein Schwergewicht wie Wolfgang Bosbach konnte sich das immer erlauben. Darauf wies Edmund Stoiber hin. Von den „Bundestagsabgeordneten, die weder im Präsidium des Hohen Hauses sitzen noch ein Ministeramt ausüben, ist Wolfgang Bosbach der bekannteste von den sogenannten einfachen Abgeordneten. Gehen Sie doch mal in Deutschland durch die Straßen und bitten die Bürger darum, den Namen eines Bundestagsabgeordneten zu nennen. Sie werden staunen, in den allermeisten Fällen hört man dann Bosbach.“ Wolfgang Bosbach, der fröhliche Rheinländer, ist aber sachlich fair genug zu sich selbst und betonte: „Mein rheinischer Wahlkreis galt immer als CDU-sicher. Ein Kollege aus dem Ruhrgebiet (Anmerkung: Der einen guten Listenplatz braucht, um in den Bundestag einziehen zu können. Den sicheren Platz auf der Landesliste wiederum gibt es nicht für Quertreiber und Aufmüpfige!) hätte es da bedeutend schwerer gehabt als ich.“ Ehrlich beantwortete der CDU-Politiker auch eine Frage aus dem Publikum, die da lautete, ob er nicht mal gerne Minister geworden wäre. „Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, ich wäre es nicht gerne geworden. Gehen Sie bitte einmal davon aus, jeder Bundestagsabgeordnete wäre gerne Minister geworden. Als es zuletzt wieder nichts damit wurde, ist man anfangs drei bis vier Tage traurig. Das Leben muss aber weitergehen. Mutter sagte immer: „Junge, wer weiss wozu es gut ist.“ Mutter hatte immer Recht.“

Wolfgang Bosbach: Endspurt
272 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag
Bastei Lübbe Verlag AG, Köln
ISBN: 978-3-86995-092-1
24 Euro im deutschen Buchhandel. Erscheint auch als Hörbuch und E-Book