Foto: Wolfgang Behrens
Mit über 80 Teilnehmern im Startup-Wettbewerb und 150 Ausstellern auf der Next Organic Fachmesse, davon mehr als 60 Prozent Newcomer und Startups, ist die Next Organic 2016 zur wichtigsten Plattform für junge, nachhaltige Food-Startups in Deutschland avanciert. Den rund 2.500 Fachbesuchern bot sich auch im vierten Jahr ein buntes und hoch innovatives Bild. Neben Bio und Nachhaltigkeit ging es in zahlreichen Workshops, Gesprächen und auch bei der Produktentwicklung auch um die sozialen Aspekte in Produktion, Verarbeitung und Vertrieb.
Die Next Organic konnte Besucher aus zahlreichen Ländern anziehen u.a. Einkäufer, Händler, Hoteliers, Gastronomen und Köche, die auf der Suche nach einzigartigen Lebensmitteln sind, deren Herkunft und Geschichte den wachsenden Ansprüchen ihrer Kunden und Gäste gerecht werden.
NEXT ORGANIC STARTUP-AWARD. Der gefragte Wettbewerb für Startups in der Lebensmittelbranche, der Next Organic Startup-Award, übergab am ersten Messetag in einer feierlichen Preisverleihung die Preise an die Gewinner der vier Kategorien. Bone Brox konnte die Jury mit Knochenbrühe als Superfood-Getränk in der Kategorie Manufaktur überzeugen. Conflict Food möchte Produkte aus Konflikt-Regionen importieren, zum Beispiel Safran aus Afghanistan, und überzeugte damit in der Kategorie Handel. Die Walnussbäuerin wird mit Ihrem Konzept Walnüsse in Brandenburg zu kultivieren als bester Erzeuger-Betrieb ausgezeichnet. Seamore vermarktet Algenpasta aus Irland und gewinnt damit als bester Hersteller.
SOCIAL BUSINESS TRIFFT NEUE BIO-BEWEGUNG. Zahlreiche neue Produkte und Projekte haben im Kern ein sozial-ökologisches Geschäftsmodell: Sie wollen direkten gesellschaftlichen Mehrwert schaffen. Rund 10 Aussteller präsentierten im Social Impact Café ihre Konzepte an der Schnittstelle Natur-Gesellschaft. Marken wie Lemonaid und Viva con Agua waren erste Vorreiter, Conflict Food, Too Good To Go und RESTLOS GLÜCKLICH legen nach - das war ein deutliches Signal auf der Next Organic 2016. Die Vielzahl dieser Projekte hat auch die Vorsitzende der Next Organic Award Jury Martina Merz überrascht: "Es gibt wieder eine politische Bewegung innerhalb der Produktentwicklung. Der Kreislaufgedanke als Ganzes, die Themen Nachhaltigkeit und fairer Handel - spielen eine zentrale Rolle.“
MIT PALEO RAUS AUS DER INDUSTRIELLEN LEBENSMITTELPRODUKTION. Für viele Fachbesucher überraschend, bei Insidern polarisierend: Mit der Paleo-Area präsentierte die Next Organic einen Trend, der weg von industriell verarbeiteten Lebensmitteln hin zu mehr Naturnähe, Frischkost und alten Herstellungstechniken wie Fermentieren oder Marinieren führt. Der Verzicht auf Convenience, Zucker, Getreide oder Milch mag kulinarisch überraschen, ernährungsphysiologisch gibt es in der noch jungen Szene jedoch viel Spannendes zu entdecken, wie zum Beispiel Kombucha als natürliche Quelle für viele Vitamine oder Knochenbrühe mit reichlich bio-verfügbaren Nährstoffen. Durch die enge Verzahnung der Paleo-Macher mit dem Healthy Lifestyle-Bereich und der Sport- und Fitness-Szene wird gleichzeitig ein neues Zielpublikum erschlossen.
STADT DER ZUKUNFT - VOM LIFESTYLE ZUR STRUKTUR: DER NEXT ORGANIC FISHBOWL. Die neue soziale und politische Dimension in der Szene wurde auch im Rahmenprogramm, dem gemeinsam mit der Heinrich Böll Stiftung initiierten Next-Organic-Fishbowl sichtbar: Bei diesem Beteiligungsformat ist das Publikum Teil des Podiums, was IHK Geschäftsführer Christian Wiesenhütter, Renate Künast (MdB) und auch Staatssekretärin Sabine Töpfer-Kataw immer wieder zum Ausdruck brachten: Viel diskutiert wurde die Verantwortung der Lebensmittelbranche mit Blick auf unsere globalen Ziele, vor allem die auf dem UN-Gipfel in New York verabschiedete "Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung“ gilt global als Messlatte für zukunftsfähige Entwicklung. Die Stadt braucht besseres Essen für ALLE Menschen, mehr Prozessqualität, viel mehr lokal-regionale Produktion und vor allem: gutes Essen in Schulen, auch für die immer häufiger anzutreffenden unter- und fehlernährten Kinder.
"Wir machen mit Messer und Gabel Politik. Wir brauchen eine noch stärkere, neue Ernährungsbewegung bei der sich Handel, Erzeuger, Produzenten, Schulen, Eltern und die Umweltbewegung gemeinsam verständigen. Berlin kann hier Modellstadt werden - die ganze Welt schaut hierher.“ Renate Künast, MdB.
VEGAN CUISINE, RAW FOOD, NOSE TO TAIL: 15 KOCHSHOWS MIT TOP-KÖCHEN DER KULINARISCHEN SZENE. Wie schon in den letzten Jahren ist es gelungen, renommierte Köche für die Kochshows zu gewinnen und ein deutliches Zeichen in Sachen Nachhaltigkeit und Gastronomie zu setzen. Mit Christoph Hauser und Lucki Maurer gab es gleich zwei Top-Protagonisten aus der Nose-To-Tail Szene - Lucki Maurer gelang geschickt ein Brückenschlag zur neuen Paleo-Bewegung mit einer extravaganten Knochenbrühe. Der Teamchef der Köche Nationalmannschaft Matthias Kleber zeigte in seiner Show und der Diskussion, wie wertvoll regionale Lebensmittel sind und das man auch mit Bio und Handwerk gezielt Wertschöpfung am Teller generieren kann - ohne gleich hohe Preise aufzurufen. Boris Lauser, Rike Schindler, Andi Tuffentsammer und Stefan Glantschnig repräsentierten eine neue Generation von Köchen und Köchinnen, die entweder als Quereinsteiger oder mit ihrem exzellenten, teilweise „sternegekrönten" Talent kunstvoll regional-lokale Produkte in Szene setzen.
EIN FAZIT. Im vierten Jahr bestätgie sich die Next Organic als Sprungbrett für neue Marken undStartups, innovative Produkte und aktuelle Trends. Paleo, Algen oder Themen wie Plant Based Cooking, Social Business, Projekte von und mit Geflüchteten und Migranten: Der inhaltliche Horizont, die Geschichten in den Produkten gewinnen gerade eine neue Qualität. Die als Trendshow konzipierte Plattform Next Organic entwickelt sich still und leise zum Impulsgeber für die Schaffung neuer Strukturen im urbanen Raum und an der Schnittstelle einer nachhaltigen Stadt-Land-Beziehung.
PM/Fotos. Wolfgang Behrens
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