CharlySchultz

Charly Schultz

In Saarbrücken kam 1957 Karl-Heinz Schultz zur Welt. Der Vorname Karl-Heinz steht zwar im Pass des gebürtigen Saarländers, er wird seit Kindesbeinen jedoch Charly gerufen. Seit Jahrzehnten unterschreibt er seine Verträge mit Charly Schultz. Seine Eltern verkauften einst Süßigkeiten auf Kirmesplätzen und eröffneten später einen Schaustellerbetrieb mit Verlosungen. Charly war und ist sportbegeistert. Ob Handball oder Boxen, ein Leben ohne Sport war für ihn nicht denkbar. Das ist bis heute der Fall, wobei gesagt werden muss, er entschied sich eines Tages dazu, nur sich dem Boxen zu widmen. Dies tat er sehr erfolgreich. Über 80 Amateurkämpfe führte er aus. Dabei sammelte der Amateurboxer Titel wie den des Saarland-Meisters. Diesen Titel erkämpfte er sich sogar mehrmals. Hinzukamen der Träger des Titels Südwestdeutscher Meister sowie auch Internationaler Luxemburger Meister. Seine Boxklasse war das Mittelgewicht. Später war er im Halbschwergewicht zu Hause.

Im Alter von 19 Jahren wechselt er ins Profilager. Auf der Rangliste in Deutschland schaffte Charly Schultz es bis zum 3. Platz. Für ihn ist der Höhepunkt seines Lebens „das Jahr 1979. Ich durfte einen Kampf im Rahmenprogramm von Muhamed Ali bestreiten. Dabei war es meinem Vater und mir sogar gestattet worden, in die Kabine dieses Weltklasse-Boxers gehen zu dürfen. Muhamed Ali sprach mit uns und zeigte keinerlei Spuren von Arroganz. Er gab mir sogar einige sehr wertvolle Tips.“ Akribisch hat der Saarländer Zeitungsartikel von damals gesammelt. Einige Tageszeitungen brachten sogar das Foto, das ihn zusammen mit Muhamed Ali in der Kabine sitzend zeigt, auf Seite 1 der Ausgabe. Wie einen Schatz hat Charly Schultz diese Zeitungsartikel bis heute aufbewahrt und zeigt sie natürlich mit einem gewissen Stolz. Welcher Boxer hatte schon einmal so eine hautnahe Begegnung mit einer solchen Leuchtgestalt des Boxens wie Muhamed Ali es war? Als Profiboxer absolvierte er 14 Kämpfe. Ein sehr komplizierter Mittelhandknochenbruch bereitete ein Ende als Profiboxer. Charly Schultz ist dem Boxen, dem Sumo-Ringen und auch dem Catchen treu geblieben. Er ist Eigentümer des „Fight Club.“ Auf Kirmesplätzen treten Boxer, Catcher und Ringer auf, die bei Charly Schultz unter Vertrag sind. Wer mindestens 18 Jahre alt ist kann einen Faustkämpfer herausfordern. Natürlich haben auch Damen das Recht der Herausforderung. Bei Charly Schultz stehen auch Faustkämpferinnen unter Vertrag, die solche Herausforderungen annehmen. Wenn der Herausforderer gewinnt, kassiert er oder sie eine Prämie in Höhe von 50 Euro. „Oft kommt ein vermeintlich Schlauer auf den Gedanken, er meldet sich einmal als Herausforderer“, so Charly Schultz. „Dann spart er ja das Geld für die Eintrittskarte. Kommt dann der Kampf immer näher, merke ich dem Sportsfreund schon an, wie nervös er ist. Der Sinn bei uns ist nicht, jeden Herausforderer mit zwei oder drei Schlägen auf die Bretter zu schicken, sondern mit meiner Mannschaft dem Herausforderer die Grenzen aufzuzeigen. Dem Publikum soll natürlich auch eine Show geboten werden.“ Sollte ein Herausforderer aktiver Boxer, Catcher oder Ringer sein, „riecht“ das Boxexperte Charly Schultz förmlich. „Ein Boxer hat aufgrund jahrelanger Treffer eine sehr flache, ja sogar platte Nase. Ein Catcher hat lange Ohrläppchen, weil Gegner an diesen meistens im Kampfe ziehen.“ Wer als Herausforderer den ersten Mann aus der Boxtruppe besiegt hat, darf auf eigenen Wunsch zum 2. Kampf übergehen und die Prämie erhöht sich. Werden alle 6 Boxer aus dem „Fight Club“ hintereinander besiegt, kommt es zum Show down. Boxlegende Charly Schultz höchstpersönlich steigt in den Ring. Sollte der Herausforderer auch den ehemaligen Profiboxer auf die Bretter legen, geht der Gast mit einer Prämie von 2.000 Euro nach Hause. Damit sich jetzt kein Leser allzu große Hoffnungen auf leicht verdientes Geld macht: Letztmalig hat Charly Schultz die Prämie, damals noch 2.000 DM, 1986 ausgezahlt. „Jahrelang habe ich mich noch darüber geärgert, heute schmunzle ich darüber! Ich konnte 1986 in Süddeutschland leider nicht in den Ring steigen, weil ich mir ein paar Tage vorher einen Finger im Training gebrochen hatte. Also gab es für den Sieger, der ein dort stationierter US-Soldat war, die Prämie bereits nach 6 Siegen.“ Heute sieht der Schausteller die angenehme Seite dieser Auszahlung der Prämie. „Der letzte Gesamtsieg eines Herausforderers über unser Team liegt zwar schon über 3 Jahrzehnte zurück, aber wo würde ich denn stehen, wenn ich sagen müsste, es habe seit 50 Jahren niemand mehr uns besiegt?“ Geboxt wird nach ganz strengen Regeln! Diese Regeln geben der BDB (Bund Deutscher Berufsboxer) und der VDF (Verein Deutscher Faustkämpfer) vor. Hält sich der Kämpfer nicht daran, wird der Kampf sofort abgebrochen. Charly Schultz ist grundsätzlich immer ein suchender Boxer und Schausteller. „Gute Kämpferinnen und Kämpfer können gerne bei mir vorsprechen. Natürlich kann auch aus einem Herausforderer, den ich kämpfen sehe, mein späterer Mitarbeiter werden. Das passiert zwar sehr selten, hat es aber auch schon gegeben. Ich frage dann den Besucher, was er momentan beruflich macht und ob er oder sie nicht Lust hätten, in unserem Team anzufangen. Das hat durchaus schon dazu geführt, dass wir beide dann einen Vertrag ausgearbeitet haben der von beiden Seiten unterzeichnet worden ist.“ Um immer gute Kämpfer aufweisen zu können, benötigt Charly Schultz einen Stamm von 30 Männern und Frauen in seinem Team. Er ist einer der ganz, ganz wenigen Schausteller, der die Fahne des Boxens auf Kirmesplätzen noch hochhält. Eines ist familiär auch klar: Seine beiden Kinder helfen in der Freizeit durchaus gerne mit, haben aber längst andere Berufswege eingeschlagen. Der Sohn ist Mediengestalter von Beruf, die Tochter Juristin. Wer Charly Schultz und sein Team leibhaftig in Aktion erleben möchte, kann das aktuell auf der Cranger Kirmes im westfälischen Herne tun. Vom 5.-14. August hat man dazu Gelegenheit, sei es als Zuschauer oder als Herausforderer. Eines sollte man aber nicht vergessen; Der sympathische Charly Schulz, diese beeindruckende Boxlegende, hat letztmalig 1986 seinen Tresor aufschließen müssen um die Gesamtprämie einem Herausforderer auszuzahlen.(Text/Foto: VTN)

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