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P1520073 P1520055Fotos: Bozena Behrens

Den „Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V.“ (BME) rief man bereits 1954 ins Leben. Er ist als Dienstleister für rund 9.500 Einzel- und Firmenmitglieder tätig. Der Verband hat es sich zum Ziel gesetzt, den Erfahrungsaustausch für Unternehmen und Wissenschaft für die Beschaffungs- und für die Anbieterseite zu fördern. Er ist offen für alle Branchen und Unternehmensformen. Vom 8. bis einschließlich 10. November fand in einem Hotel in Berlin-Charlottenburg das 52. BME-Symposium statt. Auf die knapp 2.000 Teilnehmer warteten 15 Fachkonferenzen, 8 Workshops und 150 Referenten. Damit ist diese Veranstaltung der größte Kongress für Einkauf, Logistik und Supply Chain Management in Europa. Im Programm des 52. BME-Symposiums stand auch die Vergabe des „BME-Innovationspreises 2017.“ Preisträger in diesem Jahr ist die im nordrhein-westfälischen Wipperfürth beheimatete „Jokey Group.“

Diese Unternehmung ist ein international führender Hersteller von Kunststoffverpackungen für die abfüllende Industrie. Weltweit beschäftigt man über 1.900 Mitarbeiter. Der Umsatz im letzten Jahr betrug 430 Millionen Euro. Für die Neupositionierung seines Einkaufs wurde das Unternehmen gewürdigt. Schon sehr früh hat das familienorientierte Unternehmen die strategische Bedeutung der Beschaffungsfunktionen erkannt. Bei der Neuausrichtung hat man sich das Ziel gesetzt, einen leistungsstarken sowie effizienten Beschaffungsbereich aufzubauen, der zudem Beiträge zum Unternehmenserfolg liefert. Für diesen Transformationsprozess hat Jokey das Global Procurement Excellence (GPE)-Programm entwickelt. Die Neuausrichtung war so erfolgreich, weil es zu einer Ausgewogenheit in den Bereichen Digitalisierung, Mitarbeiterqualifizierung und Wertbeiträgen gekommen ist. Somit gelang es Jokey, mithilfe seines nachhaltigen Programmes, die Effizienz im Beschaffungssektor deutlich zu steigern sowie operative Einkaufsressourcen in dringend benötigte strategische Initiativen zu überführen. „Innovation und Veränderungsmanagement gehören in unserem Unternehmen eng zusammen. Das gilt für die Produktentwicklung ebenso wie für die Prozessanpassung und Prozesssteuerung. Dass wir nun erstmals eine Auszeichnung in einem administrativen Bereich erhalten haben, bestätigt uns in dieser Auffassung“, sagt Herbert Kemmerich, CEO und Gesellschafter der Jokey Group. „Es ist uns gelungen, industrielle Großfertigung mit dem heutigen Anspruch von Digitalisierung zu verknüpfen und dabei unsere traditionell starke Kundenorientierung nicht nur im Blick zu behalten, sondern weiter auszubauen.“ Dass der Europaparlamentarier Elmar Brok von der CDU bei einem Symposium, das von Managern und Unternehmern getragen wird, als Referent auftritt, wird sicherlich nicht als „kleine Sensation“ medial vermeldet werden können, was die geistreichen Ausführungen des Unions-Politikers keinesfalls schmählern soll. Neben dem Europaparlamentarier Brok kam auch ein Bundestagsabgeordneter der LINKEN zu Wort. Den direkt gewählten Volksvertreter Gregor Gysi aus dem Wahlkreis Treptow-Köpenick auf diesem Symposium hören zu können, hatten wohl einige Teilnehmer vor kurzem noch wohl nicht für möglich gehalten. Am letzten Tag des BME-Symposiums sprach der Parlamentarier Gysi zum Thema Europa. Mit dem ihm bekannten Sachverstand und Humor stellte er seine Aussagen vor. Er erinnerte die Westdeutschen daran, dass zu einem Lebensschicksal niemand etwas kann. Es ist natürlich ein Unterschied gewesen, ob man nach dem Zweiten Weltkrieg unter amerikanischer Verwaltung, französischer, britischer oder russischer gestanden hatte. Eine Demontage von Fabriken und Gleisanlagen hatte es in den drei westlichen Sektoren nur bis 1953 gegeben. Die UdSSR dagegen habe Produktionsmittel aus ihrem Besatzungsteil in sehr hohem Maße abgebaut bis Anfang der 60er Jahre. Dadurch hatten es die Bürger der späteren DDR viel schwerer, mit dem Westen wirtschaftlich auf Augenhöhe zu kommen. Ein Vorhaben, dass nie gelang. Gregor Gysi erinnerte auch daran: „Als LINKER muss ich gerade die Kollegen aus der CDU/CSU immer wieder auf das Alte und das Neue Testament hinweisen. Da steht auch etwas von einem Erlassjahr.“ Alle 8 Jahre soll man den Schuldnern vergeben und ihnen ihre Schulden erlassen. „Die Westalliierten haben das gut verstanden und 1953, also genau 8 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges, in ihren Besatzungsteilen so gemacht.“ Er stellte auch die rhetorische Frage auf, ob gerade diejenigen, denen man einst sehr großzügig Schulden erlassen hatte, beim Thema Schuldenerlass für Griechenland nicht viel mehr Demut zeigen müssten. Natürlich hätten die westlichen Besatzungsmächte auch die Marktwirtschaft gut verstanden und umgesetzt. „Ein jahrelang in Trümmern gelegenes Westdeutschland hätte kaum exportieren und Produkte der Siegermächte kaufen können.“ Nicht-Export hätte bedeutet, der westliche Teil Deutschlands hätte sich zu einem Almosen-Empfänger entwickelt. Am Ende der Rechnung hatten die drei betreffenden Siegermächte ihre eigene Wirtschaft durch die wirtschaftliche Stärkung in ihren Sektoren forciert und ebenso dafür gesorgt, dass es in ihren Besatzungszonen wieder aufwärts ging. Diese Herangehensweise ist für den Berliner Bundestagsabgeordneten auch Friedenspolitik gewesen. Arbeitslose, hungernde, frierende und ohne Obdach dastehende Menschen sind für Parolen der rechten Parteien eher empfänglich. Er sprach auch die Größe des jetzigen Bundestages an. Erstmals sitzen über 700 Abgeordnete im Hohen Haus. Diese Zahl hält der LINKEN-Politiker für viel zu hoch. „Im ganzen Bundestag haben sich 2 Abgeordnete in der letzten Wahlperiode dafür ausgesprochen, per Gesetz den Bundestag nicht personell ausufern zu lassen. Wollen Sie wissen, wer diese zwei Abgeordneten waren?“ Gregor Gysi gab gleich die Antwort zum besten: „Bundestagspräsident Lammert und wissen Sie wer der zweite Abgeordnete war? Das war ich. Aber das große Problem ist ja, auf mich hört keiner, das kann ich ja noch verstehen. Dass auf Lammert aber auch keiner gehört hatte….“ Mit großem Beifall verabschiedeten die Teilnehmer den illustren Redner. Dirk Steffel ist ‎Leiter Produktmanagement / Mitgliederbetreuung / Key-Account Manager beim BME. Man kennt Dirk Steffel auch in seinen Funktionen als CDU-Vorsitzender in Tegel und Mitglied der Reinickendorfer BVV. Er teilte im Pressegespräch mit: „Der BME ist überparteilich und vertritt nach innen und außen auch die Prinzipien der Toleranz. Daher haben wir überhaupt keine Probleme, solche hochkarätigen Gäste, zu denen Herr Dr. Gysi ja nun einmal gehört, einzuladen. Ich muss auch gestehen, seine Rede muss man ja nicht in allen Punkten gutheißen, aber da waren schon Aspekte dabei, die man unterstützen kann.“ (Text: VTN/Fotos: Bozena Behrens)