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Unser Ausflugstipp stellt Horneburg in Westfalen vor. Dieser Ort im Landkreis Recklinghausen ist nicht zu verwechseln mit der Samtgemeinde Horneburg in Niedersachsen. Die in der Nähe von Stade gelegene Samtgemeinde hat rund 12.500 Einwohner. Das westfälische Horneburg kommt auf knapp 1.600 Bewohner. Am 1. Januar 1975 kam das „kleine“ Horneburg im Rahmen der Kommunalreform in Nordrhein-Westfalen zur Kanalstadt Datteln. Bereits 1220 fand die Ortschaft eine urkundliche Erwähnung. Ein Schloss wurde damals errichtet, von diesem Gebäude ist nur noch ein Teil der Vorburg erhalten geblieben. Das als Wasserburg konstruierte Schloss wurde komplett aus Sandstein errichtet. Adlige Herrschaften bewohnten das Wasserschloss.

Der Erzbischof von Köln wurde 1431 der Eigentümer der Burg. Ein hoher Beamter, der den Titel Droste führte, nahm die Interessen des Erzbischofes wahr. Das Wort Droste ist mittelhochdeutsch und bezeichnet den Leiter eines Verwaltungsbezirkes. Er war oberster Richter, Militärführer und Verwaltungsleiter zugleich. Ein Burgeigentümer erlangte große Berühmtheit. Nicht alle Tage wechselt ein Erzbischof den Glauben und wird evangelischer Christ! Bei Gerhard Truchsess von Waldburg, der von 1547 bis 1601 lebte, war das aber der Fall. Nachdem er 1577 zum Kölner Erzbischof ernannt worden war ließ er sich sechs Jahre später evangelisch taufen. Der Träger der Titel „Bischof von Freising, Bischof von Hildesheim, Bischof von Lüttich, Bischof von Münster, Fürstabt der Reichsabtei Stablo-Malmedy“ war der 1554 in München geborene Ernst von Bayern. Ihn ernannte man als Nachfolger des abtrünnigen Gerhard Truchsess von Waldburg. Der Münchener ward so erzürnt über den Glaubensübertritt von Gerhard von Waldburg dass er einen Krieg gegen ihn führte. Er gewann diesen 1589. In dieser Zeit wurde Horneburg sogar als Sitz eines Kriminalgerichtes bestimmt, zu dem auch ein Gefängnis gehörte. Schaurige Berühmtheit erlangten die Hexenprozesse, die hier auch stattgefunden hatten. Bereits ein knappes Jahr nach dem ersten Hexenprozess endeten 1590 diese auch wieder in Horneburg. Ein Internat ist jetzt in dem Schloss beheimatet. Das Schloss gab auch der Hauptstraße ihren Namen, nämlich Schlossstraße. Die malerischen Fachwerkhäuser bilden eine geschlossene Einheit. So manches Gebäude ist über 2 Jahrhunderte alt. Einen ganz berühmten Gast konnte Horneburg am 23. Mai 1698 begrüßen. Zar Peter I. von Russland befand sich auf der Durchreise von Amsterdam nach Wien und machte hier eine Rast. Das Russische spielt heute noch eine große Rolle in Horneburg. Die sehenswerte alte Pfarrkirche St. Maria Magdalena wurde um 1600 erbaut. 1646 zerfiel das Kirchendach und ca. 1650 eröffnete man die erweiterte und restaurierte Kirche erneut. Sie diente der Katholischen Kirche als Pfarrkirche bis 1965. Seit 1968 ist sie Bestandteil der Russischen Gemeinde des Heiligen Boris und Gleb. Bereits ein Jahr zuvor fand eine architektonische Umgestaltung statt. Russisch-Orthodoxe Gottesdienste fanden aber bereits schon knapp 150 Jahre vorher statt! In der Zeit der Befreiungskriege von 1813 bis 1815 kamen 1814 russische Soldaten nach Horneburg. Sie hielten in der Katholischen Kirche orthodoxe Gottesdienste ab. Die Russische Gemeinde des Heiligen Boris und Gleb zeigte sich 1971 sehr großzügig. Sie erlaubte der Evangelischen Gemeinde, hier auch ihre Gottesdienste durchzuführen. Bis 1991 machte die Evangelische Kirche davon Gebrauch. Das Kirchenschiff hat eine Länge von rund 18 Metern und eine Breite von 9 Metern. Spitzbogige Kirchenfenster, die dreiteilig erschaffen und mit schwerem Mauerwerk versehen wurden, stellen sich dem Betrachter in Fischblasenform dar. Im Inneren ist ein Barockaltar zu sehen. Horneburg im Landkreis Recklinghausen ist mit Öffentlichen Verkehrsmitteln wie folgt erreichbar: Vom Hauptbahnhof Recklinghausen aus fährt die Buslinie 231 der Vestischen Straßenbahnen GmbH direkt nach Horneburg. In der Nähe von Recklinghausen befinden sich die Flughäfen Münster/Osnabrück, Dortmund und Düsseldorf. Anreise mit dem Pkw: Autobahn A 2. Abfahrt Henrichenburg, dann Richtung Datteln fahren. Nach ca. 2 Km an der Ampel links der Beschilderung „Horneburg“ folgen. (Text/Fotos: VTN)

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