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P1610951 P1610957Fotos: Bozena Behrens

Am 21. und 22. März fand in Berlin-Mitte das „10. Berliner Milchforum“ statt. Es wird gemeinsam vom Deutschen Bauernverband und dem Milchindustrie-Verband in Kooperation mit dem Deutschen Raiffeisenverband und der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft organisiert. Eröffnet hat das „10. Berliner Milchforum“ Karsten Schmal. Der Landwirt aus Nordhessen betreibt einen Hof mit rund 200 Milchkühen und ist Milchbauernpräsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV) und zugleich Vizepräsident des DBV. Peter Stahl ist Vorstandsvorsitzender Hochland SE und auch Vorstandsvorsitzender des Milchindustrie-Verbands e. V. mit Sitz in der Jägerstraße in Berlin-Mitte. Karsten Schmal und Peter Stahl konnten als Initiatoren des „10. Berliner Milchforum“ über 500 Gäste aus den Reihen Politik, Verwaltung, Wissenschaft und Forschung, Landwirtschaft, Industrie und Wirtschaft begrüßen. Dazu zählten beispielsweise der Parlamentarische Staatssekretär im Bundeslandwirtschaftsministerium Hans-Joachim Fuchtel (CDU) und EU-Agrarkommissar Phil Hogan.

Der EU-Agrarkommissar wandte sich per Video-Grußbotschaft an die Teilnehmer. Diese Zusammenkunft in Berlin-Mitte ist das größte Branchentreffen des deutschen Milchsektors. In seiner Eröffnungsrede betonte Karsten Schmal: „Zehn Jahre Berliner Milchforum sowie ein Rekord an Teilnehmern und Ausstellern zeigen, dass das Milchforum die Institution ist, um sich über künftige Entwicklungen zu informieren und mit anderen Experten auszutauschen.“ Die Marke „Made in Germany“ hat einen guten Klang in der gesamten Welt! Das trifft auch für die deutsche Milch und deutsche Milchprodukte zu. Rund die Hälfte der deutschen Milchproduktion findet begeisterte Abnehmer außerhalb der deutschen Landesgrenzen. Aber: Mit der fortschreitenden Liberalisierung des europäischen Marktes und der zunehmenden Verflechtung globaler Handelsströme kommen neben den Chancen zusätzlicher Absatzmärkte auch neue Herausforderungen auf die deutsche Milchwirtschaft zu! So gefährden beispielsweise Abgrenzungstendenzen sowie der weiterhin undefinierte Brexit und nationale Herkunftskennzeichnungen in einzelnen EU-Mitgliedstaaten oder aufziehende Handelskonflikte den Austausch von Waren. Besondere Relevanz besitzt in diesem Zusammenhang das Setzen höherer Produktionsstandards durch Politik und Lebensmittelhandel im heimischen Markt, während gleichzeitig die politischen Rahmenbedingungen von den Unternehmern aus Land- und Molkereiwirtschaft verlangen, im internationalen Wettbewerb konkurrenzfähig zu bleiben. Peter Stahl erinnerte an das alte Sprichwort: „Nur mit dem Handel gibt es Wandel.“ Schon bald werde die Zukunft zeigen „welche Bedeutung gerade der internationale Handel besitzt.“ Der Brexit sitzt auch den deutschen Milchbauern und der Milchindustrie im Nacken. „Wir waren freie Märkte gewohnt und seit wenigen Jahren ändert sich das gerade. Die WTO verliert an Bedeutung. Die Zölle werden hochgefahren. Russland machte den Anfang. Amerika droht noch und wie gesagt: Der Brexit wird der nächste Testfall werden.“ Karsten Schmal wies daraufhin, die Milchwirtschaft müsse sich für zahlreiche neue Herausforderungen aufstellen und „das ist nicht zum Nulltarif zu erhalten.“ Mit einer Entlohnung von 33 bis 34 Cent pro Liter Mich, den der Milcherzeuger von den Molkereien erhalte, lassen sich keine großen Sprünge machen. Es sei so, der Milcherzeuger komme gerade einmal über die Runden, ein großer wirtschaftlicher Etat für teure zukunftsinvestive Investitionen sei nicht von allen Betrieben problemlos zu stemmen. Die Milcherzeuger hatten zudem im Jahre 2018 mit einer sehr großen Hitzeperiode zu kämpfen. Diese heißen Tage sind die Ursachedafür gesorgt, dass viel weniger Viehfutter erzeugt werden konnte als im Jahre 2017 oder in den Jahren davor. Auf der Pressekonferenz am 22. März sagte Karsten Schmal: „Teures Viehfutter muss nun vielfach dazugekauft werden.“ Er wies auch darauf hin, dass es „den Milchbauern nicht gibt. Wir sind sehr bunt aufgestellt, wenn ich das einmal so ausdrücken darf. Zu unseren Mitgliedern zählt der Kollege im Schwarzwald mit einem Viehbestand von 10 bis 20 Kühen genauso wie der große genossenschaftliche Betrieb in Mecklenburg-Vorpommern mit 2.000 Tieren.“ Der Milchbauernpräsident betonte auch, er reise dienstlich sehr oft durch Deutschland und erfahre so sehr schnell von den Kolleginnen und Kollegen landauf und landab, wo der „Schuh drückt.“ Am Wochenende dann ist er selbst in Aktion! „Mein ältester Sohn sagt dann immer zu mir: Papa, hilf mir mit beim Melken!“ Das sorgt dafür, dass „ich mein erlerntes Handwerk nicht aus den Augen lasse“ Eine Weisheit parat hatte Karsten Schmal auch: „Wenn es keine Milchbauern mehr hierzulande geben sollte eines Tages, haben wir keine Milcherzeugung mehr im eigenen Land. Dann braucht man auch keine Molkereien mehr.“ Es wäre für ihn schön, wenn „die Gesellschaft die Arbeit des Milchbauern mehr würdigen würde.“ Man betreut die einem anvertrauten Tiere, die ja Lebewesen sind und keine Gegenstände aus Holz oder Metall, 24 Stunden siebenmal in der Woche. Urlaub ist ein Fremdwort. Die Tiere müssen tagtäglich gefüttert und gemolken werden. Brüllt eine Kuh am Heiligen Abend vor Schmerzen, kann der Milchbauer das ihm anvertraute Tier nicht hilflos im Stall stehen lassen. Der Milchbauer hat einen Arbeitseinsatz, von dem der Großstadtmensch keine Kenntnis hat. Er hat vielleicht nur die falsche Zahl im Kopf, wenn man im Supermarkt für einen Liter Milch mit einem Fettanteil von 3,5 Prozent rund 68 Cent bezahlt, dann gehen davon vielleicht 40 bis 50 Cent an den Landwirt. Das sind aber Zahlen, von denen die Milchbauern nur träumen können. Im Deutschen Bundestag sprach unsere Redaktion mit dem CDU-Parlamentarier Michael Donth über das „10. Berliner Milchforum.“ Der Bundestagsabgeordnete gehört seit 2013 dem Hohen Haus an und vertritt als direktgewählter Volksvertreter den Wahlkreis Reutlingen. Michael Donth, der im Deutschen Bundestag auch das Amt des Schriftführers innehat, erklärte: „Die Milchwirtschaft hat für den Erhalt und das Überleben der bäuerlichen Landwirtschaft eine hohe Bedeutung. Das sehe ich auch in meinem teils ländlich strukturierten Wahlkreis Reutlingen. Die Betriebe produzieren gerade auf der Schwäbischen Alb unter geografisch und strukturell herausfordernden Bedingungen gute und hochwertige Lebensmittel und sichern gleichzeitig den Erhalt unserer von Allen geschätzten Kulturlandschaft." (Text: Volkert Neef)