Alberman Hahn Beddies Bronzebste Rahel Hirsch Foto Gudath CharitSam Alberman (Ur-Ur-Enkel der Schwester von Rahel Hirsch), Dr. Judith Hahn und Prof. Dr. Thomas Beddies vom Projekt "GeDenkOrt.Charité – Wissenschaft in Verantwortung" an der Bronzebüste von Rahel Hirsch. Foto: Gudath/Charité.

Anlässlich ihres 150. Geburtstags hat die Charité – Universitätsmedizin Berlin Prof. Dr. Rahel Hirsch mit einer Fest- und Gedenkveranstaltung geehrt. Rahel Hirsch zählt zu den Pionierinnen der Medizin in Deutschland und war 1913 die erste Frau, die im Königreich Preußen zur Professorin für Medizin ernannt wurde.

Rahel Hirsch war von 1903 bis 1919 in der Charité tätig und leitete ab 1908 die Poliklinik der II. Medizinischen Klinik. Ihre Forschungen zur Durchlässigkeit der Darmschleimhaut stießen bei ihren Kollegen zunächst auf Ablehnung und Unverständnis. Ein halbes Jahrhundert später wurden die von ihr entdeckten Phänomene unter der Bezeichnung „Hirsch-Effekt“ in die Fachliteratur aufgenommen.

Prof. Dr. Heyo K. Kroemer, Vorstandsvorsitzender der Charité, begrüßte die Gäste auf dem Vorplatz der Charité Campus-Klinik, nahe der Bronzebüste von Rahel Hirsch, die anlässlich ihres 125. Geburtstags aufgestellt worden war und betonte: „Als Rahel Hirsch mit 28 Jahren ihr Medizinstudium in Zürich beginnt, hat sie bereits ein Pädagogik-Studium abgeschlossen und einige Jahre als Lehrerin gearbeitet. Nach dem Studienabschluss in Medizin kommt sie 1903 als eine der ersten Ärztinnen an die Charité und wird Assistentin von Friedrich Kraus. Zehn Jahre später wird der Internistin als erster Ärztin in Preußen das Prädikat ‚Professor‘ verliehen. Dies war damals die höchste Anerkennung, die Wissenschaftlerinnen erlangen konnten. Heute erinnern der Rahel-Hirsch-Weg sowie eine Bronzebüste am Campus Charité Mitte an die herausragende Medizinerin. Zudem ist unser sehr erfolgreiches Habilitationsstipendium, das Nachwuchs-Wissenschaftlerinnen auf dem Weg zur Berufungsfähigkeit fördert, nach Rahel Hirsch benannt.“

Den abschließenden Vortrag „Rahel Hirsch und ihre Bedeutung für heutige Studierende“ hat die Charité-Studentin Cand. med. Friederike Speckmann gehalten. Sie betonte: „Rahel Hirsch war eine Frau, die aufgrund ihrer Forschungsergebnisse nicht nur wegweisend für die Medizin war. Mit ihrer starken Persönlichkeit beschritt sie als Pionierin den Weg der Frau in der Medizin und ebnete ihn für ihre Nachfolgerinnen und somit auch für mich. Für ihre Motivation und Leidenschaft zur Medizin, und ihre Durchhaltekraft neues Denken anzustoßen, empfinde ich Bewunderung und Dankbarkeit. Diese Anerkennung gebührt aber auch den Frauen, die diesen Weg bis heute fortsetzen.“

Rahel Hirsch (1870-1853)
Rahel Hirsch wurde am 15. September 1870 in Frankfurt am Main geboren. Nach dem Abitur studierte sie von 1885-89 Pädagogik in Wiesbaden und arbeitete bis 1898 als Lehrerin. Von 1898 bis 1903 folgte ein Studium der Medizin in Zürich, Leipzig und Straßburg, das sie mit Approbation und Promotion abschloss. 1903 begann sie auch ihre Tätigkeit als Internistin und Assistentin von Friedrich Kraus an der Charité. Damit war sie nach Helenefriederike Stelzner die zweite Ärztin in der Geschichte der Charité. Ab 1908 leitete sie die Poliklinik der II. Medizinischen Klinik und blieb bis 1919 an der Charité. Aufgrund ihrer wissenschaftlichen Leistungen wurde ihr 1913 als erster Medizinerin in Preußen der Professorentitel verliehen. Nach dem Ersten Weltkrieg war Rahel Hirsch vorwiegend in eigener Praxis tätig. In der Zeit des Nationalsozialismus wurde sie als Jüdin verfolgt und emigrierte 1938 nach England, wo sie in bescheidenen Verhältnissen lebte und 1953 starb. Quelle: https://www.charite.de/