Es gab ja einmal einen Politiker aus den Reihen der SPD, der träumte davon, Bundeskanzler zu werden. Der Lebenstraum des ehemaligen Ministerpräsidenten und Bundesfinanzminister Peer Steinbrück erfüllte sich nicht. Legendär ist bis heute sein Spruch: „Hätte, hätte, Fahrradkette“. Mit den Fragen: „Habe ich? Hätte ich? Was wäre, wenn?“ befasst sich auch Katarina Grgic als Herausgeberin des in diesem Jahr im Frieling-Verlag in Berlin erschienen Buches „Lebensträume-wenn ich noch einmal von vorne anfangen könnte“. Auf 132 Seiten kommen zahlreiche Autoren zu Wort, die mit ausgewählten Gedichten am Frieling-Lyrik-Wettbewerb 2020 teilgenommen hatten. In ihren individuellen Ausführungen berichten die Autoren, ob sie bei nicht erfüllten Lebensträumen doch noch einmal von vorne anfangen möchten, so es ginge oder „einfach das Leben eben nehmen, wie das Leben eben ist“.
So sang es einst Juliane Werding. Eines ist glasklar: Im wahren Leben gibt es nicht, wie beim Computer, die Möglichkeit, auf die Taste NEUSTART zu drücken. Zumindest ist jedoch das Träumen erlaubt. Das Gold und Geld nicht alles ist, was auf dieser Welt zählt, teilt Maria Akman auf S. 11 mit! „Wenn ich noch einmal von vorne beginnen könnte, wäre ich erfolgreicher oder gar berühmt? Vielleicht Professor, Astronaut oder als Millionär gar unverblümt? Was zählt, ist nicht der Ruhm und das ganze Geld, es sind die Glücksmomente mit jenen, die mir begegneten in allen Lebensszenen-auf dieser rastlosen Welt. Ich bin glücklich und zufrieden, denn dafür habe ich mich entschieden.“ Auf S. 15 fragt Luan Baumgart was wäre „wenn ich einen Bruder hätte?“ Da gibt es ja so richtige Weisheiten wie: „Wir würden uns ein Zimmer teilen, und ich wäre nicht mehr allein! Da wir gemeinsam leben, würde es weniger aufzuräumen geben!“ Mit sich selber abmachen muss man die Frage, ob man sich noch im Spiegelbild lange betrachten kann, ohne vor sich selber zu erschrecken. Christian Heil geht dieser Frage auf S. 44 nach und schließt erstmal „die Augen und atmet durch, bis ich mir sicher bin, mich noch im Spiegelbild betrachten zu können.“ Herbert Kaiser kann auf S. 56 mitteilen, dass Lebensträume hinter „Gitterstäben, schwedischen Gardinen“ ganz anderer Art sind als Lebensträume außerhalb von „Beton und Stahl, Drahtzäune und viel Wachpersonal. So begrenzt man die Sicht der Dinge, Du merkst, der Kopf sitzt in der Schlinge.“ Was Birgid Larson auf S. 68 von sich gibt, haben bestimmt viele Leser erlebt: Große Liebe, dann Scheidung, alleinerziehend das Leben gestalten. Eines Tages kommt die neue große Liebe, die hält, bis der Tod die Scheidung vornimmt. Die Autorin berichtet, als sie als junge Frau damals suchte nach dem Mr. Right. „Den einen, der sich in mich verliebt, mich mag, mir meine Schwächen vergibt“. Später dann allerdings erleben muss „alleinerziehend, materieller Verzicht, gequältes Lächeln im Gesicht.“ Am Ende aber glücklicherweise: „Doch dann irgendwann auf dem Kurfürstendamm, traf ich ihn wieder, den besonderen Mann. Wir haben uns ineinander verliebt. Nun wieder glücklich und neu arrangiert.“ In dem Werk „Lebensträume“ aus dem Frieling-Verlag in Berlin von der Herausgeberin Katarina Grgic findet sich jeder Leser irgendwo mehrfach wieder auf den 132 Seiten. Wer schon ein paar Jahrzehnte auf dem Buckel hat, kennt das Spiel des Lebens. Es besteht aus Höhen und Tiefen, sei es in der Familie, am Arbeitsplatz, in der Nachbarschaft oder im Vereinsleben. Mal möchte man, rückblickend betrachten, es damals anders gelöst haben, es sein gelassen haben oder man hätte die angebotene Position doch nehmen sollen. Eben „Hätte, hätte, Fahrradkette.“ Mal regt „Lebensträume“ zum Nachdenken an, mal schmunzelt man über die Lebensträume der Autoren. Wenn man ehrlich in sich selber hineinhorcht und hineinschaut, ist der ein oder andere Leser bestimmt auch froh darüber: Man liest die Lebensträume der Autoren. Die eigenen Lebensträume darf man ja für sich behalten. Um es mit einem anderen SPD-Politiker auszudrücken: „Und das ist auch gut so.“ Das Werk „Lebensträume“ kostet im deutschen Buchhandel 11 Euro. ISBN 978-3-8280-3552-2. (Text: Volkert Neef/Foto: Frieling-Verlag)