Rocklegenden Puhdys Karat City
Rocklegenden - Puhdys, City und Karat/ Foto: Ingrid Müller-Mertens
 
Ein seltenes, ja ziemlich einmaliges Ereignis trug sich am Mittwoch im Foyer der Mercedes-Benz-Arena am Berliner Ostbahnhof zu: Einträchtig vereint präsentierte sich 40 Jahre (Ost-)Rockgeschichte der Presse. Amüsiert und auch schon ein bisschen weise blickten die nun in die Jahre gekommenen Rocklegenden von den Puhdys, City und Karat vom improvisierten Podium auf die schwer beeindruckten  Kollegen der schreibenden und fotografierenden Zunft hinunter,  stellten sich artig in Positur für die Gruppenbilder, beantworteten auch heikle Fragen (Thema Alkohol!) mit Geduld und Nachsicht.
Und wie wird man eine Rocklegende? Toni Krahl von City bringt es auf den verblüffenden Punkt: „Einfach nicht aufhören“.
Und das haben die drei Rockbands auch nicht vor. Rockerrente ist nicht. Noch lange nicht. Zumindest solange nicht, wie das Publikum zu den Konzerten strömt und auch die im Aussterben begriffenen CDs sich noch immer verkaufen lassen.
Und da man nach vier Jahrzehnten Tiefen und sehr viel mehr Höhen im Musikgeschäft schließlich auf dem Rockerolymp angekommen ist und kein Existenz- oder Konkurrenzkampf mehr die Kreativität beeinträchtigt, besinnen sich nun die legendären Deutschrocker auf  die gemeinsamen Wurzeln und gehen mit geballter Power gemeinsam auf Tournee. Zum zweiten Mal. Denn bereits im letzten Jahr begeisterten die drei Kultbands des Ostens bei gemeinsamen Konzerten. Nicht nur den Fans hat das großen Spaß gemacht, auch alle Beteiligten hatten soviel  Freude am gemeinsamen Musizieren, dass es im nächsten Jahr eine Neuauflage der „Rock-Legenden“-Tour“ geben wird.
„Wir müssen uns nichts mehr beweisen“ sagt Toni Krahl und Puhdys-Sänger Dieter Birr ergänzt: „ Wir freuen uns auch, wenn die anderen Erfolg haben und unterstützen uns gegenseitig“. Das mitreißende Ergebnis kann man nun auf der gerade erschienenen  Doppel-CD plus DVD vom Live-Mitschnitt des Konzerts in Chemnitz hören und sehen. Und wer glaubt, es handelt sich um die gefällige Darbietung der alten Hits wird sich wundern. Hits wie „Geh zu ihr", „Am Fenster"oder „Über sieben Brücken" werden noch einmal neu entdeckt und neben den Einzelauftritten der Bands brillieren alle im gemeinsamen Zusammenspiel und in sozusagen bandübergreifenden Duetten der Frontleute Dieter „Maschine" Birr, Toni Krahl und Claudius Dreilich. Eine derart intensive Zusammenarbeit hat es in der deutschen Rockgeschichte bislang nicht gegeben. Und man wird es nun im nächsten Jahr auch wieder live erleben können. Sogar im Westen, wie Moderatorenlegende Jürgen Karney ironisch anmerkt.
Zuvor besteht allerdings am 1. Und 2. Januar 2016 noch die Chance, die Puhdys bei ihrem – vorerst – „letzten“  Solokonzert in Berlin zu erleben. Die Ankündigung als „Abschiedskonzert“ sollte man vielleicht nicht so ernst nehmen. Denn dass die nun schon zu Lebzeiten Legenden gewordenen Veteranen des  Deutschrocks jemals aufhören könnten, sich neu zu erfinden, ist schwer vorstellbar.
Text und Fotos: Ingrid Müller-Mertens
 
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