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P1590153 P1590169Fotos: Bozena Behrens

„Die Publishers' Night 2018 hat Persönlichkeiten ausgezeichnet, die mit ihren Werten, ihrer Konsequenz aus der Geschichte herausragen. Die diesjährigen Preisträger haben eines gemeinsam: Sie verbindet die unerschütterliche Haltung für das Bessere. Sie alle verfügen über das gleiche moralische Navigationssystem,“ so VDZ-Präsident Dr. Rudolf Thiemann. „Die Veranstaltung sendet ein starkes Signal in eine Welt, in der gemütliche Gewissheiten verloren gegangen sind. Unsere Gäste aus Politik und Wirtschaft sind ein Zeichen unserer Relevanz und politischen Wirkung.“

Die „Ehren-Victoria“ nahm Bundeskanzlerin Angela Merkel entgegen. Die Herausforderungen ihrer Kanzlerschaft waren erheblich und weitreichend, so die Begründung des VDZ. Deutschland stehe heute als ein Land da, von dem Grenzen überschreitend wirtschaftliche Stärke und Demokratie strahlen. In einer offenkundig schwierigen und riskanten politischen Gegenwart und in absehbarer Zukunft sind gerade Bedacht, Führungsstärke, ein moralischer Kompass, wie von Frau Dr. Angela Merkel gelebt, relevanter denn je.

Die Laudatorin, Königin Rania von Jordanien, übergab den Preis. „Ich freue mich, Kanzlerin Merkel die Goldene Victoria zu überreichen, eine verdiente Anerkennung ihrer unermüdlichen Bemühungen für internationalen Dialog, Brückenbau und Wohlstand für ihr Land“, so Königin Rania. Fanatismus und Hass seien keine neuen Ideen, jedoch hätten sie in unserer digitalen Zeit an Fahrt und Einfluss gewonnen, wo Empörung sich von alleine verkauft und mit jedem Klick weiter verbreitet werde. Eine starke, freie Presse sei unerlässlich, um diese spaltenden Kräfte zu bekämpfen. Die Presse könne die Wahrheit aussprechen, wo andere es nicht könnten. Sie fordern Aufmerksamkeit für Themen, die sonst ignoriert würden. Mit der Gründung der Deutschlandstiftung Integration, habe der VDZ seine Stimme für Offenheit abgegeben. Damit verdeutliche er, dass Deutschland profitiere, wenn es jedem die Chance gäbe seinen Beitrag zu leisten. Seit ihrer Amtseinführung hat sich Kanzlerin Merkel die Bewunderung und den Respekt der Welt für ihr unerschütterliches Engagement für Stabilität, Wohlstand, Freiheit und Frieden erworben. „Und was für mich besonders ist, ist die Art ihrer Führung“, so Königin Rania von Jordanien. Als ausgebildete Wissenschaftlerin sei sie geduldig, fokussiert und sehr bedächtig in ihren Bemühungen. Sie liefere somit ein Sicherheitsventil gegen jene, die lieber Chaos und Verwirrung schüren wollen. „Der Satz „wir schaffen das“ war für mich sowie für uns alle in Jordanien, ein Moment großen Stolzes in Bezug auf die Freundschaft unserer Nationen. Heute ist jeder Siebte in meinem Land ein Flüchtling. Wir könnten diese Verantwortung ohne die Solidarität und Unterstützung Deutschlands nicht schultern.“

Kanzlerin und Ehren-Victoria Preisträgerin Angela Merkel dankte allen, die sich für einen respektvollen Dialog einbrächten und allen, die sich wie Daphne Caruana Galizia, Ján Kuciak und der VDZ für die Pressefreiheit einsetzen. Wir verteidigen die Werte der Demokratie. Journalisten sollten frei von Angst und Bedrohung arbeiten können. Niemand darf akzeptieren, dass Medien als Lügenpresse hingestellt werden. Mit Blick auf das Heimatland der Königin würdigte sie die Leistungen bei der Aufnahme von Flüchtlingen. Das Land hätte Beeindruckendes geleistet. Es stünde Europa gut zu Gesicht, diese Leistung Jordaniens mehr zu schätzen. Sie dankte den Zeitschriftenverleger für ihren Einsatz für die Pressefreiheit. Es gäbe keinen Verband der vergleichbar viel für die Pressefreiheit tue. Die goldene Victoria sehe sie als Ansporn, sich weiterhin für Pressefreiheit stark zu machen.

Posthume Auszeichnung für Daphne Caruana Galizia und Ján Kuciak

Allein 2017 wurden 65 Journalisten aufgrund ihrer Arbeit getötet, 54 entführt, 326 Kollegen saßen in Haft und zwei galten als vermisst – das sind die Zahlen, die »Reporter ohne Grenzen« zusammengetragen hat, eine Dunkelziffer bleibt. Für 2018 sieht die Bilanz mit Sicherheit nicht besser aus. Besonders beunruhigend ist die Tatsache, dass Journalisten mittlerweile auch wieder mitten in Europa an Leib und Seele bedroht sind.

Gerade vor diesem Hintergrund wollte der VDZ mit der Verleihung der „Goldenden Victoria 2018“ für Pressefreiheit an die Journalisten Daphne Caruana Galizia aus Malta und den Slowaken Ján Kuciak posthum ein Zeichen setzen. Beide sorgten international mit ihrer Arbeit, die auch zu der Aufdeckung der Panama Papers beitrug, für Aufsehen. Caruana Galizia galt zudem als scharfe Kritikerien des maltesischen Premierministers und seiner Regierung. Ihre Ermordung wurde bis heute nicht aufgeklärt.

Stellvertretend für Daphne Caruana Galizia nahm ihre Schwester, Corinne Vella, die Goldene Victoria entgegen. In ihrer Dankesrede hob sie den Preis als Anerkennung für das Lebenswerk ihrer Schwester und als Bewahrung ihres Erbes hervor. „Die Auszeichnung erinnert alle daran, dass Journalismus ein wesentlicher Teil der Demokratie ist. Doch wahre Demokratie kann nicht existieren, wenn Journalisten nicht frei arbeiten können. Demokratie darf nicht als Selbstverständlichkeit angesehen werden,“ betonte Vella.

Der Journalist und Student Kuciak arbeitete bis zu seinem Tod im Februar dieses Jahres als Investigativ-Reporter für ein online Nachrichtenportal an Wirtschaftsthemen, zuletzt an Mafiaverbindungen zwischen Italien und der Slowakei. Seine Recherchen und sein damit verbundener Mord führten in der Slowakei zu Massenprotesten und schließlich zu Neuwahlen.

„Im Namen unserer ganzen Familie sowie der Familie Kušnír danken wir allen Verlegern nicht nur für den an unseren Sohn verliehenen Preis, sondern vor allem dafür, dass gerade die freien Journalisten diejenigen waren, die uns in der schwierigsten Zeit nach dem Tod unserer Kinder am meisten unterstützt haben und auch weiterhin unterstützen“, sagte der Vater, Jozef Kuciak, der den Preis entgegennahm. „Unsere Kinder mussten nicht deshalb sterben, weil sie selbstsüchtig und eigennützig gehandelt haben, sondern weil sie sich für das Gute einsetzten.“

Die Journalistin und Menschenrechtlerin Düzen Tekkal überreichte als Laudatorin die „Goldene Victoria für Pressefreiheit“. In ihrer Rede wies sie darauf hin, dass das Lob für den Mut dieser Kollegen vor allem ihren Angehörigen gesagt werden müsse – so oft und so öffentlich wie möglich. So bliebe der Mut im Gedächtnis und nicht diejenigen, die das Verbrechen des Mordes beziehungsweise die Anstiftung dazu, zu verantworten hätten. Journalismus sei ein Beitrag zur Freiheit, denn „Pressefreiheit ist kein Naturgesetz, sondern muss aus der Mitte der Gesellschaft erkämpft werden.“ Die beiden Journalisten seien zu unfreiwilligen Märtyrern der Pressefreiheit geworden. Journalisten eint der feste Wille, der Wahrheit auf den Grund zu gehen. Für viele wäre Freiheit aber wohl eine Selbstverständlichkeit. „Ich lernte bei meiner Arbeit, dass der Beruf des Journalismus lebensgefährlich sein kann – auch in Europa“, so Tekkal. Pressefreiheit sei keine Selbstverständlichkeit, die Schweigespirale der Gesellschaft müsse durchbrochen werden. „Die Kultur der Freiheit hält uns zusammen. Wir brauchen mutige Bürger, nicht nur Journalisten. Lassen Sie uns alle gemeinsam mutig sein!“

Eine weitere „Goldene Victoria“ erhielt Béatrice Guillaume-Grabisch, Vorstandsvorsitzende von Nestlé Deutschland. Ihr wurde die „Goldene Victoria 2018 – Unternehmerpersönlichkeit des Jahres“ überreicht. Der Preis würdigt ihren Anspruch an Unternehmen, Reputation als höchstes Gut zu wahren. Ohne Reputation und Vertrauen lasse sich keine nachhaltigen Erfolge erzielen, betonte die Managerin. Guillaume-Grabisch steht für fundamentale Unternehmenswerte wie Vertrauen, Respekt und Verlässlichkeit, die sie ihr Berufsleben lang konsequent verfolgt hat. Guilaume-Grabisch sah die Goldende Victoria als Ermutigung, ihren persönlichen Weg konsequent weiter zu gehen. Sie lebe nach dem Leitspruch „Meine Freiheit hört auf, wo die des anderen beginnt“. Das bedeute auch, dass Presse die Freiheit unterstützen muss, auch wenn der Weg holprig sein kann. „Doch wenn der Mensch nicht mehr frei ist, verschwindet er“, so Guillaume-Grabisch.

In seiner Laudatio lobte Friedrich von Metzler, deutscher Bankier und Mäzen, die Führungsqualität der Unternehmerin, die Markenpflege als Erfolgsgarant beherrsche – vor allem in einer schnellen Branche wie der Nahrungsmittelindustrie, bei der der Pulsschlag der Veränderung ganz direkt spürbar sei.

Für musikalische Begleitung der Preisverleihung sorgte der Chor The Young ClassX mit dem Song „Worte brauchen Freiheit“, der für diesen Abend extra von Chris Buseck und Michael Zlanabitning komponiert und von den jungen Leuten mit viel Herzblut vorgetragen wurde. Die Idee für das Lied entstand bei einem Besuch des Journalisten Peter Bandermann, der mit den jungen Menschen über Pressefreiheit diskutierte.

Die Publishers‘ Night ist eine der hochwertigsten und wichtigsten Networking-Plattformen und Medienveranstaltungen in Berlin. Über 900 Gäste – Verleger, Verlagsmanager, Chefredakteure, Unternehmenslenker sowie Kulturschaffende – waren an diesem Abend wieder zu Gast und nutzen die Veranstaltung zum Austausch und Netzwerken.

Der VDZ bedankt sich auch bei seinen Partnern, deren Engagement viel zu diesem Abend beigetragen hat: Unsere langjährigen Partner DPAG, UPM, KPMG und Sixt; die Deutsche Telekom, deren Hauptstadtrepräsentanz unserer Gala den passenden Rahmen verlieh sowie dem Verband der deutschen Rauchtabakindustrie, der bereits zum zweiten Mal die Patenschaft für das Publishers’Night Magazin mit den aktuellen Bildern des Abends übernommen hat.

Quelle und weitere Informationen: https://www.vdz.de/