503 102Fotos: Svetlana Reinwarth

Natürlich eine einzigartige wunderschöne Lagunenstadt. Egal, was für eine Jahreszeit wir haben, hier herrscht immer Hochsaison. Sei es der heiße Sommer, der bunte Herbst, der trübe und neblige Winter oder der blühende Frühling. Man genießt und bewundert Venedig : seine Gassen und Brücken, Kanäle und Märchenhäuser, die direkt im Wasser stehen. Als Reiseziel ist Venedig heiß begehrt. Tausende Touristen aus der ganzen Welt kommen hierher, um die Stadt zu besichtigen. Als Tipp fürs Wochenende ist Venedig auch sehr interessant. Von allen deutschen Flughäfen kommt man schnell und einfach in die Lagunenstadt. " Buon giorno. Venezia",- sagen wir und laden unsere werten Leser nach Venedig ein. Wir empfehlen Ihnen, die touristischen Lieblingsrouten zu meiden und zu Fuß die Stadt zu entdecken. Machen Sie Ihre eigene angenehme Reise. Man lebt hier im " nassen" Element und kennt keine Autos. Laufen Sie entweder zu Fuss oder machen Sie sich auf den Wasserweg, mit Vaporetto, Wassertaxi oder ganz romantisch...auf der Gondel.

Die Gondel, ein typisch venezianisches Ruderboot, ist in Venedig seit dem 11. Jahrhundert bekannt. Früher hatte fast jede Familie eine Gondel, und zum 18. Jahrhundert gab es fast 1000 Boote in der Stadt. Heutzutage hat der Verband der Gondelfahrer strenge Regeln festgesetzt, und die Zahl der Gondel auf 425 begrenzt. Nicht mehr und nicht weniger.
 
In Venedig war unser Ziel, über das Leben und die Arbeit der venezianischen Gondelfahrer " aus der ersten Hand", von Gondolieri selbst zu erfahren. Auf der Gondelhaltestelle, nicht weit von San Marko, wo die meisten Gondolieri Pause machen, wurden wir zu einer Tasse Cappuccino eingeladen und folgten gerne der Einladung. Unsere Gesprächspartner waren ungeachtet ihres mutigen und harten Seemannberufes sehr liebe, nette und bescheidene Gesprächspartner. Wir haben uns vereinbart, die Namen im Artikel nicht zu nennen, und lassen unsere " Kapitäne" inkognito.
 
Während der halbstündigen Gondelfahrt hatten wir die gute Möglichkeit die Stadt vom Wasser kennenzulernen. Unser Gondelfahrer erzählte: " Ich bin Venezianer und mag meine Stadt über alles. Ich bin stolz darauf. Ich kenne mich in der Geschichte von Venedig wunderbar aus und freue mich diese Kenntnisse an meine Gäste weiterzuleiten. Von mir erfährt man viel Neues aus der Geschichte und aus dem Alltagsleben von Venedig. Ich zeige Ihnen die schönsten verstecktesten Ecken meiner Heimatstadt, die nicht jeder kennt. Ich lese auch viel dazu und erfahre immer neue interessante Sachen über Italien und seine Städte."
 
" Wieso tragen Gondolieri diese schöne markante Uniform?"- fragten wir unseren Kapitän. " Früher war es egal, was die Gondelfahrer trugen. Jetzt ist festgelegt: schwarze Schuhe, schwarze Hosen und gestreifte Hemden, dazu kommt noch ein Hut, ein wichtiges Element der Gondelfahrergarderobe. "
 
" Es sei erwähnt“,- setzte er fort, „dass der Beruf des Gondelfahrers heiß begehrt in Venedig ist. Als Gondelfahrer können nur die Leute aus der Familie arbeiten, deswegen kommen nie die Fremden hierher. Das kommt vom Vater zum Sohn u.nd so geht es fort. Bevor man als Gondelfahrer arbeiten kann, muss man 9 Monate lang die spezielle Schule besuchen. Man studiert dort Schifffahrt, die Geschichte von Venedig und die englische Sprache. Aber sogar danach kann man sehr lange auf die Lizenz warten. Manchmal 20 Jahre lang. Was wir machen, das ist schwere körperliche Arbeit, und der Arbeitstag kann bis zu 12-13 Stunden dauern. Man fängt um 7 Uhr früh morgens an und ist manchmal erst in der Mitternacht fertig.“
 
Es hat sich von alters her so ergeben, dass der Gondelfahrer ein rein männlicher Beruf ist. Aber in Venedig gibt es Ausnahmen, denn 2 Mädchen haben es geschafft, in diesem Beruf zu fassen. Die erste war die Tochter eines Gondelfahrers. Giorgia Boscolo ist ihr Name. Die zweite Dame ist die Deutsche Alexandra Hai, die sogar zum Gericht musste, um den stolzen Titel zu bekommen.
 
Eine Gondelfahrt ist in Venedig kein preiswertes Vergnügen. Die halbstündige Fahrt kostet knapp 80 Euro. Das Boot hat 6 Plätze und viele versuchen in einer Gruppe zu fahren und sparen dadurch Geld. Manche besonders begabte Gondolieri singen sogar. Wenn man Glück hat, kann man auf den Kanälen italienische Volksleder oder sogar Arien hören.
 
" Ja. Der Preis ist nicht billig. Aber anderseits muss das Boot gewartet und restauriert werden. Die Unterhaltskosten sind hoch. Die Gondeln werden in speziellen Werkstätten hergestellt, das kann allerdings bis zu 3 Jahren dauern, und der Kaufpreis der neuen Gondel beträgt von 50 000 bis 100 000 Euro. Mein Boot ist für mich wie meine zweite Ehefrau. Und fragen Sie mich nicht, wen ich mehr mag." Hoffentlich wird die Frau unseres Gondelfahrers diesen Artikel nicht lesen.
 
Unsere Fahrt ging dann langsam zu Ende. Wir sind dorthin gekommen, wo wir angefangen haben, in der Nähe von San Marco. Es fing langsam der Abend in Venedig an. Wenn die Sonne untergeht und es dämmert, bekommt Venedig eine besonders anziehende magische Kraft. In den Gondeln sitzen verliebte Pärchen und hören schönen italienischen Liedern zu. Natürlich geht es in den Texten ausschließlich um Liebe, Herz, Schmerz und Hochzeit.
 
Wie es sich in dieser Stadt gehört in der Stadt der Märchen, der Liebe und der Romantik und der 425 Gondeln. (Text/Fotos: Svetlana Reinwarth)