Für Eisenbahnfreunde ist das baltische Land Lettland eine Fundgrube für Raritäten. Natürlich verfügt das EU-Land über eine hochmoderne Zugflotte, aber auf einigen wenigen Strecken geht es noch sehr historisch zu. Dazu zählt die Strecke von der lettischen Hauptstadt Riga mit seinen 0,65 Millionen Einwohnern nach Sigulda mit seinen 12.000 Einwohnern. Diese Strecke hat eine Länge von knapp 55 Kilometern. Das nordöstlich von Riga gelegene Städtchen Sigulda liegt am Fluss Gauja, der eine Länge von 450 Kilometern aufweist. Er gab dem 1973 gegründeten Nationalpark Gauja seinen Namen. Der Gauja-Nationalpark ist nicht nur der älteste Nationalpark Lettlands. Er ist mit 920 Quadratkilometern auch der größte des Landes. Zugreisende sollten unbedingt ob der Schönheit der Landschaft hier mindestens einen Tag einplanen. Vom komfortablen Hotel über die günstige Pension bis hin zu Ferienholzhäusern und Campingplätzen bietet man den Gästen aus aller Welt eine reichhaltige Palette von Übernachtungsmöglichkeiten und Restaurants an. Der Gauja-Nationalpark ist ein wirkliches MUSS für den Besucher.
Hier trifft man 900 verschiedene Pflanzenarten an sowie rund 150 Vogelarten, 40 Fischarten und 50 Säugetierarten. Der Eisenbahnliebhaber kann nach dem Besuch des Nationalparks, den man auch unter sachkundiger Führung durchführen kann, seine Fahrt mit dem historisch anmutenden Zug fortsetzen. Wer selbst für Kultur sorgen möchte, kann das im Bahnhof von Sigulda in die eigenen Hände nehmen! Dort befindet sich ein öffentlich-zugängliches Klavier. Wer die Kunst des Klavierspielens beherrscht, darf dort seine Künste unter Beweis stellen. Als Gast im Lande sollte man nicht den Clown mimen, es sei denn, man tritt im Zirkus auf! Wer meint, auf dem Klavier mal nur so rumhämmern zu müssen ohne Kenntnisse vom Piano zu besitzen, zieht schnell die Aufmerksamkeit des Bahnhofspersonals auf sich. Wer für gute musikalische Unterhaltung sorgen kann, ist immer dort willkommen. Dabei ist es egal, ob man Klassik, Boggie Woggie, Jazz oder deutsche Schlager spielt. Das gekonnte Klavierspielen und das eventuelle Mitsingen des Klavierspielers wird mit Applaus belohnt werden. Von Sigulda aus geht es nach Valka. Diese lettische Stadt mit ihren 5.500 Einwohnern ist eine geteilte Stadt. Auf der anderen Seite, der estnischen nämlich, leben 13.000 weitere Einwohner. Diese Stadt im Süden Estlands hat einen Unterschied in der Schreibweise. Im estnischen Hoheitsgebiet heißt sie Valga. Von Sigulda bis nach Valka benötigt der Zug für die 120 Kilometer lange Strecke ca. 110 Minuten. Das romantische Eisenbahngefühl erhält man schon ab Riga, oder umgekehrt natürlich ab Valka. Die klassenlose Gesellschaft aus alten UdSSR-Zeiten lässt grüßen! Es gibt nur Waggons mit der 2. Waggonklasse. Das absolute Sahnestück ist die Diesellok. Es handelt sich dabei um eine Lokomotive der Baureihe DR1A. Erstmals erblickten Loks dieser Baureihe 1963 in der ehemaligen Sowjetunion das Licht der Welt. Die Baureihe DR1A zieht treu und zuverlässig die Waggons von Riga über Sigulda nach Valka und zurück. Man kann problemlos sein Fahrrad in den Zug mitnehmen. Die Waggons verfügen über keinerlei Klimaanlage. Man kann die großen Abteilfenster öffnen, das hat den großen Vorteil, dem Besucher stellt sich die Landschaft noch besser dar. Einen Speisewagen sucht man vergebens. Wer in Valka angekommen ist und mit der Eisenbahn in die die estnische Hauptstadt Tallin möchte, kann das bequem durchführen. Man steigt in Valka aus und geht wenige Schritte zu einem anderen Bahnsteig. Dort ist man dann bereits im EU-Land Estland angekommen und kann in den Zug von Valga nach Tallin einsteigen. Die Zugstrecke von Riga nach Sigulda und dann weiter nach Valka lässt garantiert jedes Eisenbahnerherz höher schlagen. Von Deutschland aus kann man sehr gut und günstig mit „airBaltic“ nach Lettland kommen. Details unter: www.airbaltic.com sowie http://www.latvia.travel/de/sehenswurdigkeit/nationalpark-gauja. (Text/Foto: Volkert Neef)
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