Das Schloss in Westfalen: Redet man von einem barocken Wasserschloss aus dem 16. Jahrhundert in Deutschland, denkt man bestimmt an Bayern, die Pfalz, das Münsterland oder an eine andere Region in unserem Lande, jedoch das Ruhrgebiet wird man gar nicht ins Auge fassen. Dabei befindet sich das Wasserschloss Strünkede inmitten des Ruhrgebietes, da wo einst Kohle abgebaut und der Stahl verarbeitet wurde, im westfälischen Herne.
Herne: Die Ruhrgebietsstadt hat heute knapp 155.000 Einwohner und ist nach Offenbach die zweitkleinste deutsche Großstadt, was die Fläche angeht. Herne hat eine Fläche von ca. 51,4 Quadratkilometern; 3006 Einwohner leben auf einen Quadratkilometer. Nur die Millionenstädte München und Berlin weisen damit eine höhere Bevölkerungsdichte als Herne auf.
Wasserschloss Strünkede:
Bernd von Strünkede ließ 1272 eine Schlosskapelle errichten, dieses Bauwerk ist das älteste Gebäude in der Ruhrgebietsstadt Herne. Bereits 1142 fand der Name des adligen Geschlechts erstmals Erwähnung in noch heute erhaltenen Urkunden. Besagter Bernd wurde 1209 mit dem Amtstitel „Truchsess“ ausgestattet, er hatte also das Amt eines „Aufsehers“ oder „Vorstehers“ für die Hofhaltung von fürstlichen Tafeln inne, der Dienstherr des Bernd von Strünkede hatte seinen fürstlichen Hof in Kleve am Niederrhein angesiedelt. 1316 wurden die edlen Ritter von Strünkede mit der Burggrafschaft Strünkede belehnt und hatten damit Anspruch auf die Anrede sowie den Titel „Graf.“ Im 16. Jahrhundert bauten die „Edlen Herren von Strünkede“ - Damen hatten damals noch keinen hohen Stellenwert, wie es scheint! - das Wasserschloss. Die „Edlen von Strünkede“ gehörten zu den einflussreichsten Adelsfamilien in dieser Gegend, aus der Familie sticht besonders Jobst von Strünkede hervor, der schon zu Lebzeiten als „Großer Gelehrter“ bezeichnet wurde. Verheiratet war Jobst mit Henrieca von Hatzfeld, die Gattin stiftete zu Ehren des Gatten ein Grabdenkmal, das bis heute erhalten geblieben ist und sich jetzt im Schloss befindet. Jobst war es, der 1591 das Wasserschloss Strünkede zu einem herrschaftlichen und repräsentativen Gebäude ausbauen ließ. Jobst wissenschaftliche Leistungen und Forschungen sprachen sich herum und zum Lohn durfte sein ältester Sohn Conrad von Strünkede 1636 den Titel „Reichsfreiherr“ tragen. Im Jahre 1900 zogen reiche Herren ins Schloss, die aber keinen Adelstitel trugen, aber „Kohlebarone“ im Volksmund hießen: Die Harpener Bergbau AG kaufte für die damalige Führungsriege das Schloss auf. Im 1. Weltkrieg diente das Gebäude als Lazarett, von 1920 bis 1935 residierte die kasernierte Schutzpolizei hier. In der Zeit von 1935 bis 1937 war es als Unterkunft der Hitlerjugend im Einsatz, seit 1938 dient das großräumige Schloss als Museum. Die Bergarbeiterstadt Herne war im 2. Weltkrieg starken Luftangriffen ausgesetzt und im August 1944 schloss das Museum seine Pforten, zahlreiche antike Stücke wurden an anderen Plätzen ausgelagert, um eine Zerstörung durch Bomben zu verhindern. Die Britische Heilsarmee nutzte das Gebäude von 1946 bis 1950, um deutsche Kinder, darunter zahlreiche Flüchtlingskinder, körperlich und seelisch zu betreuen. Insgesamt hatten die britischen Verantwortlichen in den knapp 5 Jahren ca. 1.600 Kinder ver- und umsorgt. Heute ist die Stadtverwaltung Herne für das Wasserschloss Strünkede verantwortlich, sie erwarb 1948 das Wasserschloss und der Besucher kann in dem Barockbau vielerlei bewundern; dazu zählen u. a. Mammutknochen, Sand- und Sonnenuhren, Waffen aus vielen Jahrhunderten und ein Jugendstilzimmer. Das „Emschertal - Museum Herne“ verfügt über drei verschiedene Standorte, einer davon ist das Wasserschloss Strünkede, dort sind die Abteilungen Ur- und Frühgeschichte, Volkskunde, Regional-, Stadt- und Schlossgeschichte untergebracht sowie eine Glassammlung, die viele Jahrhunderte Glaskunst widerspiegelt. Wer in den Heiligen Stand der Ehe treten möchte, kann sich auch heutzutage vor einem Herner Standesbeamten im Wasserschloss Strünkede das „JA“- Wort geben.
Anreise: Gute Anbindungen mit den Zügen der DB und mit dem Pkw ebenfalls gut möglich. Hotels und Restaurants warten auf Gäste.
Fazit: Ein alter Werbespruch aus den 50er Jahren lautete „Über Herne leuchten hell die Sterne, ich bin gerne in Herne.“ Das Wasserschloss Strünkede in dieser reizvollen Ruhrgebietsstadt stellt deutlich unter Beweis, wer meint, es gibt im Revier nur Zechen und Kokereien sowie Stahlwerke zu sehen, wird schnell eines Besseren belehrt. (Text/Bild: VTN)
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