FS Casanova von nicko-cruises/ Foto: Udo Horn
Mit dem Flusskreuzfahrtschiff „Casanova“ von „nicko cruises“ von der Saar über die Mosel und den Rhein zum Neckar. Ein Reisebericht von Udo Horn stellen wie unseren werten Lesern hier zur Verfügung. Der Rostocker Udo Horn ist sehr bekannter Schifffahrtsjournalist, Autor und Produzent des eigenen Labels „Maritime Momente.“ Der Name „Casanova“ wird als Bezeichnung für einen Mann verwendet, dem es immer wieder gelingt, Frauen zu verführen und der bereits viele Frauen verführt hat (nach dem italienischen Abenteurer und Schriftsteller G. Casanova (1725-1798). Soviel zur Vorgeschichte des Namens. Die „Casanova“ ist zwar nicht männlicher Gestalt, aber noch sehr gut erhalten, 103 Meter lang, 9,70 Meter breit sowie 4,60 Meter hoch. Jahrgang 2001, für die damalige Deilmann-Reederei auf der Schiffswerft in Tangermünde gebaut. Trotzdem gibt es Gemeinsamkeiten in der Art, dass auch meine „Casanova“ seine Gäste mit anspruchsvollen und außergewöhnlichen Flussreisen verführen will. Deutschlands Flüsse sind nach wie vor ein maritim-touristischer Renner, auch wenn es viele Vorbehalte jüngerer Interessenten gibt, das solche Reisen nur etwas für die ganz „Alten“ Kreuzfahrttouristen sei. Diesem Vorbehalt will ich nachgehen und auch ein Stück Deutschland kennenlernen, wie man es eben nur auf einer Flusskreuzfahrt am Stück kennenlernen kann.
Und noch ein großer Vorteil spricht für Flusskreuzfahrten: Meinen Koffer brauche ich nur einmal ein – und auszupacken. Mein „Hotel“ ist also mein ständiger Begleiter, in diesem Falle - um das Wort Casanova als Synonym zu nutzen – um mich mit ungezählten Sehenswürdigkeiten, Landschaften und an Bord mittels kulinarischer Kochkünste verführen zu lassen. Während die großen Brüder der Seetouristik, die Hochseekreuzfahrtschiffe von einem Größenrekord zum nächsten wetteifern, geht es auf den Flüssen weniger um Gigantismus als mehr um Luxus und Unverwechselbarkeiten. Kanaltiefen und Schleusenmaße geben eine maximale Größe vor – und dass die Höhe von Brücken auch eine große Rolle spielen, muß ich wohl hier nicht erwähnen. „Viel erleben. Bequem genießen“, so bewirbt das Unternehmen „nicko cruises“ sein vielfältiges Angebot an Flusskreuzfahrten. Mit solch einem Versprechen kann also mein Abenteuer beginnen. Die MS „Casanova“ ist eines der wenigen Kabinenschiffe, die das Saarland mit Baden- Württemberg und umgekehrt verbinden. Meine Reise beginnt in Saarbrücken, wo wir bereits freudig durch die Kreuzfahrtdirektorin Gabriela Schweinzer begrüßt werden. Kurz nach der Einschiffung am frühen Nachmittag stellen sich Kapitän Jaroslav Drozdik, Hotelmanager Joachim Pfund und weitere Crewmitglieder vor und geben uns einen Überblick über die zu erwartenden und sicherlich spannenden Reisetage. Unsere erste Flussetappe führt entlang auf der Saar und Mosel von Saarbrücken bis nach Trier. Unsere Fahrt entlang der Saar dauert – zeitlich gesehen - nicht allzu lang. Bereits am folgenden Tag verlassen wir die Saar in Höhe der Stadt Konz und schippern weiter auf der - vor Trier – beginnenden Mosel. Gegen Nachmittag macht die „Casanova“ am Anleger in Trier fest. Es bleiben mir nur 3 Stunden Zeit, um die Fülle an einmalig-historischen Sehenswürdigkeiten zu erfassen. Bereits im Jahr 16 vor Christus unter den Namen Augusta Treverorum von den Römern gegründet, beansprucht die heute viertgrößte Stadt in Rheinland-Pfalz für sich, zugleich die älteste Deutschlands zu sein. Bis zur weltberühmten „Porta Nigra“, dem einstigen Nordtor der antiken 6,4 Kilometer langen Stadtmauer, sind es vom Liegeplatz nahe der Kaiser-Wilhelm-Brücke nur knapp 15 Minuten Gehweg. Seinen Namen (Porta Nigra = Schwarzes Tor) verdankt das mystisch anmutende Bauwerk der Verfärbung der ehemals hellen Sandsteinblöcke ins Grau-Schwarze. Die Ursprünge des „Schwarzen Tores“ gehen bis in das letzte Drittel des 2. Jahrhunderts nach Christus zurück. Nächster Pflichttermin bei einem Rundgang durch Trier und Highlight auf den Spuren des ehemaligen Kurstaates ist die „Domstadt“. Sie liegt inmitten der Altstadt und ist dank ihrer historischen Bausubstanz für die Besucher besonders attraktiv. Einen zentralen Punkt bildet dabei die Kirchengruppe aus Dom und Liebfrauenkirche. Vom Dom aus ist es nur ein kurzer Spaziergang zur Konstantinbasilika und dem Kurfürstlichen Palais. Diese gewagte Mischung der Baustile lässt sich am besten vom Schlosspark aus genießen. Nach gut 3 Stunden heißt es zurück zum Schiff. Mit zahlreichen neugewonnenen Eindrücken über die älteste Stadt Deutschlands führt die Flussfahrt weiter entlang der Mosel in Richtung Bernkastel. Mit 63 Kilometer ist die Mosel auf deutscher Seite der windungsreichste Fluss. Ständig gibt es Neues zu entdecken. Die Hänge mit ihren unzähligen Rebreihen scheinen unendlich zu sein. Von den steilen Lagen sieht man zahlreiche Erntehelfer bei der anstrengenden Lesearbeit. Urlaub pur hingegen an den flachen Uferregionen. Unzählige Camper belagern mit ihren Wohnmobil-Siedlungen ganze Uferlandstriche. So geht es Kilometer für Kilometer. Das Panorama wechselt ständig mit jeder Flusswindung aufs Neue. Modelbauartig anmutende Fachwerkhäuser, sanft gewellte Hügel, steile Felsen, aber auch flache Wiesen und Feldlandschaften. Insgesamt passierten wir neun Moselstaustufen. Kreuzfahrtdirektorin Gabriela Schweinzer gibt während der gesamten Reise regelmäßig Informationen zu Sehenswürdigkeiten und Orten an den Ufern und weiß auch manch humorige Anekdote zu berichten. Noch am selben Tag erreichen wir kurz vor Mitternacht Bernkastel-Kues und legen für den kommenden Ausflugstag unterhalb des sehr beindruckenden, mittelalterlichen Städtchens an. Der Ortsteil Bernkastel mit seinen pittoresken Fachwerkhäusern – darunter das bekannte Spitzhäuschen aus dem 15. Jahrhundert – und dem markanten Glockenturm der Pfarrkirche St. Michael zählt wohl zu den schönsten Orten entlang der Mosel. Hier erahnt man wirklich mit jedem Haus ein Stück Geschichte. Der Ortsname geht zurück auf „Princastellum“, einem römischen Kastell, welches in der großen Flussabbiegung erbaut wurde. Erst 1904 wurden die Ortsteile Bernkastel und Kues zusammengeführt und durch eine Brücke über die Mosel verbunden. Ein geführter Rundgang am nächsten Morgen bringt mir die Sagen und Mythen der beeindruckenden Stadt näher, welche auch heute noch lebendig scheint und auch gern von den Einwohnern erzählt wird. Leider verlassen wir Bernkastel bereits gegen Mittag und setzen die Flussfahrt in Richtung Mainz, dem nächsten größeren Etappenziel fort. Noch etliche Kilometer bis Koblenz - vorbei an der Doppelstadt Traben-Trarbach, über der die Ruine Grevenburg throhnt, der Marienburg an der mit 300 Meter Abstand schmalsten Stelle von zwei Flussmäandern sowie dem Calmont, mit 68 Grad Europas steilster Weinberg. Am späten Abend verlässt die „Casanova“ die Mosel und passiert das Deutsche Eck in Koblenz. Nun beginnt ein weiteres geschichtsträchtiger Flussabschnitt – das Mittelrheintal. Unser Schiff wird über Nacht in Braubach festmachen, um für den kommenden Tag die zahlreichen Schlösser und Burgen entlang des Mittelrheins zu entdecken. Ein neuer, sonnenreicher Tag soll es werden, hoffen wir doch alle an Bord, die Loreley ohne Nebelvorhang sehen zu können. Die Namen der Schlösser und Burgen, an denen sich unsere „Casanova“ vorbei navigiert, klingen wie historische Marksteine: Stolzenfels, Lahneck, Marksburg, Sterrenberg, Liebenstein und so weiter. Bei der Passage des 67 Flusskilometer langen UNESCO-Weltkulturerbes, das mit seinen mehr als 40 Schlössern und Burgen als Inbegriff der Rheinromantik zählt, geht es vorbei an der majestätischen Marksburg oberhalb des kleinen Ortes Braubach und den „Feindliche Brüder“ genannten Burgen Sterrenberg und Liebenstein bei Kamp-Bornhofen bis hin zum Flusskilometer 555: dem sagenumwobenen Loreley-Felsen, der an einer beeindruckenden Engstelle 132 Meter über den Rhein aufragt und bereits Clemens Brentano und Heinrich Heine inspirierte. Der Mäuseturm am Binger Loch – gegenüber liegt am Eingangstor zur Burgenstrecke Ehrenfels – bildet den geplanten Tages-Etappenschluß.
Wir erreichen nun Mainz. Die Landeshauptstadt von Rheinland-Pfalz glänzt mit 2000-jähriger Geschichte und ist mehr als nur das allseits bekannte Karnevals-Motto „Mainz bleibt Mainz!“ bekannt. Auf Schritt und Tritt erklärt uns unsere sympathische Stadtführerin beim zweistündigen Stadtrundgang alles Wissen- und Sehenswertes zu Mainz. Die Stadt blickt auf eine lange Stadtgeschichte zurück und hält beeindruckende Gebäude, Denkmäler und Museen für die Besucher bereit. Die heutige Altstadt mit ihren verwinkelten Straße und Gassen um die Augustinerstraße, die bis ins 17. Jahrhundert Hauptgeschäftsstraße der Stadt war, erinnert deutlich an das mittelalterliche und frühneuzeitliche Stadtbild. Die prunkvolle Barockfassade der Augustinerkirche, die den Krieg unbeschadet überstanden hat, ragt eingegliedert in die Häuserfront empor. Barocke Prachtbauten, Adelspaläste und die „Heunensäule“ auf dem Marktplatz sind Zeitzeugen der kurfürstlichen Epoche. Unser Rundgang führt auch vorbei am mächtigen Mainzer Dom Sankt Martin, der so manche Geschichten für seine Besucher bereit hält. Pünktlich und laut Plan verlässt unsere „Casanova“ kurz nach Mitternacht die Landeshauptstadt in Richtung Heidelberg, welche auch meine persönliche Favoritin dieser Flussreise ist und damit nehmen wir Ziel auf unseren letzten Flussabschnitt, dem Neckar. Der Neckar gilt als einer der idyllischsten Flüsse Deutschlands. Unsere Fahrt setzt sich inmitten des Naturparks Neckartal-Oldenwald fort. Ich bin fasziniert von der Vielfalt aus tiefen Tälern, dichten Baumbeständen, ehrwürdigen Ruinen und uralten Burgbergen. Gegen Mittag erreichen wir die älteste Universitätsstadt Deutschlands, Heidelberg. Nur wenige Minuten zu Fuß und ich bin gefangen in einer Wohlfühlatmosphäre der Herzlichkeit und Gastfreundschaft. Beim Spaziergang erlebe ich das besondere Flair in den Gassen und die Schönheiten der kurpfälzischen Kirchen, der Altstadtplätze und der historischen Brücken. In der Altstadt, die mit 1,6 Kilometer Länge eine der längsten Fußgängerzonen Europas hat, befinden sich auch die meisten der bedeutendsten Bauwerke. Zum Pflichtprogramm eines Heidelberg-Aufenthaltes gehört unbedingt der Besuch des Schlosses, dem Wahrzeichen der Stadt, welches etwa 70 Meter über dem Neckar am Hang des Königsstuhls liegt. Dieses Wahrzeichen der Stadt, das schon Dichter und Künstler der Romantik inspirierte, sollte man sich unbedingt durch einen Spaziergang im Schlosspark erschließen. Vielleicht war auch der echte Casanova schon hier gewesen und hat seine Liebschaften dort im Schloss verführt?! Die Schlossanlage und der faszinierende Blick hinunter auf die Stadt und den Fluss wäre sicherlich der geeignete Rahmen. Das Schloss inspirierte bereits zahlreiche Dichter und Künstler der Romantik zu wunderbaren Werken. Leider verlassen wir Heidelberg schon am späten Nachmittag, um auf dem Neckar unsere Flussfahrt in Richtung Bad Wimpfen fortzusetzen. Nach der Abfahrt in Eberbach am folgenden Morgen geht es den Neckar weiter zu Berg nach Bad Wimpfen bei Flusskilometer 100. Auf diesen folgenden 43 Kilometern werden wir 4 Schleusen mit einer Fallhöhe von insgesamt 21 Metern zu überwunden haben. Am frühen Morgen passieren wir die Schleuse Rockenau und noch wenige Flusskilometer bis nach Bad Wimpfen liegen vor uns. Von Weitem erkenne ich schon die Silhouette einer geradezu bilderbuchähnlichen Burgenlandschaft. Die Wimpfener Geschichte wurde geprägt von den Kelten, Römern und Staufern. Einst ein wichtiger strategischer Punkt am römischen Limes, hatte Bad Wimpfen eine weitere Blüte zur Zeit der Kaiserpfalzen. Schon Kaiser Barbarossa hielt hier 1182 einen Hoftag ab. Aus der Stauferzeit rührt das Baudenkmal, welches noch heute das historische und unverwechselbare Stadtbild bestimmt. Wer die steinigen Stufen des 58 Meter hohen Blauen Turm erklommen hat, wird mit einem grandiosen Ausblick über Fluss und Stadt entschädigt. Viel Zeit bleibt leider nicht, es gäbe noch so viel zu entdecken und über dieses bedeutende Kleinod mittelalterlicher Baukunst zu erzählen. Unser Schiff verlässt am späten Nachmittag Bad Wimpfen um Kurs zu nehmen für die letzte Etappe der 7 tägigen Reiseverführung in Richtung der Barockstadt Ludwigsburg. Das Residenzschloss mit seinen prächtigen Schlossgartenanlagen wurde Anfang des 18. Jahrhunderts unter Herzog Ludwig Eberhard erbaut und zählt zu den größten erhaltenen deutschen Barockschlössern. Das „Schwäbische Versailles“, ehemals Residenz der württembergischen Herzöge und Könige, liegt malerisch inmitten der Gartenanlage Blühendes Barock. Das Blühende Barock ist die älteste und schönste Gartenschau Deutschlands und lädt zum Flanieren, Verweilen und Träumen ein. Im märchenhaft schönen Park lässt sich das ganze Jahr über eine betörende Blumenpracht erleben. Nach einigen erlebnissreichen und verführerischen Tagen an Bord steht fest, dass das erlebte Casanova-Abenteuer auf vier Flüssen Appetit auf mehr Flussreiseverführungen allgemein und im Besonderen bei „nicko cruises“ gemacht hat. Das Fazit meiner Reise lautet: Hinter mir liegen 635 Flusskilometer und sieben Tage an Bord der „Casanova“, acht erlebnisreiche deutsche Städte an vier Flüssen, ungezählte Fotomotive und lang anhaltende Gespräche mit interessanten Menschen und ihren Geschichten. Der /die Casanova hat mich verführt, ich komme bestimmt wieder und lass mich gern auf ein neues Abenteuer an Bord ein.
Details zum Schiff: Über ein großzügig angelegtes Foyer gelangt der Gast in das Schiff. Von der kleinen Rezeption aus führen Korridore zu den Kabinen, über eine breite, aber steile Treppe gelangt man zum Unterdeck. Die Kabinen auf dem Hauptdeck sind gemütlich eingerichtet und besitzen zum Teil einen französischen Balkon. Die Panoramascheiben im vorderen Salon sind raumhoch, so dass die Gäste bequem auf die vorbei ziehenden Landschaft schauen können. Ein kleines Tanzparkett und ein sehr gemütliches Inventar lassen schon in kürzester Zeit wohltuende Stimmung und Atmosphäre aufkommen. Ein modernes Technik-Equipment sorgt für ausreichende Leinwandprojektionen und Musikeinspielungen im Salon. Es gibt 13 Außenkabinen, neun bis zwölf Quadratmeter groß und mit Flachbildschirm und Klimaanlage ausgestattet. Der sehr freundliche Kabinenservice besteht hauptsächlich aus Slowaken, Bulgaren und Rumänen, sie sprechen aber teilweise sehr gut deutsch. Im Restaurant auf dem Promenadendeck finden alle Gäste in einer Sitzung Platz, wenngleich die Bestuhlung ein wenig eng erscheint. Präsentation, Auswahl und Qualität der Speisen liegen auf einem Viersterne-Niveau. Wohltuend die „Kleiderordnung“, sportlich leger, die für die ganze Reise über gilt. Abendgarderobe wird nicht verlangt, kann aber gern zur Schau gestellt werden. Ein gut sortiertes Frühstückbüffet bietet bis 09.30 Uhr eine reichliche Auswahl verschiedener Speisen und Getränke. Auch gesundheitsbewusste Gäste kommen so auf ihre Kosten: Speisequark, verschiedene Joghurts, frische Früchte und verschiedene Müslisorten sind lecker aufbereitet. Die Öffnungszeiten des Restaurants zum Mittagsbüffet orientieren sich an den Liegezeiten und Landausflügen. Das abendliche Vier-Gänge-Menü erhalten die Gäste an ihrem Platz serviert. Den gewünschten Hauptgang „Fisch, Fleisch oder vegetarisch“ müssen die Gäste aber schon zum Frühstück bestellen. Die Servicecrew verstehen ihr Handwerk, sie sind alle durchweg sehr freundlich und überspielen kleine Verständigungsprobleme mit osteuropäischen Charme. (Text/Foto: Udo Horn)
Der Schiffahrtsjournalist Udo Horn steht gerne interessierten Lesern für Rückfragen zur Verfügung!
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