Deutsche Süßwarengeschäfte reagieren kreativ und flexibel. Etwa auch das Fachgeschäft „Chocoin“ in München: „Schokolade macht glücklich, wenn nicht jetzt, wann dann?“
Empfehlung: Verbraucher sollten ihre süßen Osterkäufe wegen der angespannten Einlasslage in den Geschäften möglichst früh tätigen
Keine Engpässe bei süßen Osterartikeln
Viele Süßwarenfachgeschäfte reagieren flexibel und kreativ
Zwei Drittel der Deutschen verschenken süße Osterartikel
Natürlich ist auch die deutsche Süßwarenwirtschaft von der Corona-Krise betroffen. Allerdings haben sich die deutschen Süßwarenhersteller, so Hans Stroh-maier, Vorstandsvorsitzender des Internationalen Süßwarenhandelsverbandes SWEETS GLOBAL NETWORK (SG), schnell, verantwortungsvoll und flexibel auf die erschwerten Bedingungen eingestellt und frühzeitig notwendige Maßnahmen eingeleitet. Etwa durch maximal verschärfte Optimierungen im Hygiene- und Qualitätsmanagement zum Schutz ihrer Mitarbeiter*innen, Marktpartner und Kunden sowie zur Aufrecht-erhaltung ihrer Produktionen, der Rohstoffsicherheit und der Lieferketten. Trotz der erheblichen Veränderungen bzw. Einschränkungen im öffentlichen Leben und im Markt, gerade auch die verschiedenen Vertriebsformen im Lebensmittel- und Süßwarenhandel betreffend, sei die nationale Versorgung mit Süßwaren auch in Corona-Zeiten stabil und auf dem gewohnten Niveau gewährleistet. Die Verkäufe von Süßwaren verzeichneten in den vergangenen vier Wochen sogar ein außergewöhnliches zweistelliges Plus.
Empfehlung: Verbraucher sollten ihre Osterkäufe wegen der angespannten Einlass-lage in den Geschäften möglichst früh tätigen
Strohmaier: „Dieses Plus darf man aber als Bevorratungskäufe nicht überbewerten. Das Thema Ostern allerdings scheint bisher im Kopf der Verbraucher noch keine große Rolle zu spielen, wie uns zahlreiche Händler bestätigen. So läuft der Abverkauf der süßen Ostersortimente schleppend. Da aber über die Hälfte aller süßen Osterprodukte erst in der Woche vor Ostern gekauft werden, rate ich allen, wegen der restriktiven Einlass-Situation nicht bis Gründonnerstag oder Karsamstag zu warten.“
Die Ostersaison zählt neben dem Herbst- und Weihnachgeschäft zu den Umsatz-säulen der Süßen Branche, die wesentlich auch von mittelständischen Traditions- und Familienunternehmen geprägt ist. Der saisonale Umsatz mit süßen Osterartikeln lag in den letzten Jahren etwa bei 400 Mio. Euro. (Quelle: Nielsen)
Wegfall wichtiger Vertriebsschienen – Steigende Quoten im E-Commerce
Trotz der stabilen Lage im LEH, was etwa die Discounter und Supermärkte betrifft, sind der deutschen Süßwarenwirtschaft in den letzten Wochen auch wichtige Vertriebs-schienen weggebrochen – etwa im Bereich der Kaufhäuser, im Travel Retail, bei Süßwarenfachgeschäften und in der Freizeit-, Gastro- und Hotelleriebranche. Des Weiteren erzielt die Branche eine hohe Exportquote. Bei süßen Osterartikeln lag diese bisher bei über 40 Prozent. Jetzt schon gibt es diesbezüglich deutliche Einbußen. Auf der anderen Seite steigen zurzeit die Abverkäufe im E-Commerce, etwa auch bei süßen Osterspezialitäten, die diesen Ausfall aber nur bedingt kompensieren können.
Süßwarenfachhandel: Unterschiedliche Praxis in der Umsetzung der Verordnungen
Mit dem Bundesratsentscheid aus der letzten Woche wurde die Lebensmittel- und Süßwarenindustrie bundesweit als systemrelevant hervorgehoben und geschützt. Die dazu umgesetzte Praxis gestaltet sich im Bereich Süßwarenfachhandel dennoch als uneinheitlich. Während die meisten Bundesländer verordneten, dass Süßwarenfach-geschäfte unter strengen Hygieneauflagen ihren Betrieb aufrecht-erhalten durften und sollten, gab es etwa in NRW kategorische Verfügungen zur Schließung. Selbst in den Bundesländern, die eine Öffnung etwa als wichtigen Teil der Nahversorgung und zur Entzerrung der Lage im LEH zuließen, handelten einige Städte und Kreise diesbezüglich widersprüchlich.
Club der Confiserien: Süßwarenfachgeschäfte reagieren flexibel und kreativ
Gleichgültig, wie sich die Theorie und Praxis in der neuen Situation gestaltet, reagieren die spezialisierten Fachhändler, Chocolatiers, Confiseure und kleinen Manufakturen, die wesentlich auch im Club der Confiserien (CdC) organisiert sind, quer durch Deutschland verantwortungsvoll, zupackend und überaus kreativ. Neben dem erweiterten Angebot von Gutscheinen, einem verstärkten Online-Angebot oder kurzfristig installierten Lieferdiensten setzen einige auch auf ganz neue Absatzschie-nen, indem sie etwa nun mit Hofläden oder mit Supermärkten kooperieren. Dies mit rasch umgesetzten „Shop-in-Shop“-Ideen oder mit der Warenüberlassung in Kommission. Mancher Süßwarenfachhändler wird nun gleich selbst zum „Osterhasen“, indem Kunden für sich, für ihre Familienangehörige und Freunde ihr individuelles Osternest-Geschenk per Telefon oder Onlinebestellung zusammenstellen lassen können, inklusive einer „Just-in-time“-Belieferung vor die Haustür - etwa auch am Ostersonntag.
Ein Fachhändler aus München zeigte in den letzten Tagen ein besonders soziales Engagement und rief über einen Radiosender dazu auf, mitzuteilen, welches Krankenhaus sich denn gerade jetzt gerne süße Care-Pakete wünschen würde. Die Resonanz war enorm: Kostenlos werden jetzt die Pakete gepackt und ausgeliefert. Ein Confiserie-Händler aus Berlin berichtet darüber, dass seine Kunden gerade in solch schwierigen Zeiten eine große Solidarität zeigten. Mehr über diese Ideen, Erfahrungen und Angebote kann man auf der Facebook-Seite des CdC (www.facebookcom/ClubderConfsierien) erfahren.
Fakten zum süßen Ostergeschäft aus den Vorjahren
Die deutschen Süßwarenhersteller produzieren jährlich im Durchschnitt rund 220 Mio. Osterhasen (wesentlich aus Vollmilchschokolade), von denen etwa 45 Prozent in den Export gehen. Damit übertrifft die Menge an Osterhasen mittlerweile auch die Gesamtzahl an produzierten Schoko-Nikoläusen, die bei etwa 140 Mio. Stück liegt. Zum Osterfest werden in Deutschland über 20.000 Tonnen Schokolade zu Osterhasen verarbeitet. Im Durchschnitt gaben die Deutschen zwischen 5 und 6 Euro für süße Osterartikel aus. Zwei Drittel der Deutschen verschenken süße Osterartikel: Dies zeigt eine repräsentative Studie des Institutes YouGOV aus 2019, das das Verhältnis von über 2000 Befragten zu Ostern, zu aktuellen Bräuchen und zum Konsumverhalten untersuchte. (Quelle: Nielsen/YouGOV).