Senioren 3 

Bundeskanzler a. D. Wolfgang Schüssel

Die Senioren-Union feierte am 13. April in Berlin ihr 30 jähriges Bestehen. CDU-Generalsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer erinnerte in ihrer Rede daran, dass es der ausdrückliche Wunsch des damaligen CDU-Bundesvorsitzenden und Bundeskanzlers Helmut Kohl gewesen sei, die Senioren-Union zu gründen. Damals habe der „ein oder andere Zeitgenosse dies belächelt, auch innerhalb der eigenen Partei. Heute ist längst klar, wie sehr die Senioren-Union gebraucht wird. Der Satz mag abgedroschen klingen, aber hier trifft er zu: Wenn es die Senioren-Union noch nicht geben würde, müsste sie erfunden werden.“ Seit der Gründung ist der ehemalige Bundestagsabgeordnete Prof. Dr. Otto Wulff der Vorsitzende.

Er forderte in seiner Festrede zum 30 jährigen Bestehen mehr Mitsprache der Älteren in der Politik ein. Ebenso warb Prof. Wulff für einen generationenübergreifenden Zusammenhalt, bei dem die Älteren als gleichberechtigte Partner mit den Jungen gemeinsam Politik gestalten. „Sie wollen weder eine Altenpolitik, noch wollen sie eine Altenrepublik“, sagte er vor über 300 Gästen im Konrad-Adenauer-Haus. Die Senioren wollten aber auch nicht als betreute Generation abgeschoben werden, sondern teilhaben an der politischen Macht und „wie auch die Jüngeren mitbestimmen. Schließlich ist ohne die Älteren auch keine Wahl zu gewinnen“, betonte der Vorsitzende der Senioren-Union. Angesichts der demografischen Entwicklung und der größeren Lebenserfahrung komme den älteren Menschen dabei ein höheres Maß an Verantwortung zu, um politische Maßstäbe zu setzen. Außerdem erinnerte er daran, dass die Gründungsmitglieder der Union in der Regel ältere Bürgerinnen und Bürger waren, die im Widerstand gegen den Terror der Nazis für die Menschenrechte ihr Leben aufs Spiel gesetzt hatten. „Die Senioren-Union wird deshalb allein durch diese Tradition immer auch eine Mahnerin und Sachwalterin für Freiheit und Menschenwürde sein.“ Als „Generation der Erinnerung“ bleibe ihr vor allen anderen die Aufgabe vorbehalten, die Tradition der christlichen Volkspartei zu bewahren. Deshalb fühlten sich die Senioren auch wie keine andere Altersgruppe berufen, die europäische Einheit zu unterstützen. Aus St. Gallen in der Schweiz kam der Rabbiner der dortigen jüdischen Gemeinde, Dr. Tovia Ben-Chorin, nach Berlin angereist. Der Rabbiner erinnerte in seinem Redebeitrag daran, dass das Alter schon in der biblischen Tradition für Erfahrung stand. „Eine Gesellschaft, die ihre Alten nicht ehrt, wird auseinander brechen“, verwies Dr. Ben-Chorin auf die zehn Gebote. „Zukunft braucht Erfahrung.“ Der frühere Bundeskanzler der Republik Österreich, Dr. Wolfgang Schüssel, gehörte ebenfalls zu den Festrednern. Er betonte die besondere Rolle der Senioren beim Eintreten für ein gemeinsames Europa. „Europa ist Auftrag und Schicksal zugleich.“ Er sprach sich dafür aus, das Bewusstsein für Europa zu stärken und Europa stärker auf eigene Füße zu stellen. Neben der Sicherung des Friedens und der Sicherung des Wohlstands stehe auch die Stabilität des Euro weit oben auf der Agenda der Europäischen Union. Bundeskanzler a. D. Schüssel rief auch dazu auf, mit Stolz und Würde auf die großen Errungenschaften einer EU zu verweisen. Er habe kein Verständnis dafür, das man das vereinte Europa „ausgerechnet am 9. Mai feiert. Wir müssen weg von diesem Datum! Er ist zu nah am Kriegsende angesiedelt. Da Gedenken wir des millionenfachen Leids, dass Menschen im Zweiten Weltkrieg erleiden mussten“ und man sei froh über den Untergang der Hitler-Diktatur, der zu diesem Zeitpunkt stattfand. Bundeskanzler a. D. Schüssel regte dazu an, ein Datum zu finden, dass weit weg vom Kriegsende des Zweiten Weltkrieges liegt. „So kann man mit Kleinigkeiten schon ein viel größeres Bewusstsein in der Bevölkerung für Europa schaffen.“ Unter den zahlreichen Gästen traf man auch den ehemaligen Regierenden Berliner Bürgermeister Eberhard Diepgen und den ehemaligen Präsidenten des EU-Parlaments, Prof. Hans - Gert Pöttering, an. Ebenso war der Bundesvorsitzende der Jungen Union, Paul Ziemiak, anwesend. Der Bundestagsabgeordnete aus dem Wahlkreis Herne – Bochum II ist mit seinen 32 Jahren ein noch sehr junger Volksvertreter. Er betonte, man könne von den Erfahrungen der Mitglieder der Senioren-Union immer lernen. Daher sei es für ihn eine Selbstverständlichkeit, sich regelmäßig mit Prof. Wulff und anderen Mitgliedern der Senioren-Union zu treffen und auszutauschen. Hans-Peter Marten ist Kreisvorsitzender der Senioren-Union Reinickendorf und ehemaliges Mitglied der BVV Reinickendorf. Er sagte: „Seit fast 15 Jahren gehöre ich der Senioren-Union an und bin heute noch so mit großer Begeisterung dabei wie am Tage meines Eintritts. Herr Prof. Wulff und Herr Abgeordneter Ziemiak haben vollkommen Recht, wenn sie darauf hinweisen, die Senioren-Union ist keine Vereinigung von Rentnern und Senioren. Wir sind die Vereinigung der reiferen Jugend, mit allen Rechten und Pflichten. Es ist ja auch so, auch darauf muss man immer wieder hinweisen: Man kann in die Senioren-Union eintreten, ohne der CDU anzugehören.“ (Text/Fotos: Volkert Neef)