Von Ingrid Müller-Mertens
Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke ist beeindruckt: Soviel barocke Pracht im eher streng preußisch-klassizistisch geprägten Brandenburg sieht auch der Landesvater nicht alle Tage. Die als Barock-Wunder bekannte Klosterkiche St. Marien im Stift Neuzelle überwältigt mit pompöser Ausgestaltung und üppiger Schönheit. Zum weitgehend restaurierten Gesamtensemble des ehemaligen Zisterzienserklosters , das heute zu den bedeutendsten Kunstschätzen Mitteleuropas zählt, gehört auch das kürzlich eröffnete Museum „Himmlisches Theater“ mit den einzigartigen Passionsdarstellungen vom Heiligen Grab aus dem 18.Jahrhundert.
Dietmar Woidke genießt den so ganz besonderen Ort: "Ich bin immer wieder begeistert, wenn ich hierher komme", erzählte er. „ Das Kloster strahlt und funkelt, aber nur wenige haben das bisher mitbekommen" und das sei auch der Grund, warum Neuzelle in diesem Jahr mit Frankfurt und Beeskow Ziel seines alljährlichen Sommerausflugs geworden ist.
Die traditionelle Sommer-Tourismus-Pressefahrt führte ihn und eine Gruppe von Journalisten und Touristikern diesmal in die Region zwischen Oder und Spree, die neben herrlicher Natur, viel Wasser, ländlichen Idyllen, romantischen Gutshäusern und kunsthistorischen Sehenswürdigkeiten auch grenzüberschreitenden Tourismus ins benachbarte Polen zu bieten hat. Zu Unrecht, so der Ministerpräsident, ist diese Region noch nicht so bekannt, sei sie doch das „schönste Fenster Brandenburgs“.
Fenster, die kulturhistorisch einzigartig sind, kann man dann ganz konkret in der alten Hansestadt Frankfurt/Oder bestaunen: Die imposanten Chorfenster in Norddeutschlands größter Backsteingotik-Hallenkirche St.Marien. Die weltberühmten Glasmalereien der „Bilderbibel“ aus dem 14.Jahrhundert, sozusagen die Comics des Mittelalters, waren während des 2. Weltkrieges ausgebaut und dann verschollen. Seit einigen Jahren sind sie nun wieder am angestammten Platz und man könnte Stunden zubringen, um all die farbenfrohen Szenen zu studieren. Alle lauschen fasziniert den Erläuterungen, insbesondere zu den eindrucksvollen Darstellungen der Geschichte des Antichrist – kulturhistorisch eine absolute Rarität.
Bei einem Besuch im attraktiven Kleist-Museum gibt es dann schon mal einen Einblick in die geplante Ausstellung zu einem spannenden Kapitel deutsch-deutscher Theatergeschichte. Am Beispiel von Kleists Schauspiel „Der Prinz von Homburg“ wird anhand authentischer Dokumente, vor allem auch der Original-Programmhefte, die unterschiedliche Kleistrezeption im geteilten Deutschland anschaulich gemacht. Eröffnung im Oktober.
Aber- und das liegt dem Ministerpräsidenten besonders am Herzen – bei all der sehenswerten Historie soll nicht vergessen werden, dass Frankfurt/Oder heute sozusagen das Tor zum grenzüberschreitenden Tourismus ist, der sich zunehmend als Erfolgsfaktor für Deutsche und Polen entwickelt. Fast 30 Prozent der Auslandsbuchungen in Brandenburg kommen aus dem östlichen Nachbarland. Tendenz steigend. Und so war es ihm eine besondere Freude, im kürzlich eröffneten deutsch-polnischen Touristenzentrum im originalgetreu wiedererrichteten „Bolfrashaus“ Hallo zu sagen.
Leider drängt die Zeit. Auf der Fahrt zum nächsten Programmpunkt erläutert Ellen Rußig, Leiterin des Tourismusverbandes Seenland Oder Spree die vielfältigen touristischen Möglichkeiten in der Region. Da ist die Märkische Schweiz, das urwüchsige Schlaubetal, natürlich das Wassersportparadies mit Dahme, Spree, Oder und dem Scharmützel- und Schwielochsee, die Kurorte Bad Saarow, Buckow und Bad Freienwalde , Schloß Neuhardenberg mit der berühmten Schinkel-Kirchen und nicht zu vergessen auch Eisenhüttenstadt, eine postsozialistische Sehenswürdigkeit, die Hollywoodstar Tom Hanks bei seinem Besuch ganz besonders ins Herz geschlossen hat.
Reizvolle und gut erschlossene Wanderwege und Radwegenetze sind vorhanden. Und auch kulinarisch wird der Wanderer nichts vermissen. Besonders beliebt der fangfrische märkische Fisch und leckere Fleisch- und Gemüseangebote aus der Region. Geheimtipp: Die Bremsdorfer Mühle – ein Paradies für Kuchenfans!
Auf dem Weg muss dann zwischendurch auch noch Zeit sein, einem frisch getrauten Hochzeitspaar spontan zu gratulieren. Brautleute und Gäste sind einigermaßen verdutzt, als plötzlich der Ministerpräsident aus dem Bus springt, ins Hochzeitsfotoarrangement platzt und die Braut in den Arm nimmt. Eine Geste, die alle schwer beeindruckt. Ganz Landesvater eben.
Kurzer Halt noch in Beeskow mit seinem imposanten mittelalterlichen Burgkomplex. Heute ein Kultur- und Bildungszentrum. Besonders verdient gemacht hat man sich hier um die Erhaltung der zeitweise arg geschmähten DDR-Auftragskunst. Sie gilt nun als „Sammlung von besonderem kulturhistorischen und soziologischen Interesse“ und umfasst etwa 32 000 Werke der bildenden Kunst.
Am Ende des Tages kann man verstehen, dass diese Region dem Ministerpräsidenten am Herzen liegt.
www.seenland-os.de
www.kloster-neuzelle.de
Fotos: Ingrid Müller-Mertens (Berliner Umschau)
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