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Noch bis Mitte 1980 gab der Steinkohlenbergbau in der EU vielen Millionen Menschen Arbeit. Nicht nur die Bergarbeiter lebten von der Kohle, das der Volksmund „Schwarzes Gold“ nannte. Binnenschiffer, Lastwagenfahrer und so manche kleine Zechen- undHafenbahn lebten von den Transporterlösen der Steinkohle. Kohlenhändler bestritten ihren Lebensunterhalt durch den Verkauf von Kohle und Koks. Ofenbauer und Schornsteinfeger sorgten dafür, das die Steinkohle gefahrlos im Herd lodern konnte. Als dann Gas- und Ölheizungen sowie elektrische Wärmespeicher ihren Siegeszug antraten, sank der Absatz der Steinkohle dramatisch. Der Kohleofen mit dem täglichen Holz anzünden und dem Entnehmen der Kohlenasche im Laufe des Tages sowie dem Transport der Kohle vom Keller in die heimische Stube erschien vielen Zeitgenossen als zu mühselig und zu schmutzig. Das Drehen an dem Regler der Gasheizung war bequemer, auch wenn es etwas teurer war als das Heizen mit dem Ofen. Hatten einst die EU-Länder Irland, Belgien, Frankreich, Großbritannien und Deutschland Steinkohlenbergbaubetriebe aufzuweisen, blieben seit Ende des vorigen Jahrtausends nur noch England und Deutschland übrig. Mitte Dezember 2015 ging die Tradition der Kohlenförderung in Großbritannien zu Ende.

Die letzte Schachtanlage auf der Insel schloss für immer ihre Werkstore. Man braucht bloß in die Geschichtsbücher zu blättern, dann weiß man, wie mächtig einst die britischen Bergarbeitergewerkschaften waren. Selbst die als „Eiserne Lady“ bekannte britische Premierministerin Margaret Thatcher, die von 1979 bis 1990 regierte, behandelte die Bergarbeiter mit großem Respekt. Sehr groß war einst deren Einfluss auf ihre straff organisierten Mitglieder. Ein Wahlempfehlung von der Gewerkschaftsleitung konnte am Ende bei Wahlen den Ausschlag für eine bestimmte Regierungsbildung geben. In Deutschland vermieden es der jeweils regierende Bundeskanzler und die Ministerpräsidenten in den Steinkohle fördernden Bundesländern Saarland und Nordrhein-Westfalen ebenfalls, sich mit den Bergarbeitern und deren Gewerkschaften anzulegen. Seit Jahren gibt es keine separate Gewerkschaft für Bergleute mehr in Deutschland. Längst haben sich die Minenarbeiter mit ihren Kollegen aus den Bereichen der Chemie und der Energie zu einer Gewerkschaft zusammengeschlossen. Das ist auch verständlich, denn seit Mitte Dezember 2015 die im Landkreis Recklinghausen stehende Zeche Auguste Viktoria die Kohlenförderung eingestellt hat, gibt es hierzulande noch zwei Schachtanlagen. Deren Ende steht auch bereits fest. Im Jahre 2018 werden diese Bergwerke schließen und damit ist dann der Steinkohlenbergbau in der EU Historie. Natürlich werden auch gute, alte Bergmannstraditionen bald für immer verschwinden. Im Ruhrgebiet und im Saarland gab es Volksfeste zu Ehren der Heiligen St. Barbara, der Schutzpatronin aller Bergleute. Zahlreiche Schützenfeste haben Bergmannskapellen mit ihrer schwarzen Tracht und dem Eingangslied „Glück Auf, der Steiger kommt“ bereichert. Der Fußballverein Schalke 04, den ältere Mitbürger immer noch nach dem Lehrling im Bergbau „Knappen“ nennen, ließ bei Nationalspielen, die in Gelsenkirchen-Schalke ausgetragen wurden, die Bergmannskapellen die Nationalhymnen aufspielen. Natürlich ist es so: Da wo keine Bergleute mehr vorhanden sind, dort sind auch keine Bergmannstrachten mehr zu sehen und keine Bergmannskapellen mehr zu hören. Man kann sich ja schnell ausrechnen, wenn 2018 die letzten Bergwerke schließen werden und ein unter Tage arbeitender Mann ist dann Mitte 40 Jahre alt, kann er noch drei bis vier Jahrzehnte sich in seiner Freizeit in Bergmannsvereinen betätigen. Nach ihm kommende Generationen haben dann keine Ahnung mehr, was es heißt, tagtäglich bei glühender Hitze in einer Tiefe von rund 1.300 Metern Kohle zu gewinnen. Dass die Bergmannstradition nicht für immer verschwindet, ist die Aufgabe des Deutschen Bergbau-Museums in Bochum. In der westfälischen Stadt kann man nicht nur symbolisch den Bergmannsgruß „Glück Auf“ erwähnen, man kann diesen Gruß leibhaftig unter Tage im Bergbaumuseum sagen. Das Streckengelände unter Tage hat eine Läge von 2,5 Kilometern, von denen knapp 900 Meter begehbar sind. Auf 12.000 Quadratmetern kommen über Tage die Ausstellungsflächen. Sogar einen stilgetreuen Förderturm können die Besucher in Bochum bewundern. Der Förderturm der Dortmunder Zeche Germania kam 1974 nach Bochum. Das Bergbaumuseum mit knapp 150 Mitarbeitern kann jährlich rund 370.000 Gäste aus aller Welt begrüßen. Voller Stolz können diese dann sagen, sie haben das größte Bergbaumuseum der Welt besichtigt. Einige der vielen Sehenswürdigkeiten dort sind eine alte Brikettpresse aus dem Jahre 1901. Von der Bochumer Zeche „Hannover“ stammt eine Fördermaschine aus dem Jahre 1905. Wertvollstes Stück in Euro ausgedrückt ist ein Schwarzer Diamant. Er weist 3,4 Karat auf und wurde von einem Bochumer Goldschmied 2011 dem Museum zur Verfügung gestellt. 

Deutsches Bergbau-Museum
Am Bergbaumuseum 28
44791 Bochum
www.bergbaumuseum.de

Das Deutsche Bergbau-Museum sorgt dafür, dass auch die Nachwelt, die keinen Vater oder Opa mehr aufweisen kann, der Bergmann von Beruf war, wissen, was es einst bedeutete, Kohlen zu fördern. Nicht nur die Gewinnung von Kohle wird dargelegt, auch das traditionsreiche Bergmannsleben mit seinen Trachten, festlichen Umzügen und Gebräuchen wird zur Schau gestellt. Dazu zählt auch die Bergmannssprache. Redewendungen wie „Glück Auf“, „Kumpel“, „Pütt“ und viele andere Begriffe bleiben hier noch für viele Generationen in Erinnerung. Das Deutsche-Bergbaumuseum Bochum befindet sich in 44791 Bochum und hat eine eigene U-Bahnstation. Die U 35 fährt über Bochum Hauptbahnhof zur Station Deutsches Bergbau-Museum. Vom Herner Bahnhof führt diese Linie auch direkt zum Deutschen-Bergbaumuseum. Bochum verfügt über einen großen Hauptbahnhof, an dem alle IC und ICE-Züge halten. In unmittelbarer Nähe befinden sich die Flughäfen Dortmund, Münster, Düsseldorf und Köln. (Text/Bild: VTN)