5Foto: Wolfgang Behrens

Der im Süden des alten Westberlins gelegene Bezirk Neukölln macht oft bundesweite Schlagzeilen. Mal geht es um überforderte Lehrer, mal um die hohe Anzahl an Transferempfängern. Dabei hat dieser ehemalige Bezirk im amerikanischen Sektor sehr zahlreiche Facetten, mit Licht und Schatten. Das trifft ja auf jede Stadt zu.
Neukölln hat rund 326.00 Einwohner. Mit fast 7.500 Einwohnern auf einem Quadratkilometer kann man von einer sehr dichten Besiedelung sprechen. 5 Ortsteile umfasst der aus 44,93 Quadratkilometern bestehende Bezirk. Wäre Neukölln von Berlin losgelöst, käme man von der Einwohnerseite her auf Platz 22 der deutschen Städte.

Nach dem Fall der Mauer sind gerade in Neukölln viele Arbeitsplätze in Fabriken und Produktionsstätten wie Zigarettenmanufakturen und Kaffeeröstereien entfallen. Die nicht mehr vorhandene Berlin-Zulage machte für einige Firmen den Standort mit eigenem Hafen nicht mehr attraktiv genug. Bis heute hat sich Neukölln noch nicht ganz von diesem rasanten Wegfall der Arbeitsplätze erholt. Fast 100.00 Bürger, egal ob im Babyalter oder schon Greis, erhalten Leistungen von „Vater Staat.“ Seien es Leistungen vom Sozialamt oder vom Jobcenter nach den Hartz-IV Gesetzen. Ohne diese staatlichen Gelder könnten viele Neuköllner Bürger nicht ihr Leben bestreiten. Dabei hat Neukölln auch die Sonnenseiten anzubieten! Große Forschungseinrichtungen sind hier angesiedelt, das größte Hotel Deutschlands hat in unmittelbarer Nähe der Sonnenallee seinen Sitz. Sonnenseite in der Sonnenallee sozusagen. In diesem Hotel namens ESTREL finden sowohl internationale Arztkongresse als auch Bundesparteitage von Parteien statt. Jeden Tag weht ein Hauch von Las Vegas durch dieses Hotel. Ein Showprogramm der internationalen Spitzenklasse bietet den Gästen aus Nah und Fern eine bunte Abwechslung zum Feierabend oder beim Berlinbesuch an. Wer sich nun fragt, woher er den Namen Sonnenallee noch kennt, dem sei geholfen: Zu Mauerzeiten gab es hier den Grenzübergang in die „Hauptstadt der DDR.“ 1999 drehte Regisseur Leander Haußmann den Spielfilm „Sonnenallee“ mit Detlev Buck, Henry Hübchen, Katharina Thalbach und Winfried Glatzeder in den Hauptrollen. Neukölln kann noch etwas anbieten: Der ranghöchste Diplomat hat hier seinen Amtssitz. Der Botschafter des Vatikanstaates ist hierzulande der Sprecher des Diplomatischen Corps. Der Doyen (das Wort stammt aus Frankreich und bedeutet so viel wie Dekan oder Ältester) aller in Deutschland tätigen Diplomaten hat nicht nur wie andere Repräsentanten den Titel Botschafter. Der Vertreter des Papstes darf sich Nuntius nennen und hat seine Diensträume in der Neuköllner Lilienthalstraße 3. Auch hier kommt die Besonderheit und der hohe Rang dieses Botschafters zum Ausdruck! Nicht die Botschaft ist offiziell dort angesiedelt, sondern die „Apostolische Nuntiatur.“ Der Nuntius arbeitet nicht in einer Botschaft, er ist in einer Nuntiatur tätig. Zu diesem immer pulsierenden Bezirk ist noch zu sagen: Menschen aus über 150 Nationen sind hier zu Hause. Das bedeutet, wer einmal von A wie Armenisch über B wie Bulgarisch bis hin zu Z wie Zypriotisch Essen gehen oder Lebensmittel aus diesen Ländern kaufen möchte, ist hier genau am richtigen Ort. Große Einkaufsstraßen sind die Karl-Marx-Straße und die Hermannstraße. Wer frische Milch oder frisches Obst, Gemüse und Kartoffeln kaufen möchte aus deutschen Landen, ist auch hier richtig! Neukölln hat als einer der ganz wenigen Berliner Bezirke noch Bauernhöfe anzubieten. Das sind keine Schauhöfe, sondern bäuerliche Betriebe wie in Oberbayern oder Ostfriesland. Ja, es gibt in Neukölln noch Familien und angestellte Helfer, die einzig und allein vom Verkauf der bäuerlichen Produkte und dem Verkauf von Fleisch und Milch leben. Wie bereits erwähnt, Neukölln bietet Vielfalt seinen Bürgern und den Gästen an. Berlin ist immer einen Besuch wert, Berlin-Neukölln erst recht. (Text: VTN)

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