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Palazzo Madama und Palazzo Reale gehören zum UNESCO-Weltkulturerbe. Foto: Ingrid Müller-Mertens

Auf der Karte der touristischen Ziele gibt es noch so manchen „weißen Fleck“, sogar in Italien, einem der beliebtesten Reiseländer der Deutschen. Einer davon ist die überraschend sehenswerte Stadt Turin, im Norden des Landes, die man eher mit Fußball, Fiat und Ferrero verbindet, als mit prachtvollen Barockbauten, königlichen Residenzen und faszinierenden Sehenswürdigkeiten. Dass die lieblich in der Po-Ebene und den Alpen-Ausläufern gelegene Metropole bisher noch nicht zum Touristen-Hotspot geworden ist, lag vielleicht auch an der komplizierten Anreise. Das könnte sich nun ändern. Die Fluggesellschaft Blue air fliegt seit Mai jeweils montags, mittwochs und freitags von Berlin-Tegel direkt nach Turin und zurück. In gut anderthalb Stunden ist man bequem und preiswert (19,95 Euro pro Strecke, inclusive Snack) in der ehemaligen Hauptstadt Italiens und kann dieses Kleinod im Herzen des Piemont entdecken.

 

Stadt der Könige

Das Gesicht der Stadt ist von dem Adelsgeschlecht der Savoyer geprägt, die seit dem Hochmittelalter hier herrschten und von 1861 bis 1946 die Könige Italiens stellten. So hat die Prachtstadt viel an Kunst- und Kulturschätzen zu bieten und überwältigt mit monumentalen Barockfassaden. Das Gesamtensemble der savoyischen Paläste, höfischen Residenzen und Denkmäler ist einzigartig in Europa und gehört zum Weltkulturerbe der UNESCO, darunter der Palazzo Madama und der Palazzo Reale.

Stadt der Kirchen

Üppig ausgestattete Kirchen findet man in der ganzen Stadt. Ob die Zwillingskirchen auf der Piazza San Carlo, diverse Wallfahrtskirchen oder die Basilika von Superga, bis heute Begräbnisstätte der Savoyer, man ist überwältigt von der barocken Pracht und einer ganz eigenen mystischen Atmosphäre. Besonderer Anziehungspunkt der Dom des Hl.Johannes. Hier lagert seit dem 16.Jahrhundert das weltbekannte Turiner Grabtuch, in das nach der Überlieferung Jesus nach der Kreuzabnahme eingenäht wurde und das ein männliches Antlitz, Körperabdruck und Blutspuren zeigt. Ob Reliquie oder doch nur Ikone – schlüssige Beweise gibt es nicht, der Vatikan schweigt. Aber die beeindruckende Renaissancekirche und die spannend dokumentierte Geschichte des Leinentuches seit dem 6.Jahrhundert sollte man sich nicht entgehen lassen. Und wer noch mehr Magie und Mystik erleben möchte, dem sei die „Magical Mysterie Tour“ empfohlen, ein bißchen Gruseln zu nächtlicher Stunde zwischen Engeln, Teufeln und finsteren Legenden.

Sehenswürdigkeiten der Superlative

Die königlichen Kunstsammlungen der Savoyer zeigen, dass die Dynastie eine der reichsten Europas gewesen ist. Ob das Waffenarsenal, die Gemäldegalerien, das Kunsthstorische Museum oder das Nationalmuseum der italienischen Renaissance – die Auswahl fällt schwer. Im Museum Egizio kann man die bedeutendste Sammlung altägyptischer Kunst in Europa bestaunen. Unbedingt anschauen sollte man sich aber das Nationale Kino-Museum im Turm Mole Antonelliana, dem Wahrzeichen von Turin. Ein Tempel der Filmkunst, in dem man aus dem Staunen nicht herauskommt. Einzigartig die Fahrt in die Turmspitze. In 59 Sekunden erreicht man freischwebend an Stahlseilen die 85 Meter hoch gelegene Panoramaterrasse, von der aus sich ein fantastischer Rundumblick bis hinein in den Alpenbogen öffnet.

Flanieren, Shoppen und Genießen

Turin lädt mit seinen insgesamt 18 Kilometern langen Arkaden entlang der Prachtboulevards – auch das ist einzigartig in der Welt – wunderbar zum Flanieren ein. Unter den monumentalen eleganten Laubengängen kann man in stilvollen Boutiquen, Antiquitätenläden, kleinen Kunstgalerien, Buchhandlung und edlen Markenshops stöbern. Die verschiedensten Restaurants und nostalgischen Kaffeehäuser im authentischen Jugendstil laden zu landestypischen Köstlichkeiten ein. Das Wort „Kalorien“ vergisst man hier ganz schnell.

Über vieles wäre noch zu sprechen: Die prächtigen Plätze, die imposanten Brücken, Europas größten Freiluftmarkt, originell gestaltete Parkanlagen, Kultur und Nachtleben   und die beeindruckenden technischen Zeugnisse der Fiat-Dynastie. Aber nicht unerwähnt bleiben soll die Hundeliebe der Turiner, die zum besonderen Flair dieser modernen, weltoffenen, lässigen Stadt gehört . Überall und immer werden die offenbar heißgeliebten Vierbeiner der unterschiedlichsten Rassen mitgeführt, gern auch zwei oder drei. Überall sieht man stolze Hundebesitzer im freundschaftlichen Palaver, während ihre Lieblinge ausgelassen herumtollen. Niemanden würde das stören.

Die Piemont-Region gilt selbst unter Italienkennern oft noch als Geheimtipp. Wer ihre herrlichen Seen, Schlösser und Landschaften gesehen hat, wird schnell verzaubert sein. Sehenswert ist auch das endlose, weinbewachsene Hügelmeer des Monferrato, wo Spitzenweine wie der Barolo und der Barbaresco entstehen. Ebenfalls ein Highlight der Piemont-Region sind die von mediterranem Flair umwehten Seen wie der Lago Maggiore und der Ortasee. Ein Land der Könige und eine königliche, dynamische  Stadt mit einem ganz besonderen Charme und modernem Lebensgefühl –  nur anderthalb Flugstunden von uns entfernt. (Text/Foto: INGRID MÜLLER-MERTENS JUNI 16, 2016)

www.blueairweb.com

www.turismotorino.org

Bildergalerie:

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