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Der Komponist, Sänger und Schauspieler Willy Ostermann: Die rheinische Metropole Köln ist bekannt durch den Karneval, den Dom und die fleißigen Heinzelmännchen. Köln ist auch Geburtsstätte zahlreicher Künstler. Der von 1905 bis 1989 lebende Volkssänger Willy Schneider kam hier zur Welt und ist in „seinem Cölle“ verstorben. Der Theaterintendant, Volksschauspieler und Sänger Willy Millowitsch, der von 1909 bis 1999 lebte, kam hier ebenfalls zur Welt und ist auch in seiner Geburtsstadt verstorben. Das Künstlerehepaar Lotti Krekel und Ernst Hilbich, beide Sänger und Schauspieler, erblickten am Rhein das Licht der Welt und fühlen sich bis heute hier sehr wohl. Der in Köln geborene Moderator, Synchronsprecher und Schauspieler Dirk Bach hat uns viel zu früh und zu jung im Jahre 2012 verlassen. Er wurde gerade einmal 51 Jahre alt und ist und bleibt für immer in den Herzen seiner zahlreichen Fans.

Die Musikbands Höhner und Bläck Fööss singen ihre erfolgreichen Lieder im kölschen Dialekt. Wenn das nicht einmal der Fall sein sollte, handelt das in hochdeutsch gesungene Lied zumindest von der Stadt Köln. Es ist eine tiefe Verwurzelung, die die Kulturschaffenden mit ihrer Heimatstadt Köln eingegangen sind. Ein Künstler hat es sogar geschafft, dass seine Fans und die Stadtväter eine Medaille vergeben, die seinen Namen trägt. Wilhelm „Willi“ Ostermann kam 1876 in Köln zur Welt und verstarb dort 1936. Schon als Schuljunge besserte er sein Taschengeld durch kleine Bühnenauftritte auf. Er erlernte ein Handwerk und war nebenberuflich als Künstler tätig. Er wollte schon in jungen Jahren auf der Bühne stehen und probierte alles aus. Er betätigte sich im Marionettentheater, in Varietés, Theatern und betrat kleine Bühnen in Gasthäusern. Mal sang Willi Ostermann selbst komponierte Lieder, mal trug er selbstverfasste Gedichte vor. Es reichte am Anfang immer nur dazu, die karge Gage als Taschengeld zu betrachten. Sein Kindheitstraum, ein hauptberuflicher Künstler zu werden, wollte sich scheinbar nicht erfüllen. Es lag auch daran, der Sänger und Verfasser seiner eigenen Lieder konnte weder Noten lesen noch schreiben. Ein Lichtblick erstrahlte den Kölner 1899. Im Kölner Stadtteil Deutz fand ein Schützenfest statt. Er schuf das passende Lied dazu. Es trug den Titel „Et Düxer Schötzefeß“, was auf hochdeutsch bedeutet: „Das Deutzer Schützenfest.“ Seit dieser Zeit war Willi Ostermann auf dem Weg nach oben auf der Karriereleiter. 1906 verfasste der Künstler seine ersten Lieder zum Karneval, die allesamt Gassenhauer wurden. Kutscher, Schulbuben und Dienstmägde sangen seine Lieder, ohne oft zu wissen, wer dieses Lied zu Papier gebracht hatte. Die Antwort hätte auch korrekt lauten müssen: Der Kapellmeister Emil Palm, der in Köln 1890 zur Welt kam und 1963 verstorben ist, schrieb die Noten auf. Willi Ostermann sang dem Freunde Palm die

Lieder vor und der schrieb die passenden Noten nieder. Die enge Freundschaft der beiden Männer wurde auch familiär besiegelt. Ostermann heiratete 1911 Käthe Palm, die Schwester seines Freundes Emil. Die beiden Musiker komponierten zusammen den Schlager „Regentropfen, die an dein Fenster klopfen.“ Willi Ostermann komponierte als Solist über 100 Lieder. Dazu zählen „Aber sonst“, „Ach, lieber Schaffner“, „An der Ahr, an der Ahr“, „Villa Billa“, „Lieschen, nur ein kleines bieschen“, „Madeira“, „Meine Mathilde, die ist im Bilde“, „Ach Marie, komm mit mir aufs Standesamt“, „Ober! Schnell noch eine Runde her!“ und sein millionenfach verkauftes Lied „Rheinlandmädel.“ Da lautet eine Textzeile „Und sollt ich im Leben ein Mädel mal freien, dann muss es am Rhein nur geboren sein.“ Es entstand 1927 und wird heute noch gerne bei Hochzeiten im Rheinland aufgespielt, natürlich nur dann, wenn die vom Bräutigam auserwählte Braut am Rhein zur Welt gekommen ist. In seinem Lied „Och, wat war dat fröher schön doch en Colonia“ heißt es im Text: „Ich mööch zu Foß no Kölle gon.“ Der Komponist hat die öffentliche Aufführung seines Textes und der Melodie, wo man zu Fuß fern der Heimat entfernt nach Köln gehen möchte, nicht mehr erleben dürfen. Er verstarb in einer Klinik nach einer schweren Magenoperation. Das besagte Lied schrieb er im Krankenzimmer. An seinem Grabe erklang erstmals dieses Lied, das heute als „Kölner Hymne“ gilt. Es ist überliefert, über 35.000 Kölner Bürger säumten die Straßen, als der Trauerzug von der Kölner Straße „Neumarkt Nr. 33“, seinem Wohnhaus, sich zum Melaten Friedhof in Bewegung setzte. Die sonst so auf Umsatz und Gewinn bedachte Kaufmannsschaft schloss sogar am 6. August 1936, einem Werktag, die Ladentüren. Die Kaufleute und deren Mitarbeiter standen zusammen mit der Kundschaft am Straßenrand dunkel gekleidet Spalier, als der Sarg mit dem Leichnam des Künstlers an ihnen vorbei getragen wurde.

Für drei Filme komponierte der Kölner die Filmmusik. Es waren die Filme „Das Rheinlandmädel.“ Hier wirkte Willi Ostermann auch als Schauspieler mit. Er stellte einen Schlagertexter dar. Für den Film „Der Traum vom Rhein“ schrieb er ebenfalls nicht nur die Melodie, hier trat er auch auf. Als Chef eines Gesangsquartetts ist er in diesem Streifen zu hören und sehen. Für den Film „Einmal möcht ich keine Sorgen haben“ verfasste er die Melodie. 1967 gründete sich in Köln die „Willi – Ostermann – Gesellschaft e. V.“ Sie pflegt das Andenken des großen Kölner Künstlers. Seit dieser Zeit wird auch die „Willi – Ostermann – Medaille“ vergeben. Sie ist die höchste Auszeichnung der Stadt in Zusammenarbeit mit dem Verein für Verdienste im Kölner Karneval. Preisträger sind u. a. Willy Schneider, Bläck Fööss, Höhner, Willy Millowitsch und der ehemalige WDR – Intendant Fritz Pleitgen. Nicht nur in Köln, in vielen anderen rheinischen Städten und Gemeinden auch, gibt es Straßen und Plätze, die nach Willi Ostermann benannt sind. Die Colonia – Dampfschifffahrt in Köln hat in ihren Diensten ein Fahrgastschiff, das nach dem „Kölsche Jung“ benannt worden ist.
www.dampfschifffahrt-colonia.de

www.willi-ostermann.de (Offizielle Webanschrift der Willi - Ostermann – Gesellschaft Köln 1967 e.V.) 

www.stadt-koeln.de

Unser Fazit: Der Kölner Komponist Willi Ostermann ist auch über 80 Jahre nach seinem Tod immer noch eine feste Größe weit über die Grenzen des Rheinlandes hinaus. Heute noch werden in geselliger Runde, sei es bei Feiern, in Kegelvereinen und natürlich im Karneval, seine Lieder gesungen. Da kehrt der Komponist an seine Anfänge zurück. Vor dem Ersten Weltkrieg sangen die Menschen um den Kölner Dom herum seine Lieder, ohne zu wissen, wer die Lieder verfasst hatte. Heute sind die Lieder des Kölners noch recht bekannt, wer dahinter steckt, ist sehr oft in Vergessenheit geraten außerhalb der Domstadt. (Text/Foto: VTN)